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Neue Entwicklungen für Therapie von Hirntumoren

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(Wien, 28-08-2024) Die Theranostik integriert molekulare Bildgebung und gezielte Radionuklidtherapie – ein Konzept, das für die Therapie verschiedener Krebsarten bereits in klinischem Einsatz ist. Ein unter der Leitung von Matthias Preusser von der MedUni Wien verfasstes Positionspapier der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) fasst das Potenzial dieses Konzepts für die Behandlung von Hirntumoren zusammen. Das Paper wurde aktuell in „The Lancet Oncology“ publiziert.

Der Theranostik, eine Kombination aus Therapie und Diagnostik, spielt in der Präzisionsmedizin eine zunehmend wichtige Rolle. In randomisierten klinischen Studien haben sich theranostische Behandlungen bereits als wirksam erwiesen und sind inzwischen für die personalisierte Therapie von Prostatakrebs und neuroendokrinen Tumoren zugelassen. Die Autor:innen des EORTC-Positionspapiers sehen in diesem Konzept Potenzial für die Therapie von Hirntumoren wie Gliomen, Meningeomen und Hirnmetastasen von Lungen-, Brust- oder Hautkrebs. „Der klinische Bedarf an neuen Behandlungsoptionen bei diesen Tumoren ist groß“ betont Matthias Preusser, Leiter der klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien. Denn trotz großer Fortschritte in den vergangenen Jahren bleibt die Sterblichkeit bei Patient:innen mit Hirntumoren hoch.

Chancen und Problemstellungen für die neue klinische Anwendung werden von den Autor:innen des Papers dargelegt. Darüber hinaus werden Überlegungen zur effektiven Planung und Durchführung klinischer Studien zum theranostischen Behandlungskonzept bei Hirntumoren angestellt und logistische ebenso wie regulatorische Herausforderungen bei der Implementierung von Radionuklidtherapien in der neuroonkologischen Praxis thematisiert. „Eine durchdachte Entwicklung wird die erfolgreiche Übertragung des theranostischen Konzepts auf Hirntumore fördern“, sagt Matthias Preusser. Für Ende des Jahres ist im EORTC-Netzwerk und unter der Koordination von Preusser der Start der weltweit ersten prospektiv randomisierte Studie geplant, welche in 35 Zentren in zehn europäischen Ländern inklusive Österreich eine theranostische Therapie bei rezidivierten Meningeomen untersuchen wird (LUMEN-1, NCT06326190).

Die European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC)
ist eine unabhängige, nichtstaatliche, gemeinnützige Krebsforschungsorganisation mit Sitz in Brüssel. Ziel der EORTC ist die Koordinierung und Durchführung internationaler translationaler und klinischer Forschung, um Krebstherapien weiterzuentwickeln und zu verbessern. Ein spezialisiertes EORTC-Komitee hat das
Positionspapier im Rahmen einer strategischen Umfrage, einer Literaturrecherche und einer Konsensfindung unter seinen multidisziplinären und internationalen Expert:innenmitgliedern erstellt.

Publikation: The Lancet Oncology
Translating the theranostic concept to neuro-oncology: disrupting barriers.
Nathalie L. Albert, Emilie Le Rhun, Giuseppe Minniti, Maximilian J. Mair, Norbert Galldiks, Nelleke Tolboom, Asgeir S. Jakola, Maximilian Niyazi, Marion Smits, Antoine Verger, Francesco Cicone, Michael Weller, Matthias Preusser.
Doi: 10.1016/S1470-2045(24)00145-1
https://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(24)00145-1/fulltext