(Wien, 26-04-2022) Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, erhält einen renommierten, mit 2,5 Millionen Euro dotierten „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) zugesprochen. Die Wissenschafterin führt in den nächsten fünf Jahren ein Projekt durch, bei dem die gesundheitlichen Folgen einer gestörten „inneren Uhr“ vertiefend erforscht werden. Damit wurde das erste große Projekt als Wegbereiter für Precision Prevention im Rahmen der Research Agenda des neuen Eric Kandel Instituts – Zentrum für Präzisionsmedizin eingeworben.
Das Projekt wurde in einem kompetitiven Verfahren als eines von rund 250 geplanten für eine Förderung ausgewählt. Insgesamt waren 1735 Anträge eingegangen. Eva Schernhammer knüpft dabei an frühere Forschungen zum Thema an und setzt neue Schritte in Richtung personalisierte Medizin. Indem mit Hilfe von epidemiologischen Messmethoden die zusammenhängenden Mechanismen des zirkadianen Rhythmus erforscht werden, soll das persönliche Risiko für negative Auswirkungen einer aus dem Takt geratenen „inneren Uhr“ abgeschätzt werden können. Das ist insbesondere für jene weltweit 20 Prozent der Erwerbstätigen relevant, die aufgrund von Schichtarbeit und wechselnden Arbeitszeiten keinen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus leben können. Vor allem wiederholte Lichtexposition in der Nacht wird mit Störungen des zirkadianen Systems und in weiterer Folge mit einem erhöhten Risiko für schwere chronische Krankheiten und vorzeitiger Sterblichkeit in Verbindung gebracht. Doch nicht jeder erkrankt gleichermaßen: das individuelle Risiko jedes Einzelnen wird durch Genetik und Umwelteinflüsse bestimmt. Das ERC Advanced Projekt „CLOCKrisk“ setzt sich zum Ziel, die nachteiligen gesundheitlichen Folgen einer gestörten zirkadianen Uhr weiter zu erforschen, mit einem Schritt in eben diese Richtung des Abschätzens des individuellen Risikos („personalized medicine“).
Mit dem epidemiologischen Projekt „CLOCKrisk“ schließt Eva Schernhammer an ihre langjährige Vorarbeit zum Thema an. So führte sie zum Beispiel die erste prospektive Studie durch, in der die erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen einer chronischen Dysregulation der Tageszeit nachgewiesen wurden. Mit transdisziplinären Ansätzen führte sie schon sehr früh Feldstudien und genetische Forschungen durch und entwickelte zirkadiane Biomarker, womit sie substanziell zur Etablierung des Bereiches der zirkadianen Epidemiologie beitrug.
In seiner Gesamtheit fügt sich dieses Projekt zu personalisierten Präventionsformen in die Zielsetzung des neuen Eric Kandel Instituts – Zentrum für Präzisionsmedizin ein, welches derzeit am MedUni Campus AKH entsteht.
Zur Person
Eva Schernhammer wurde in Wien geboren. Nach dem Studium der Medizin und Psychologie an der Universität Wien und Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin promovierte sie im Jahr 2003 an der Harvard T.H. Chan School of Public Health zum Doctor of Public Health. Anschließend forschte und lehrte sie an der Harvard Medical School und Harvard T.H. Chan School of Public Health, bis sie 2015 an die Medizinische Universität Wien wechselte, wo sie die Abteilung für Epidemiologie am Zentrum für Public Health leitet.
Die Epidemiologin erhielt insgesamt sieben R01 Grants (Research Project Grant Programs) des National Institutes of Public Health (USA), ist Vorstandsmitglied in diversen Fördergremien sowie Grant Reviewer für das National Institute of Health (USA), Horizon 2020 and Horizon Europe. Sie ist Rezipientin diverser Forschungsauszeichnungen, unter anderem der Prof. J. Teisinger Medal of Honor des Tschechischen Jan Evangelista Purkyne National Institute of Public Health.