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Wirksamkeit von Seminar zur Stressbewältigung bei Medizinstudent:innen in Studie bestätigt

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(c) 2015 Obak/Shutterstock

(Wien, 11-01-2024) Medizinisches Personal ist nicht nur im Arbeitsleben, sondern schon während der Ausbildung einem hohen Stressniveau ausgesetzt. In mehreren Studien wurde festgestellt, dass Stressbelastung und psychische Gesundheitsprobleme bei Medizinstudent:innen höher ausgeprägt sind als bei vergleichbaren Gruppen. Um dem entgegenzuwirken, wurde an der MedUni Wien 2018 das Seminar „Umgang mit eigenem Stress“ als verpflichtender Teil des ersten Jahres des Medizinstudiums eingeführt. Ziel des Seminars war und ist, das Stress- und Burnout-Risiko bei den Studierenden zu verringern und ihre Gesundheitskompetenz sowie ihre Bewältigungsstrategien zu verbessern. Wie eine aktuell im Fachmagazin „BMC Medical Education“ publizierte Studie der MedUni Wien ergibt, reduzierten sich bei den Teilnehmer:innen Stress- und Burnout-Symptome nachweislich.

Im Rahmen der Studie wurden Daten zu Burnout-Risiko, Lebenszufriedenheit, Stresslevel und Wissen über verfügbare Hilfsangebote vor und nach dem Besuch des Seminars „Umgang mit eigenem Stress“ an der MedUni Wien erhoben. Da der Unterricht Covid-19-bedingt für einige Zeit online stattfinden musste, konnten zudem im Beobachtungszeitraum 2020-2023 die Unterschiede in der Wirksamkeit von live und virtuell abgehaltenen Seminareinheiten eruiert werden. Fazit der Erhebungen via Online-Fragebogen: Student:innen, die vor Ort am Seminar teilnahmen, berichteten über eine unmittelbare Verringerung von Burnout-Symptomen, einen Rückgang an Stressbelastungen und wussten besser über Unterstützungsmöglichkeiten Bescheid. Teilnehmer:innen des Online-Seminars verzeichneten zwar einen ähnlichen Wissensanstieg, aber keine Veränderungen bei Parametern der psychischen Gesundheit. In der Kontrollgruppe, bestehend aus Medizinstudierenden früherer Jahrgänge, in denen das Seminar noch nicht Teil des Studiums war, wurde keiner der positiven Effekte festgestellt.

Soziale Interaktion als Schlüsselkomponente
Soziale Interaktionen mit dem Lehrpersonal und anderen Studierenden sowie Gruppenaktivitäten schienen die Schlüsselkomponenten für die positive Wirkung des Seminars zu sein, da die meisten positiven Effekte nicht beobachtet werden konnten, wenn die Studierenden an einer Online-Version des Seminars teilnahmen. „Es scheint wahrscheinlich, dass die beobachteten Effekte nicht auf Medizinstudent:innenen beschränkt sind, sondern auch für andere vergleichbare Studierendenpopulationen gelten. Zukünftige Studien sind jedoch notwendig, um dies zu untersuchen“, so die Schlussfolgerung der Studienautor:innen Benedikt Till, Thomas Niederkrotenthaler (beide Zentrum für Public Health der MedUni Wien) und Angelika Hofhansl (Teaching Center der MedUni Wien).

Überlastung durch Leistungsdruck
Als wesentliche Ursache für das hohe Stressniveau bei Medizinstudent:innen wurde in früheren Studien Überlastung durch Leistungsdruck identifiziert. Laut einer kürzlich durchgeführten Metaanalyse von Studien, in denen Burnout mit psychometrischen Maßstäben erfasst wurde, beträgt die Prävalenz von Burnout-Symptomen bei Medizinstudent:innen 37 Prozent, in einigen Forschungsarbeiten ist sogar von mehr als 50 Prozent die Rede. In mehreren Studien wurde zudem festgestellt, dass Medizinstudent:innen mit Burnout-Symptomen schlechtere Leistungen in ihrer beruflichen Entwicklung erbringen und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Suizidgedanken aufweisen.

Publikation: BMC Medical Education
Effects of the mental health promotion seminar ‘Coping with stress’ in the undergraduate medical curriculum of the Medical University of Vienna
Benedikt Till, Angelika Hofhansl & Thomas Niederkrotenthaler
https://bmcmededuc.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12909-023-05019-0