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Saugglockengeburt trotz ungünstiger Lage des kindlichen Kopfes

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(c) 2017 Serhii Bobyk/Shutterstock

(Wien, 16-07-2025) In einer internationalen klinischen Studie unter maßgeblicher Beteiligung von Veronica Falcone von der MedUni Wien wurde die Erfolgswahrscheinlichkeit von Saugglockengeburten (Vakuumextraktionen) bei der sogenannten hinteren Hinterhauptslage – untersucht – eine spezifisch ungünstigen kindliche Lage, die den natürlichen Geburtsverlauf oft erschwert.  Das Ergebnis: Bei 95 Prozent der Fälle war dieser geburtshilfliche Eingriff erfolgreich. Die Studie wurde im renommierten „American Journal of Obstetrics and Gynecology“ publiziert und kann dazu beitragen, die Kaiserschnittrate zu reduzieren, ohne die Sicherheit von Mutter und Kind zu gefährden.

Das Forscher:innenteam um Erstautorin Veronica Falcone (Universitätsklinik für Frauenheilkunde, MedUni Wien), führte die Studie gemeinsam mit universitären Geburtskliniken in Italien und Israel durch. Eingeschlossen wurden 98 Schwangere mit Einlingsschwangerschaften, bei denen sich der Kopf des Babys bei vollständiger Muttermundöffnung in einer posterioren Lage befand – also mit dem Hinterkopf nach hinten gerichtet. In allen Fällen war vor dem geburtshilflichen Eingriff mittels Ultraschall genau geprüft worden, ob diese Lage tatsächlich vorlag. Zudem wurde mithilfe eines transperinealen Ultraschalls der Abstand zwischen dem Kopf des Kindes und dem Ausgang des Geburtskanals gemessen („head-perineum distance“, HPD), um die Einschätzung der Geburtslage weiter zu objektivieren.

Die Vakuumextraktion war im Rahmen der Studie bei 95 Prozent der Fälle erfolgreich – also konnte das Kind trotz der schwierigen Ausgangslage vaginal geboren werden. Nur bei 4 Prozent der Patientinnen war ein Kaiserschnitt erforderlich. Komplikationen wie schwere Geburtsverletzungen bei der Mutter oder Sauerstoffmangel beim Kind traten selten auf. Als besonders bemerkenswert erwies sich der Zusammenhang zwischen dem gemessenen Abstand des kindlichen Kopfes zur Dammregion (HPD) und dem Erfolg der Vakuumextraktion.

Die Studie zeigt außerdem, dass selbst bei erschwerter Kindslage eine vaginale Geburt mit Saugglocke in der Regel sicher durchgeführt werden kann – vorausgesetzt, der Eingriff wird sorgfältig vorbereitet und die kindliche Lage ist bekannt. Das kann dazu beitragen, die Anzahl ungeplanter Kaiserschnitte zu verringern, ohne dabei die Sicherheit von Mutter und Kind zu gefährden.

Etwa fünf Prozent der Kinder befinden sich während der zweiten Geburtsphase in hinterer Hinterhauptslage. Diese Position erhöht das Risiko für Geburtsstillstände, operative Eingriffe und kindliche Geburtsverletzungen. In der geburtshilflichen Praxis wird die Saugglocke – ein Instrument, das auf den Kopf des Kindes gesetzt wird, um während einer Wehe gezielt Zug auszuüben – weltweit häufig eingesetzt. Die korrekte Platzierung setzt jedoch eine genaue Kenntnis der kindlichen Position voraus. Klinische Tastuntersuchungen sind in dieser Hinsicht oft ungenau. Der routinemäßige Einsatz von Ultraschall zur präzisen Positionsbestimmung des Babys kann die Sicherheit bei vaginalen Geburten erhöhen und unnötige Kaiserschnitte vermeiden helfen, so die Studienautor:innen.

Publikation: American Journal of Obstetrics and Gynecology
Vacuum extraction is successful in 95% of cases with an occiput posterior position: the results of a prospective, multicenter study.
Veronica Falcone, Andrea Dall’Asta, Asaf Romano, Ilenia Mappa, Yossi Geron, Priscilla Bontempo, Marinunzia Salluce, Elvira Di Pasquo, Giovanni Morganelli, Maurizio Di Serio, Stefania Fieni, Yinon Gilboa, Giuseppe Rizzo, Tullio Ghi.
DOI: 10.1016/j.ajog.2024.12.022
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002937824012006?via%3Dihub