
(Wien, 07-03-2025) In einer gemeinsamen Studie der MedUni Wien und der Stanford University wurde untersucht, wie das Stresshormon Cortisol und die Größe des Hippocampus bei verschiedenen Depressionstypen zusammenhängen. Es zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten mit psychotischer Depression abends höhere Cortisolwerte haben, während bei nicht-psychotischer Depression höhere nächtliche Cortisolwerte mit einem kleineren Hippocampus einhergehen. Dies legt nahe, dass bei den beiden Formen der Depression unterschiedliche Vorgänge im Gehirn ablaufen. Die Ergebnisse wurden aktuell im Journal of Affective Disorders veröffentlicht.
Die Studie unter Leitung von Lukas Pezawas von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien untersuchte, wie sich der zirkadiane Cortisolverlauf und das Hippocampusvolumen bei Patient:innen mit psychotischer (PMD) und nicht-psychotischer (NPMD) Depression im Vergleich zu gesunden Personen unterscheiden. Dabei wurden über einen längeren Zeitraum Cortisolmessungen und strukturelle MRT-Aufnahmen durchgeführt, um zu klären, ob und wie diese Parameter miteinander verknüpft sind. Dabei wurden die Patient:innen-Gruppen mit einer Gruppe gesunder Kontrollpersonen verglichen.
An der Studie nahmen 32 gesunde Proband:innen, 27 NPMD-Patient:innen und 26 PMD-Patient:innen teil. Über einen Zeitraum von 15 Stunden (von 18:00 Uhr bis 09:00 Uhr) wurden stündlich Blutproben entnommen, um den circadianen Verlauf der Cortisolspiegel zu erfassen. Parallel erfolgte eine strukturelle Magnetresonanztomographie (sMRI) zur Bestimmung des Hippocampusvolumens. Die erhobenen Daten wurden mittels standardisierter statistischer Verfahren ausgewertet, um Zusammenhänge zwischen den gemessenen Cortisolwerten, dem Hippocampusvolumen und der Schwere depressiver Symptome zu untersuchen.
„Unsere Studie zeigt, dass PMD-Patient:innen im Vergleich zu NPMD-Patient:innen und gesunden Kontrollpersonen erhöhte Cortisolwerte am Abend aufweisen“, erklärt Lukas Pezawas. „Bei Betroffenen von NPMD konnte zudem ein negativer Zusammenhang zwischen den nächtlichen Cortisolwerten und dem Hippocampusvolumen festgestellt werden. Diese Befunde deuten darauf hin, dass bei den beiden Formen der Depression unterschiedliche neurobiologische Mechanismen wirken.“
Die Ergebnisse liefern einen weiteren Beitrag zum besseren Verständnis der biologischen Grundlagen der Depression und können zukünftig zur Verfeinerung diagnostischer und therapeutischer Ansätze beitragen.
Publikation: Journal of Affective Disorders
HPA axis in psychotic and non-psychotic major depression: Cortisol plasma levels and hippocampal volume
U. Rabl, L. Bartova, P. Sezen, J. Keller, A. Schatzberg, L. Pezawas
Volume 377, 15 May 2025, Pages 14-22
https://doi.org/10.1016/j.jad.2025.02.014