(Wien, 22.03.2024) Seit 1999 besteht die Standardtherapie für lokal fortgeschrittenen Gebärmutterhalskrebs aus externer Strahlentherapie mit gleichzeitiger Chemo- und anschließender Brachytherapie. Da die Prognose für Patient:innen trotz dieser Maßnahmen nach wie vor in vielen Fällen schlecht ausfällt, wird intensiv nach neuen Optionen geforscht. Ein internationales Team unter Beteiligung der MedUni Wien hat in einer groß angelegten klinischen Studie gezeigt, dass der immuntherapeutische Wirkstoff Pembrolizumab in Kombination mit einer Chemoradiotherapie im Vergleich zur alleinigen Chemoradiotherapie zu einer statistisch signifikanten Verbesserung führt. Die Studienergebnisse wurden kürzlich im Spitzen-Journal „The Lancet“ publiziert.
Durchgeführt wurde die randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte klinische Phase-3-Studie an 176 medizinischen Zentren in 30 Ländern, darunter das AKH Wien unter Koordination von Studien-Co-Autor Stephan Polterauer (Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien, Gynecologic Cancer Unit/CCC und Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie) in Kooperation mit der Universitätsklinik für Radioonkologie. Als Probandinnen wurden Erwachsene mit neu diagnostiziertem, lokal fortgeschrittenem Hochrisikogebärmutterhalskrebs nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Ebenfalls nach dem Zufallsprinzip wurden die 1060 Teilnehmerinnen zwischen Juni 2020 und Dezember 2022 der Behandlung zugewiesen, davon 529 der Pembrolizumab-Chemoradiotherapie-Gruppe und 531 der Placebo-Chemoradiotherapie-Gruppe. Wie die Beobachtungen der Forscher:innen zeigten, verbesserte die Kombination aus Pembrolizumab und Chemoradiotherapie das progressionsfreie Überleben bei den Patientinnen signifikant. Auch das Gesamtüberleben stieg mit der Zugabe des monoklonalen Antikörpers und betrug 87 Prozent in der Pembrolizumab-Chemoradiotherapie-Gruppe (gegenüber und 81 Prozent in der Placebo-Chemoradiotherapie-Gruppe).
„Bei Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem Zervixkarzinom besteht ein dringender Bedarf für effektive, zielgerichtete Therapiemöglichkeiten. Alle Daten weisen darauf hin, dass die Wirkung der Chemoradiotherapie durch die immunstimulierenden Eigenschaften von Pembrolizumab verstärkt werden kann“, berichtet Stephan Polterauer über das zentrale Ergebnis aus einer der größten Studien bei Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs. Die Forschungsarbeit, so Polterauer, wird aller Voraussicht nach den aktuellen Behandlungs-Standard ändern. „Eine Zulassung der neuen Kombinationstherapie wird erwartet.“
Publikation: The Lancet
Pembrolizumab or placebo with chemoradiotherapy followed by pembrolizumab or placebo for newly diagnosed, high-risk, locally advanced cervical cancer (ENGOT-cx11/GOG-3047/KEYNOTE-A18): a randomised, double-blind, phase 3 clinical trial
Domenica Lorusso, Yang Xiang, Kosei Hasegawa, Giovanni Scambia, Manuel Leiva, Pier Ramos-Elias, Alejandro Acevedo, Vladyslav Sukhin, Noelle Cloven, Andrea J Pereira de Santana Gomes, Fernando Contreras Mejía, Ari Reiss, Ali Ayhan, Jung-Yun Lee, Valeriya Saevets, Flora Zagouri, Lucy Gilbert, Jalid Sehouli, Ekkasit Tharavichitkul, Kristina Lindemann, Roberta Lazzari,Chih-Long Chang, Rudolf Lampé, Hong Zhu, Ana Oaknin, Melissa Christiaens, Stephan Polterauer, Tomoka Usami, Kan Li, PhD, Karin Yamada, Sarper Toker, Stephen M Keefe, Sandro Pignata, Linda R Duska on behalf of theENGOT-cx11/GOG-3047/KEYNOTE-A18 investigators
DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(24)00317-9