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Mastdarmkrebs: AF1q könnte tumorhemmend wirken

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(c) 2022 Sebastian Kaulitzki/Shutterstock

(Wien, 13-03-2025) Ein Forschungsteam unter der Leitung der MedUni Wien hat herausgefunden, dass das Protein AF1q nach einer kurzzeitigen Strahlentherapie bei Rektumkarzinomen vermehrt nachweisbar ist. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass AF1q eine Rolle bei der Beeinflussung des Tumorverhaltens und der Strahlenwirkung spielen könnte und eröffnen eine vielversprechende neue Option zur Verbesserung der Therapie bzw. zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien. Die Studie wurde im Fachmagazin Cancer Medicine veröffentlicht.

Im Rahmen der Studie wurden Tumorproben von 75 Patient:innen mit Rektumkarzinom, bei denen eine Operation geplant war, retrospektiv analysiert. Eine Gruppe von Patient:innen mit lokal fortgeschrittenen Tumoren erhielt vor dem Eingriff eine kurzzeitige Strahlentherapie mit einer Gesamtdosis von 25 Gray (Gy). Die immunhistochemischen Untersuchungen des Forschungsteams um Elisabeth S. Gruber (Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie) und Lukas Kenner (Klinisches Institut für Pathologie) zeigten, dass AF1q in bestrahlten Tumoren signifikant höher exprimiert wurde als in unbehandelten Tumoren. AF1q ist ein regulatorisches Protein, das an verschiedenen Signalwegen beteiligt ist und in mehreren Krebserkrankungen eine Rolle spielt.

Zusätzlich wurde ein Zusammenhang zwischen erhöhter AF1q-Expression und bestimmten Tumormerkmalen beobachtet: Bestrahlte Tumoren wiesen mehr STAT1-Protein auf, während IDO1, ein Enzym, das das Tumorwachstum fördern kann, weniger exprimiert wurde. Die STAT1-Achse spielt eine zentrale Rolle in der Immunabwehr und Tumorbekämpfung, da sie entzündungsfördernde Signale vermittelt und die Immunantwort verstärkt. Die Ergebnisse legen nahe, dass AF1q in bestrahlten Tumoren möglicherweise eine tumorhemmende Wirkung entfaltet, indem es mit der STAT1-Achse interagiert.

Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) ist eine der häufigsten Tumorarten des Magen-Darm-Trakts. Die Behandlung umfasst in vielen Fällen eine Kombination aus Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie. Die kurzzeitige Strahlentherapie ist eine alternative Strategie zur Standard-Radiochemotherapie und zeichnet sich durch eine verkürzte Behandlungsdauer aus. Der Einfluss dieser Therapieform auf die Tumorbiologie ist Gegenstand intensiver Forschungen, um mögliche neue therapeutische Angriffspunkte zu identifizieren.

„Unsere Studie zeigt, dass AF1q ein vielversprechendes therapeutisches Ziel sein könnte, das auf eine Strahlentherapie anspricht, um die Wirksamkeit bestehender Behandlungen zu verbessern und möglicherweise zur Entwicklung neuer therapeutischer Strategien zu führen“, so Erstautorin Elisabeth S. Gruber. Weitere Studien mit einer größeren Patient:innenkohorte sind erforderlich, „um die Bedeutung von AF1q für die Behandlung und Prognose von Rektumkarzinomen zu bestätigen“, ergänzt Studienleiter Lukas Kenner.

Publikation: Cancer Medicine
Radiation-enhanced AF1q Moves Center Stage as a Key Driver to Favorable Tumor Stage in Rectal Cancer Patients
Elisabeth S. Gruber, Georg Oberhuber, Elisabeth Gurnhofer, Robert Eferl, Gerald Timelthaler, Béla Teleky, Dietmar Georg, Joachim Widder, William Tse, Lukas Kenner
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cam4.70658