(Aachen/Wien, 02-10-2024) Heinrich Schima, Kunstherzexperte der MedUni Wien, wurde bei der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Künstliche Organe (ESAO) in der Kaiser-Krönungshalle in Aachen mit dem Emil-Bücherl-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In der Laudatio wurde insbesondere die Kombination von wichtiger Forschung, Erschließung neuer Forschungsfelder in Pumpen-Regelung und Usability und das Engagement für die Patienten mit Herzunterstützungssystemen gewürdigt.
Damit wurden auch die jahrzehntelangen Aktivitäten der Wiener Gruppe für die "Kunstherz"-Therapie gewürdigt, die durch interdisziplinäres Zusammenwirken von Mediziner:innen, Techniker:innen und Forscher:innen an der MedUni Wien und dem damit verbundenen Boltzmann-Institut für Kardiovaskuläre Forschung viele bahnbrechende Aktivitäten ermöglichten.
Die Wiener Arbeitsgruppe hat bereits in den 1970er Jahren unter Jan Navratil und später Ernst Wolner pneumatische Kunstherzen entwickelt, die nach der Etablierung der Herztransplantation als Überbrückung von schwerstkranken Patient:innen zur Transplantation ab 1986 erfolgreich eingesetzt wurden. Die Arbeitsgruppe vertiefte sich dann in die Entwicklung von Rotationsblutpumpen und konnte hier zu Fragen der Blutschädigung und des Monitorings derartiger Systeme Wesentliches beitragen. Aus den in Österreich veranstalteten Symposien entwickelte sich die Weltgesellschaft für Mechanische Kreislaufunterstützung (ISMCS). Im Jahr 1998 wurden die ersten voll implantierbaren Rotationspumpen (eine Nasa-Entwicklung) in Wien implantiert, und in der Folge hier erstmals ein Algorithmus zur physiologisch angepassten Regelung derartiger Pumpen entwickelt und in einer klinischen Studie validiert. Im Jahr 2006 wurde dann in Wien weltweit erstmalig eine Pumpe mit hydrodynamisch schwebendem Rotor implantiert, zu deren weiterer Entwicklung die Wiener Gruppe maßgeblich beitrug. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Bedienungssicherheit dieser lebenserhaltenden Systeme, wo gemeinsam mit Patient:innen, Angehörigen und klinischem Personal Fragen der Usability (=Bedienungssicherheit) behandelt werden.
Heinrich Schima ist außerdem seit 12 Jahren in der Ethik-Kommission der MedUni Wien tätig und hat sich in der Umsetzung der MDR in österreichische Praxis im Sinn höchsten Patientenwohls bei gleichzeitiger Minimierung der Bürokratie eingesetzt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit kommt heute jedes Jahr allein in Wien mehreren Dutzend Patient:innen zugute, die derartige Systeme zur langfristigen Überbrückung oder auch dauerhaften Therapie an der Universitätsklinik für Herzchirurgie erhalten.
Die ESAO
Die ESAO (European Society for Artificial Organs) ist die Europäische Gesellschaft für künstliche Organe, in der interdisziplinäre Arbeiten von Medizin, Naturwissenschaften und Technik zu Kreislaufunterstützung, ECMO, Dialyse, Apherese und Leberunterstützung in Kongressen und Workshops behandelt werden. Sie beging bei diesem Kongress ihr 50-jähriges Bestehen. www.esao.org.