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Ärztinnen vergeben gute Noten für Arbeitsbedingungen in Primärversorgungszentren

Umfrage der MedUni Wien erhebt Zufriedenheit von Ärztinnen in multiprofessionellen Einrichtungen
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(c) 2021 fizkes/Shutterstock

(Wien, 08-03-2024) Ärztinnen stellen den Arbeitsbedingungen in Primärversorgungseinheiten (PVEs) generell ein gutes Zeugnis aus. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der MedUni Wien zu Work-Life-Balance und Zufriedenheit unter den Ärztinnen, die in PVEs arbeiten. Nachholbedarf gibt es laut Studie in den Bereichen Verteilung der Arbeitsstunden und Zeit für zusätzliche Aktivitäten wie externe Lehre oder Fortbildungen.

Aktuell gibt es in Österreich 60 Primärversorgungseinheiten, bis 2025 sind insgesamt 127 PVEs österreichweit geplant. Primärversorgungseinheiten bestehen aus multiprofessionellen Teams, meist Allgemeinmediziner:innen oder Kinderärzt:innen mit Personen aus verschiedenen Gesundheits- und Sozialberufen wie Pflege, Sozialarbeit, Physio- und Psychotherapie.

Dem ärztlichen Personal sollen PVEs die Vorteile einer besseren und unmittelbareren Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen sowie modernere und familienfreundlichere Arbeitsbedingungen bieten. Das Versprechen war, dass vor allem Ärztinnen durch diese interdisziplinären Versorgungsstrukturen von einer besseren Work-Life-Balance profitieren sollen. Das Department für Primary Care Medicine der MedUni Wien erhob im Herbst 2023 unter 69 PVE-Ärztinnen  mittels einer anonymen Fragebogen-Studie den Status rund um Work-Life-Balance, Arbeitsaufwand und Zufriedenheit. 33 Prozent haben den Fragebogen vollständig beantwortet.

Die Zufriedenheitskurve verdeutlicht, dass die Arbeit in PVEs bei Ärztinnen durchaus auf positive Resonanz stößt. Sowohl dem interdisziplinären Setting (96 %) als auch der Work-Life-Balance (85 %) und dem Einkommen (85 %) werden nach dem Schulnotensystem sehr gute und gute Noten ausgestellt. Einzig zusätzliche Aktivitäten wie externe Lehre oder Fortbildungen sind neben der ärztlichen Tätigkeit besonders für die 33 Prozent der Ärztinnen mit Kindern in ländlichen Regionen kaum umsetzbar.

Junge Ärztinnen in ländlichen Regionen haben weniger Zeit für Lehre, Forschung und  Fortbildung
Genau die Hälfte der 60 PVEs in Österreich befindet sich außerhalb einer Landeshauptstadt. Von den befragten Frauen sind 70 Prozent in PVEs im ländlichen Raum tätig. Mehr als drei Viertel (77 %) der befragten Frauen sind zwischen 25 und 44 Jahre alt und haben Kinder. Alter und Mutterschaft haben sowohl auf die Anzahl als auch auf die Verteilung der Arbeitsstunden einen großen Einfluss auf PVE-Ärztinnen in ländlichen Regionen. Bei der Verteilung der Arbeitsstunden der Mütter liegt der Schwerpunkt bei den jüngeren Ärztinnen (25-34 Jahre) auf sonstigen Tätigkeiten. Dazu gehören etwa interdisziplinäre Schulungen oder Koordination von Selbsthilfegruppen. Dokumentation und Verwaltung nehmen bei beiden Altersgruppen etwa gleich viel Zeit in Anspruch.

Auch Primärversorgungszentren helfen wenig darüber hinweg, dass weibliche Ärztinnen mit Kinderbetreuungspflichten in ländlichen Regionen weniger Zeit am Arbeitsplatz, aber vor allem auch für wichtige Fortbildungen und Lehrengagement an Universitäten, verbringen als sie vielleicht wollen“, erklärt Studienautor Florian Stummer vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien, „hier wären weitere Unterstützungsmaßnahmen notwenig wie verbesserte Kinderbetreuung und vermehrte Angebote von Hybrid-Fortbildungen und Lehrmöglichkeiten.“