(Glasgow/Wien, 22-10-2024) Eine Studie über einen essentiellen Mineralstoff, der reichlich in Paranüssen vorkommt, könnte den Schlüssel zur Verhinderung der Ausbreitung von dreifach negativem Brustkrebs entschlüsseln, so eine neue, von Cancer Research UK finanzierte Forschungsarbeit. Die Begrenzung der antioxidativen Wirkung von Selen, einem beliebten Bestandteil von Multivitaminpräparaten, der in alltäglichen Lebensmitteln wie Fleisch, Pilzen und Getreide enthalten ist, könnte das Geheimnis zur Bekämpfung dieser Form der Krankheit sein.
Dreifach negativer Brustkrebs ist schwer zu behandeln, lässt sich aber oft durch Therapie und Operation in den Griff bekommen, es sei denn, er breitet sich auf andere Körperteile aus, dann kann er inoperabel werden. In Großbritannien wird jedes Jahr bei etwa 56.800 Menschen Brustkrebs diagnostiziert, davon schätzungsweise 15 Prozent mit dreifach negativem Brustkrebs.
Man ging davon aus, dass Selen, ein wichtiges Antioxidans, bei der Bekämpfung von Krebszellen nützlich ist. Diese Forschung zeigt jedoch, dass Krebszellen Selen besonders dann benötigen, wenn die Zellen nur spärlich vorhanden sind und sich nicht in dicht gepackten Zellhaufen befinden.
Einmal zusammengedrängt, produzieren dreifach negative Krebszellen eine Art Fettmolekül, das Ölsäure enthält (häufig in Olivenöl zu finden), die sie vor einer Art von Zelltod schützt, der Ferroptose genannt wird und durch Selenmangel ausgelöst wird.
Brustkrebszellen benötigen Selen
Die aktuell in der Zeitschrift EMBO Molecular Medicine veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass dreifach negative Brustkrebszellen ohne Selen nicht überleben können, wenn sie nicht in Gruppen angeordnet sind, z. B. wenn sie in andere Teile des Körpers wandern.
Als das Forscherteam am Cancer Research UK Scotland Institute in Glasgow in den Selenstoffwechsel dieser vereinzelten Krebszellen eingriff, stellte es fest, dass diese Zellen abgetötet werden konnten, insbesondere diejenigen, die sich im Blutkreislauf befinden und versuchen, sich in die Lunge auszubreiten.
Forschungsleiter Saverio Tardito vom Cancer Research UK Scotland Institute, der jetzt am Zentrum für Krebsforschung an der Medizinischen Universität Wien tätig ist, erklärt: „Wenn wir jedoch eine Behandlung finden, die die Aufnahme dieses Minerals durch dreifach negative Brustkrebszellen stört, könnten wir möglicherweise die Ausbreitung des Krebses auf andere Teile des Körpers verhindern. In der Regel ist es nicht der Brustkrebs selbst, der tödlich verläuft, da er oft mit einer Behandlung oder Operation erfolgreich bekämpft werden kann. Wenn sich der Krebs ausbreitet, ist er schwieriger zu kontrollieren. Da es bei dreifach negativem Brustkrebs weniger Behandlungsmöglichkeiten gibt, könnte es lebensrettend sein, einen neuen Weg zu finden, um die Ausbreitung des Krebses zu verhindern.
Bestimmtes Gen als Auslöser
Dreifach negativer Brustkrebs kann durch einen Fehler in den BRCA-Genen verursacht werden, der das Risiko für die Entwicklung bestimmter Krebsarten, einschließlich Brustkrebs, erhöht. Statistisch werden 70 Prozent der Frauen mit fehlerhaften BRCA1- oder BRCA2-Genen bis zum Alter von 80 Jahren an Brustkrebs erkranken. Dreifach negativer Brustkrebs hat keine Rezeptoren für die Hormone Östrogen und Progesteron oder ein Protein namens Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (HER2). Behandlungen für andere Arten von Brustkrebs zielen auf diese Rezeptoren ab, und da sie bei dreifach negativem Brustkrebs nicht vorhanden sind, sind sie bei Patientinnen mit dieser Form der Krankheit nicht wirksam.
Die Forschungsdirektorin von Cancer Research UK, Catherine Elliott, erklärt: „Die Ergebnisse für Patientinnen mit dreifach negativem Brustkrebs können schlechter sein als bei anderen Krebsarten. Daher könnten Forschungsarbeiten wie diese, die die Ausbreitung dieses Krebses verhindern könnten, einen entscheidenden Einfluss auf die Behandlung dieser Krankheit haben.“
Publikation: EMBO Molecular Medicine
Breast cancer secretes anti-ferroptotic MUFAs and depends on selenoprotein synthesis for metastasis
Tobias Ackermann, Engy Shokry, Ruhi Deshmukh Jayanthi Anand, Laura C A Galbraith, Louise Mitchell, Giovanny Rodriguez-Blanco, Victor H Villar, Britt Amber Sterken, Colin Nixon, Sara Zanivan, Karen Blyth, David Sumpton, and Saverio Tardito
EMBO Mol Med (2024) https://doi.org/10.1038/s44321-024-00142-x