(Wien, 7. Juni 2024) Immuntherapie ist eine der Säulen im Kampf gegen Krebs und zielt darauf ab, das eigene Immunsystem für den Kampf gegen einen Tumor zu befähigen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass die Entfernung bestimmter Enzyme, die epigenetische Prozesse regulieren, aus den sogenannten Dentritischen Zellen des Immunsystems deren Entwicklung beeinflusst und so die Anti-Tumor-Immunität verbessert. Diese Erkenntnis könnte zu neuen therapeutischen Strategien in der Immuntherapie führen. Die Studie von Cristiano De Sá Fernandes aus der Forschungsgruppe von Maria Sibilia vom Zentrum für Krebsforschung und dem Comprehensive Cancer Center von MedUni Wien und AKH Wien wurde aktuell in Cell Reports publiziert.
Krebszellen sind körpereigene Zellen, die ihren Platz und damit ihre Aufgabe im Körper verlassen und sich nicht wie vorgesehen teilen und entwickeln. Das Schwierige an ihrer Bekämpfung: Als körpereigene Zellen kann sie das Immunsystem nicht erkennen und bekämpft sie daher auch nicht. Hier setzt die Immuntherapie an: Sie befähigt das eigene Immunsystem, die Krebszellen zu identifizieren und die körpereigenen Abwehrkräfte zu aktivieren.
Dendritische Zellen (DCs) sind wichtige Zellen des Immunsystems, die aus Vorläuferzellen entstehen und durch Veränderung ihrer Genaktivität verschiedene Untergruppen bilden können. Diese Untergruppen erfüllen unterschiedliche Funktionen im Immunsystem. Es ist jedoch noch nicht genau bekannt, wie bestimmte epigenetische Veränderungen im Chromatin (dem Material, aus dem Chromosomen bestehen) diese Prozesse beeinflussen. In der Studie hemmten die Forscher:innen zwei Enzyme, welche solche epigenetische Prozesse regulieren, um zu sehen wie sich das auf die Entwicklung von Dentritischen Zellen auswirkt. Sie fokussierten sich dabei auf die spezifischen Enzyme HDAC1 und HDAC2.
Verbesserte Immunantwort
Durch Multi-Omics-Analysen, also die Analyse mehrerer biologischer Daten wie Genexpression und Chromatinzugänglichkeit, fanden die Forscher:innen heraus, dass die Entwicklung von bestimmten Untergruppen der Dentritischen Zellen durch das Fehlen von HDAC1 beeinträchtigt war. Das zeigt, dass HDAC1 eine entscheidende Rolle in deren Entstehen spielt. Fehlt HDAC1, ändern DCs ihre Immunantwort, was die Überwachung von Tumoren verbessert. Das Entfernen des Enzyms HDAC2 hatte hingegen keine großen Auswirkungen auf die Entwicklung der DCs.
Zusammengefasst zeigt die Studie, dass die Entfernung von HDAC1 die Entwicklung bestimmter DC-Untergruppen beeinflusst und die Anti-Tumor-Immunität verbessert. Diese Erkenntnisse könnten zu neuen therapeutischen Strategien in der Krebsimmuntherapie führen.
Diese Studie wurde im Rahmen des vom FWF geförderten PhD-Programms DocFunds “Tissue Home” durchgeführt, Erstautor Cristiano de Fernandes war Doktorand.
Publikation: Cell Reports
The histone deacetylase HDAC1 controls dendritic cell development and anti-tumor immunity
Cristiano De Sá Fernandes, Philipp Novoszel, Tommaso Gastaldi, Dana Krauß, Magdalena Lang, Ramona Rica, Ana P. Kutschat, Martin Holcmann, Wilfried Ellmeier, Davide Seruggia, Herbert Strobl, Maria Sibilia
https://doi.org/10.1016/j.celrep.2024.114308