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Ars-Docendi-Anerkennungspreis für Lehrveranstaltung der MedUni Wien

Auszeichnung für Philipp Seeböck in der Kategorie "Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre"
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BMBWFMedia/Sebastian Judtmann

(Wien, 01-10-2024) Ein innovatives Projekt der Lehre an der MedUni Wien wurde beim diesjährigen Ars-Docendi-Staatspreis mit dem Anerkennungspreis prämiert. Das Projekt „Forschungszentrierte Kompetenzerwerbung durch Journal Clubs“ von Philipp Seeböck wurde in der Kategorie „Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre“ ausgezeichnet.

Philipp Seeböck ist Principal Investigator am Computational Imaging Research Lab der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien. Er forscht an neuen Methoden aus dem Bereich maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz, zur Verbesserung der Diagnostik und Patient:innenversorgung in der medizinischen Bildgebung. Die ausgezeichnete Lehrveranstaltung heißt „Journal Club Deep Learning“.

Forschungszentrierte Kompetenzerwerbung durch Journal Clubs
Die heutige wissenschaftliche Landschaft erfordert von Forscher:innen ein breites Spektrum an Fähigkeiten, welches über Fachwissen hinausgeht. Dies umfasst die Fähigkeiten zur kritischen Analyse von Literatur, relevante Forschungslücken zu erkennen, Entwicklung von innovativen Ideen, Präsentation von Ergebnissen und Konzepten oder auch Interaktion in interdisziplinären Teams. Journal Clubs sind in der akademischen Welt verbreitet und wichtige Foren für die Diskussion wissenschaftlicher Literatur, bieten aber oft keine Gelegenheit, diese grundlegenden Forschungskompetenzen zu entwickeln. Dieses Projekt zielt darauf ab, Journal-Club-Seminare zu erweitern, um neben der fachlichen Spezialisierung auch grundlegende Forschungskompetenzen zu fördern.

Ein zentrales Merkmal sind ‚Forschungsprojekt Pitches‘, bei denen Student:innen in möglichst heterogenen Gruppen eigene Projektideen entwickeln und präsentieren. Dies trainiert die Fähigkeit, Forschungslücken zu identifizieren und innovative Ideen zu generieren, verbessert interdisziplinäre Zusammenarbeit und fördert das Entstehen von neuen Netzwerken und Perspektiven. Darüber hinaus lernen Student:innen, ihre Konzepte klar und überzeugend in kurzer Zeit zu kommunizieren, was sowohl im wissenschaftlichen als auch industriellen Bereich eine wichtige Kompetenz darstellt.

Eine kontinuierliche Feedbackkultur stellt sicher, dass das Lehrkonzept iterativ verbessert wird und den Bedürfnissen der Student:innen entspricht.

In Pitches eigene Forschungsvorhaben vorstellen
Bei diesem Projekt imponierte der Jury, wie ein Lehrformat weiterentwickelt wurde, das aus guten Gründen insbesondere in der Medizin und in Rezeption angloamerikanischer Postgraduiertenlehre bereits verbreitet ist: der Journal-Club, in dessen Rahmen sich Promotionsstudierende in kleineren Gruppen über Forschungsbeiträge aus wissenschaftlichen Zeitschriften informieren und kritisch austauschen. Die entscheidende Weiterentwicklung des Formats liegt neben der Etablierung von Regeln, zu denen neben den Formalia und einer kritischen Perspektive auch die Wahl der referierten Beiträge durch die Studierenden selbst – und damit verbunden eine gewisse Interdisziplinarität – zählt, in der produktiven Implementation sogenannter Forschungs-Pitches.

Auf der Basis registrierter Desiderata erhalten Kleinstgruppen (2–3) die Aufgabe, abgleitet von den vorgestellten Forschungsprojekten aus den Journals, in sehr kompakter Form eigene Forschungsprojekte zu skizzieren und diese sehr pointiert den Peers vorzustellen. An die Pitch-Präsentation schließen sich Nachfragen, Diskussionen und die Auswahl des besten Projekt-Pitches an.

Dieses Pitchen im Journal-Club stellt eine überzeugende Ergänzung dar, zumal es die Wahrnehmung für Desiderata der in den Journals publizierten Projekte schärft und gleichzeitig kommunikative Kompetenzen stärkt, die im Wissenschafts- und Forschungsbetrieb von umfassender Bedeutung sind. Nachfrage und Evaluationsergebnisse sprechen dafür, dass diese Reform des Journal-Clubs auf außerordentlich positive Resonanz stößt. Nach Auffassung der Jury wurde hier eine forschungsaffine Veranstaltungsform elaboriert, die sich auch für Disziplinen außerhalb der Medizin als sehr attraktiv erweisen dürfte.

Zum Ars Docendi Staatspreis
Um die Bedeutung der Lehre im Wissenschaftssystem zu betonen und exzellente Leistungen von Lehrenden zu würdigen, vergibt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung seit 2013 den Ars Docendi Staatspreis für herausragende Lehre. In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Universitätenkonferenz, der Fachhochschul-Konferenz, der Österreichischen Privatuniversitäten-Konferenz, der Rektorinnen- und Rektorenkonferenz der österreichischen Pädagogischen Hochschulen sowie der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft wird dieser Preis jährlich in verschiedenen Kategorien verliehen.