(Wien, 02-07-2024) Biomarker im Darmmikrobiom zu identifizieren, die mit Long-COVID in Verbindung stehen, ist das Ziel des Forschungsteams um Thomas Vogl vom Zentrum für Krebsforschung der MedUni Wien. Zur Unterstützung dieses Vorhabens steht nun der „Global Grant for Gut Health“ zur Verfügung, der von Yakult und Nature Portfolio vergeben wird.
„Wenn es uns gelingt, Biomarker zu finden, die sowohl das Long-COVID-Risiko einer Person anzeigen als auch therapeutische Ziele gegen die Erkrankung darstellen, könnte dies unsere Möglichkeiten zur Behandlung und vielleicht sogar zur Vorbeugung von Long-COVID in Zukunft entscheidend verbessern“, fasst Thomas Vogl die Bedeutung der Forschungsarbeit zusammen.
Im Rahmen des mit dem Grant unterstützten Projekts wird die erste Untersuchung großer Kohorten durchgeführt, um potenzielle Signaturen im Zusammenhang mit der Entwicklung von Long-COVID zu entdecken. Dazu werden bei 800 Patient:innen mit COVID bzw. Long-COVID jeweils ein Profil der Antikörperreaktionen gegen 357.000 mikrobiotische und virale Antigene erstellt.
Um zu den benötigten Daten zu gelangen, arbeitet das Team mit Forscher:innen des University Medical Center Groningen in den Niederlanden zusammen. Dort wurden Blutproben sowohl von Personen nach einer SARS-CoV-2-Infektion (die COVID-HOME-Kohorte) als auch von der Allgemeinbevölkerung über 15 Jahre hinweg (die Lifelines-Kohorte) gesammelt. Das Lifelines-Projekt geht auf die Zeit vor der Pandemie zurück, „und wir wissen von mindestens 600 Personen in dieser Kohorte, die seither Long-COVID entwickelt haben“, so Thomas Vogl: „Damit haben wir die einmalige Chance, Antikörper aus Proben zu messen, die vor und nach einer COVID-Infektion entnommen wurden.“ So können die Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmmikroben sowie die mikrobielle Aktivität und Interaktion mit dem Immunsystem bestimmt werden. Analysiert werden auch Proben von Patient:innen, die an COVID-19 erkrankt sind, aber keine Long-COVID entwickelt haben, um Biomarker für Long-COVID zu identifizieren.
Zur Person:
Thomas Vogl promovierte in molekularen biomedizinischen Wissenschaften und Biotechnologie an der Technischen Universität Graz. Nachdem er zunächst hauptsächlich an molekularbiologischen Experimenten gearbeitet hatte, konzentrierte er sich als Postdoc in Australien und Israel auf Bioinformatik und künstliche Intelligenz. Bei seiner Arbeit am Weizmann Institute of Science setzte Vogl Roboter-Pipelines zur Handhabung von Flüssigkeiten ein, um große Datensätze über das Zusammenspiel zwischen dem menschlichen Immunsystem und dem Mikrobiom zu generieren. Im August 2022 wurde er Gruppenleiter an der Medizinischen Universität Wien und übernahm kürzlich eine Tenure-Track-Assistenz-Professur. Thomas Vogl hat mehrere Arbeiten über das Zusammenspiel zwischen Mikrobiom und Immunsystem veröffentlicht und ist Koordinator des EU Horizon Health-Konsortiums ID-DarkMatter-NCD.