
(Wien, 03-07-2025) Ein internationales Fachgremium unter der Leitung von Christian Dorfer von der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien hat ein weltweit erstmals erarbeitetes Curriculum für die Ausbildung in der Epilepsiechirurgie vorgelegt. Ziel ist es, durch einheitliche Kompetenzstandards die chirurgische Versorgung von Menschen mit therapieresistenter Epilepsie global zu verbessern. Das vollständige Curriculum und die Ergebnisse einer begleitenden Fachumfrage wurden im Fachjournal Epileptic Disorders publiziert.
Das Curriculum wurde im Rahmen einer Kooperation mit der International League Against Epilepsy (ILAE) und der International Epilepsy Surgery Society (IESS), dessen Gründungspräsident Christian Dorfer ist, entwickelt. Es legt den Fokus auf einen kompetenzbasierten Ausbildungsansatz, der alle wesentlichen Bereiche der Epilepsiechirurgie abdeckt – von der Diagnostik über die präoperative Beurteilung bis zu chirurgischen Techniken und postoperativer Nachsorge. Auch kommunikative und beratende Kompetenzen – etwa zur Aufklärung über Risiken und Behandlungsoptionen – sind zentrale Bestandteile.
Epilepsiechirurgie kommt dann zum Einsatz, wenn Anfälle trotz medikamentöser Therapie fortbestehen. Dabei wird die Hirnregion identifiziert, von der die Anfälle ausgehen, und je nach Lage operativ entfernt, durchtrennt oder mittels Verfahren wie thermischer Ablation oder Neurostimulation behandelt. Ziel ist es, Anfallsfreiheit zu erreichen oder die Anfallslast deutlich zu reduzieren um die Lebensqualität zu verbessern. Eine präzise Patient:innenauswahl und sorgfältige Planung sind entscheidend – und genau hier setzt das Curriculum an.
Die Inhalte wurden in einem mehrstufigen internationalen Konsensprozess entwickelt und in einer Umfrage unter 122 Expert:innen aus Neurologie und Neurochirurgie validiert. 94 Prozent der Befragten sprachen sich für ein standardisiertes Ausbildungsprogramm aus, ebenso viele befürworteten die Einführung eines ILAE-Zertifikats. Nahezu alle definierten Kompetenzbereiche wurden als relevant und notwendig eingestuft.
Bislang gibt es weltweit erhebliche Unterschiede in den Ausbildungsmöglichkeiten für Epilepsiechirurgie, besonders in Ländern mit limitierten Ressourcen. Das neue Curriculum bietet nun eine strukturierte, international abgestimmte Grundlage, um zukünftige Fachärzt:innen gezielt auf die komplexen Anforderungen des Fachgebiets vorzubereiten.
„Nur durch global einheitliche Ausbildungsstandards kann gewährleistet werden, dass Patientinnen und Patienten weltweit Zugang zu qualitativ hochwertiger chirurgischer Epilepsiebehandlung erhalten. Das Curriculum ist ein entscheidender Schritt in diese Richtung“, betont Christian Dorfer. Aufbauend auf den nun definierten Kompetenzfeldern ist als nächster Schritt ein praxisorientiertes Trainingsprogramm geplant, das operative Fertigkeiten systematisch vermittelt und messbar macht.
Publikation: Epileptic Disorders
A curriculum for epilepsy surgery: A report from the Surgical Commission's Epilepsy Surgery Educational Task Force and the Educational Council of the ILAE.
Christian Dorfer, Johannes M. Nico Enslin, Carrie R. Muh, Xiongfei Wang, Tatiana von Hertwig Fernandes de Olivera, Samuel Wiebe, Guy M. McKhann, Eyiyemisi Damisah, Faisal Al-Otaibi, Gagandeep Singh, Ingmar Blümcke, Bertil Rydenhag, Rushna P. Ali, Dario J. Englot, Mario Alonso Vanegas, J. Helen Cross, Arthur Cukiert, for the Epilepsy Surgery Education Taskforce and the Educational Council of the International League Against Epilepsy.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/epd2.70054