Skip to main content English

MedUni Wien trauert um Werner Scheithauer

Pionier der gastrointestinalen Onkologie verstorben
Alle News
(c) privat

Mit Bestürzung haben wir am vergangenen Wochenende die Nachricht vom Tod Werner Scheithauers erhalten.

Werner Scheithauer hatte bereits im Rahmen seiner gastroenterologischen Ausbildung seine Faszination für vor allem gastrointestinale Onkologie entdeckt und sich nach einem längeren Auslandsaufenthalt im Labor von Daniel Von Hoff in San Antonio (eigentlich gegen den Trend der damaligen Zeit) und seiner Habilitation seit Beginn der 1990er Jahre fast ausschließlich auf die klinische Forschung fokussiert. Als ihm im Rahmen einer Diskussion einmal „Immer nur 5-FU ist doch keine echte Wissenschaft!“ an den Kopf geworfen wurde, begegnete er dem mit einem für ihn typischen verschmitzten Lächeln um im Lauf der nächsten Jahre und Jahrzehnte mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit, das Gegenteil zu beweisen.

Werner Scheithauer war in einer Zeit, als die gastrointestinale Onkologie noch nicht einmal in den Babyschuhen steckte, ein echter Pionier, der durch seine Forschung und seine Tätigkeit als Oberarzt und später als Programmdirektor für GI-Onkologie an der Abteilung für Onkologie am AKH Wegbereiter für kommende Generationen von Onkologen war.

Er war der Erste, der in einer randomisierten Studie einen positiven Effekt von systemischer Chemotherapie gegenüber best supportive care beim metastasierten Kolonkarzinom durchführte und – international viel beachtet – publizierte. Ebenso befasste er sich bereits damals mit computer-basiertem Lernen und Expertensystemen in der Onkologie. Seine weitere Forschungstätigkeit war von ausgezeichneter nationaler, aber auch internationaler Vernetzung und Effizienz geprägt und führte zu etwa 300 Publikationen in teilweise extrem hochrangigen Journalen sowie zu seiner Berufung in internationale Konsensus-Panels im Bereich des Kolon- und Pankreas-Karzinoms.

Werner Scheithauer war ein Charakter mit Ecken und Kanten, und seine Geradlinigkeit und das Streben nach ultimativer arbeitstechnischer Effizienz waren auch privat im Umgang mit ihm prägende Elemente. Jeder, der ihn kannte, wusste um sein Unverständnis gegenüber ineffizienten Abläufen, seine Abneigung gegenüber überlangen social events, überbordenden Bürokratien und verknöcherten hierarchischen Strukturen. Auf der anderen Seite war sein Wesen geprägt von einer fast kindlichen Freude an Erfolgen, wobei er wenig Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Publikation, der Finanzierung eines Projektes oder einer gewonnen Partie „Mensch-ärgere-dich-nicht“ machte und all diese Dinge mit ähnlichem Einsatz verfolgte.

Gesundheitliche Probleme zwangen ihn letztendlich frühzeitig zum Rückzug aus Forschung und Klinik, die letzten Jahre verbrachte er zurückgezogen im privaten Bereich. Sein Tod kommt dennoch überraschend – rest in peace Werni, Dein Erbe lebt weiter!   

Matthias Preusser und Markus Raderer,
Klinische Abteilung für Onkologie, Universitätsklinik für Innere Medizin I, MedUni Wien