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MedUni Wien trauert um Werner Waldhäusl

Ehemaliger Leiter der I. Medizinischen Universitätsklinik verstorben
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Prof. Waldhäusl war ein Klinikchef der „alten Schule“, ein Sir, meistens sehr unaufgeregt, mit einem klaren Fokus auf die Wissenschaft.

Diese hat ihn bis zuletzt fasziniert, und so hat er nach der Emeritierung weiter an internistischen und endokrinologischen Tagungen aktiv teilgenommen und war für wissenschaftliche Diskussionen immer aufgeschlossen. Er hat sich auch bis zuletzt mit neuen Studienideen beschäftigt und Gespräche und Kooperationen gesucht, um diese zu verwirklichen. Er hat sich stets für die Innere Medizin und insbesondere für unser Sonderfach Endokrinologie und Stoffwechsel mit besonderem Fokus auf Diabetes Typ 1 und Typ 2 engagiert, national und international, wo er sehr gut vernetzt war. Nicht zuletzt durch seine langjährige Tätigkeit als Editor von „Diabetologia“, unserem europäischen Top-Journal. Das, sowie zahlreiche Funktionen als Vorstandsmitglied verschiedenster deutschsprachiger und europäischer Gesellschaften (ÖDG, ÖGIM, DDG, EASD etc.) zeugen von seiner internationalen Reputation. Aber auch unter amerikanischen Expert:innen war er vor allem durch seine Forschungen zu C-Peptid, der Insulinsekretion und Insulinresistenz angesehen. Er war auch neuen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen und hat früh die bedeutende Rolle neuer Imaging-Methoden zur besseren Erforschung von Leber- und Hirn-Stoffwechsel und „organ cross talk“ erkannt und diese Verfahren an der Universitätsklinik etabliert. Auch die endokrinologische und diabetologische Labormedizin lag ihm aber sehr am Herzen und wurde von ihm gefördert. Aber auch die Arbeit mit Patient:innen war ihm wichtig, und so war er bis zuletzt in der Praxis aktiv tätig.

Ein Thema hat ihn besonders interessiert, die Wirkung des Fastens. Er selbst lebte asketisch und behielt immer „Idealgewicht“. So versuchte er auch auf Visiten Patient:innen  mit Übergewicht und  Typ 2 Diabetes immer wieder zu geringerer Nahrungszufuhr zu motivieren und die vielen Zwischenmahlzeiten wegzulassen („Essen Sie doch einmal nur ein paar Scheiben Pumpernickel als Kohlenhydrate…!“). Dass in Kriegszeiten Typ 2 Diabetes aufgrund der geringen Kalorienzufuhr stark rückläufig war, hat ihn fasziniert. Ein maßvoller Umgang im Leben war ihm wichtig, außer in der Wissenschaft, wo er stets nach Exzellenz strebte.

Aufgrund seiner Expertise, seines großen Interesses an Forschung und seiner Tierliebe wurde er nach der Emeritierung zum Vizerektor an der Vetmeduni Vienna ernannt. Er erzählte öfter von seinem Schäferhund. Vor allem aber liebte er seine Familie, für die Sicherheit seiner Enkelkinder war er schweren Herzens bereit, sich von seinem Hund zu trennen. Seine Tierliebe zeigte sich auch in seinem Interesse an Verhaltensbiologie; er berichtete öfter vom faszinierenden Verhalten der Graugänse. Ihr Ruf, teilte er mit, bedeutet: „Ich bin da! Wo bist du?“ Zusammenhalt war ihm ein Anliegen und viele folgten seinem Ruf…. Er versuchte nach seinen Vorstellungen allen MitarbeiterInnen gegenüber fair zu sein und besonders diejenigen zu fördern, wo er großes Potential sah. So haben auch viele frühere Mitarbeiter:innen weitere Karrieren im In-und Ausland verwirklichen können.

Auf seinen Visiten beendete er Gespräche oft mit den Worten: ich gehe nun ein Eck weiter! Wir danken Prof. Waldhäusl für sein Engagement für die Endokrinologie und MedUni Wien und wünschen ihm eine gute weitere Reise.

Alexandra Kautzky-Willer
Leiterin der Universitätsklinik für Innere Medizin III