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Internationale Zusammenarbeit fördert die Epilepsiechirurgie in Georgien

MedUni Wien an Aufbau eines nachhaltigen Programms für Epilepsiechirurgie beteiligt
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Copyright: MedUni Wien/Christian Dorfer
v.l.n.r.: Onise Khuzishvili, Christian Dorfer, Lado Tsikarishvili, Zviad Malazonia, Tsotne Samadashvili

(Tiflis, 04-02-2025) In einem wichtigen Schritt zur Verbesserung der Epilepsiebehandlung in Georgien arbeitete ein Expert:innenteam der MedUni Wien im Rahmen des ILAE Mentorship-Programms erfolgreich mit georgischen Kolleg:innen zusammen. Ziel des Programms, das im Oktober und November 2024 stattfand, war es, die medizinischen Kapazitäten des Landes zu erweitern, insbesondere im Bereich der neurochirurgischen Behandlung von medikamentenresistenter Epilepsie. Durch Schulungen, Beratungen und gezielte Fallbewertungen wurde ein wesentlicher Beitrag zur Weiterentwicklung der epilepsiechirurgischen Versorgung geleistet.

Die Epilepsieversorgung in Georgien hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verbessert, aber es gibt immer noch eine bedeutende Lücke in Bezug auf neurochirurgische Optionen, besonders für Kinder und Jugendliche. Eine bemerkenswerte Zahl von Menschen mit medikamentenresistenter Epilepsie, insbesondere Kinder, muss häufig ins Ausland reisen, um eine entsprechende Operation durchführen zu lassen, was finanziell und logistisch zumeist sehr belastend ist. Das ILAE Mentorship-Programm, das von der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) unterstützt wird, zielt darauf ab, diese Lücken zu schließen, indem es lokale Gesundheitsfachkräfte schult, Patient:innen für eine Operation bewertet und beim Aufbau eines umfassenden Programms für Epilepsiechirurgie hilft.

Das Programm involvierte Expert:innen aus Österreich und Georgien. Auf österreichischer Seite führten Christian Dorfer, Universitätsklinik für Neurochirurgie, und Ekaterina Pataraia, Universitätsklinik für Neurologie, beide an der MedUni Wien, das Projekt. In Georgien arbeitete das Team mit einer Reihe lokaler Kolleg:innen zusammen, darunter aus den Bereichen Neurologie, Kinderneurologie, Neurochirurgie, Neuropsychologie und Radiologie.

Projekt in mehreren Phasen
Ab März 2024 begannen lokale Neurolog:innen in Tiflis mit der Auswahl geeigneter Kandidat:innen für epilepsiechirurgische Eingriffe. Während ihres Aufenthalts im Juli untersuchte Ekaterina Pataraia gemeinsam mit georgischen Kolleg:innen diese ausgewählten Fälle für die nächste Phase des Projekts. Vom 28. Oktober bis zum 1. November 2024 wurden diese Patient:innen nun persönlich von Christian Dorfer und Ekaterina Pataraia und gemeinsam mit ihren georgischen Kolleg:innen in Tiflis untersucht. Wesentlich in dieser Zeit waren auch Treffen nicht nur mit den Patient:innen, sondern auch mit deren Familien, um die möglichen chirurgische Eingriffe zu besprechen und Vertrauen aufzubauen.

Insgesamt wurden 14 Fälle diskutiert, und für ausgewählte Patient:innen das weitere chirurgische Vorgehen festgelegt. Neben diesen individuellen Fallbesprechungen besuchten Christian Dorfer und Ekaterina Pataraia mehrere bedeutende medizinische Einrichtungen, darunter das Iashvili Kinderspital und das Kaukasische Medizinische Zentrum. Ziel dieser Besuche war es, die infrastrukturellen und medizinischen Möglichkeiten für epilepsiechirurgische Eingriffe in Tiflis zu beurteilen. Ein besonderer Höhepunkt des Aufenthalts war das Symposium am 30. Oktober, bei dem sowohl lokale als auch internationale Expert:innen Einblicke in die neuesten Techniken der Epilepsiechirurgie gaben. Lado Tsikarishvili, Neurochirurg am Iashvili Kinderspital, und Christian Dorfer hielten dabei Vorträge, die den anwesenden Gesundheitsfachleuten die Möglichkeit boten, sich über ihre Zusammenarbeit auszutauschen.  

Der zweite Besuch in Tiflis fand wenige Wochen später, vom 25. bis zum 30. November 2024, statt und konzentrierte sich vor allem auf die weitere Begutachtung von Patient:innen. Ein entscheidender Schritt in dieser Phase war die Durchführung der ersten epilepsiechirurgischen Eingriffe bei drei Patient:innen durch Christian Dorfer in Zusammenarbeit mit dem lokalen neurochirurgischen Team. Dabei kamen unterschiedliche Verfahren zur Anwendung, darunter eine Läsionektomie, eine erweiterte Temporallappenresektion sowie eine selektive Amygdalohippokampektomie. Zudem entschieden sich sechs weitere Patient:innen für eine Operation, die für April 2025 geplant wurde.

Eine Vision für die Zukunft
Das Mentorship-Programm legt den Grundstein für ein nachhaltiges Netzwerk zur Epilepsiechirurgie in Georgien. In Zukunft wird eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen österreichischen und georgischen Kolleg:innen erwartet, die die neurochirurgischen Kapazitäten und Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Epilepsie in der Region weiter verbessern wird.

„Diese Mentorship-Initiative ist ein wichtiger Meilenstein bei der Erweiterung des Zugangs zu lebensverändernden Epilepsieoperationen für die Menschen, die es am meisten benötigen. Unsere Zusammenarbeit mit den georgischen Kolleg:innen war entscheidend für das Erreichen dieser Ergebnisse, und wir freuen uns darauf, diese Arbeit auch in Zukunft fortzusetzen“, sagt Christian Dorfer. „Diese Operationen markieren den Beginn einer neuen Ära in der Epilepsieversorgung in Georgien, da lokale Spezialist:innen nun besser in der Lage sind, komplexe Eingriffe durchzuführen“, fügt Ekaterina Pataraia hinzu.

Das ILAE Mentorship-Programm ist Teil eines fortlaufenden Bemühens, globale Gesundheitsprobleme anzugehen und den Zugang zu fortgeschrittenen medizinischen Behandlungen weltweit zu verbessern.