
(Wien, 08-07-2025) Levosimendan ist ein in der Kardiologie etabliertes Medikament, das die Kontraktionskraft des Herzmuskels stärkt und bei bestimmten Formen von akuter Herzschwäche eingesetzt wird. Im Rahmen einer Studie wurde nun geprüft, ob Levosimendan auch präventiv helfen kann, eine unbemerkte, aber messbare Herzbelastung nach großen nicht-kardialen Operationen zu reduzieren. Die aktuell in der Fachzeitschrift Nature Communications publizierten Ergebnisse sprechen nicht für einen routinemäßigen Einsatz bei dieser Indikation.
Die doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie wurde von einem Forschungsteam um Christian Reiterer und Edith Fleischmann und von der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie der MedUni Wien durchgeführt. Dabei wurde 230 Patient:innen vor einer geplanten größeren Operation entweder eine einmalige Infusion von Levosimendan oder ein Placebo verabreicht. Ziel war es, zu untersuchen, ob der Wirkstoff den Anstieg NT-proBNP – ein Messwert der Herzbelastung – nach der Operation verringert. Das Ergebnis: Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden. Auch in Bezug auf weitere Messwerte wie Troponin T – ein Hinweis auf Herzmuskelschäden – oder das Auftreten einer Sauerstoffunterversorgung der Herzmuskeln (MINS) wurde kein klarer Vorteil durch Levosimendan festgestellt. Eine geringere Ausschüttung von NT-proBNP in der Levosimendan-Gruppe am dritten und fünften Tag nach der Operation könnte auf eine verzögerte Wirkung hinweisen, war aber aus wissenschaftlicher Sicht nicht eindeutig und hat keine unmittelbare Konsequenz für die Behandlungspraxis.
Herz-Kreislauf-Komplikationen zählen zu den häufigsten Ursachen für gesundheitliche Probleme oder Todesfälle nach nicht-kardialen Operationen. Besonders betroffen sind Personen über 45 Jahre – etwa ein Drittel der Patient:innen in dieser Altersgruppe entwickelt nach einem solchen Eingriff eine entsprechende Komplikation. In vielen Fällen bleibt die zugrundeliegende Herzbelastung zunächst unbemerkt (sogenannte subklinische Herzinsuffizienz), kann aber durch Laborwerte erkannt werden. Ein wichtiger Hinweisgeber ist dabei NT-proBNP – ein Stoff, den das Herz bei vermehrtem Druck in der Herzwand ausschüttet. Nach größeren Operationen kann der Wert um das Vier- bis Fünffache steigen. Dieser Anstieg gilt als Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen, auch wenn Betroffene keine Beschwerden haben.
NT-proBNP ist ein Eiweißstoff, den das Herz bei erhöhter Wandspannung freisetzt. Nach großen Operationen steigt der Spiegel bei vielen Patient:innen deutlich an, oft um das Vier- bis Fünffache. Dieser Anstieg gilt als Hinweis auf eine vorübergehende, unbemerkte Einschränkung der Herzfunktion (subklinische Herzinsuffizienz), die mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen verbunden sein kann. Levosimendan ist ein in der Kardiologie etablierter Wirkstoff, der die Kontraktionskraft des Herzens verbessert und bei bestimmten Formen von akuter Herzinsuffizienz eingesetzt wird. Seine vorbeugende Wirkung im Rahmen nicht-herzchirurgischer Operationen wurde mit dieser Studie erstmals gezielt untersucht. Eine routinemäßige Anwendung von Levosimendan zur Vorbeugung subklinischer Herzbelastung nach nicht-herzchirurgischen Eingriffen lässt sich aus den vorliegenden Ergebnissen jedoch nicht ableiten. Weitere Studien sind notwendig, um mögliche langfristige Effekte zu klären.
Publikation: Nature Communications
Levosimendan for postoperative subclinical heart failure after noncardiac surgery: a randomized, double-blinded, phase III trial
Christian Reiterer, Barbara Kabon, Alexander Taschner, Alexandra Graf, Nikolas Adamowitsch, Katharina Horvath, David Emler, Oliver Zotti, Nicole Hantakova, Beatrix Hochreiter, Melanie Fraunschiel, Theresa Clement & Edith Fleischmann
https://www.nature.com/articles/s41467-025-60601-y