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Schwere Krankheiten künftig zielgerichtet und personalisiert erkennen und behandeln

WWTF-Life Sciences Call 2020: Förderungen für Präzisionsmedizin-Projekte an der MedUni Wien

(Wien, 08-06-2021) Präzisionsmedizin bedeutet zielgerichtete Diagnosen und Therapien für PatientInnen, um diese ganz individuell behandeln zu können. Durch die Erforschung grundlegender Mechanismen von Krankheiten mit dem Zweck personalisierter humanmedizinischer Therapien können schwere Krankheiten künftig viel zielgerichteter und personalisierter erkannt und behandelt werden. Beim WWTF-Life Sciences Call 2020 „Precision Medicine“ werden mit insgesamt 6,07 Millionen Euro sieben exzellente Forschungsprojekte aufgrund einer strengen internationalen Begutachtung gefördert. Die geförderten Projekte an der MedUni Wien und der St. Anna Kinderkrebsforschung bewegen sich zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung.

In Zeiten von COVID-19 werden ganz viele Kräfte und Aufmerksamkeit auf die Bekämpfung der Pandemie gerichtet. Dennoch ist es besonders wichtig, auch weiterhin alle anderen Krankheiten stark im Blick zu behalten: Wien tut alles für die Bekämpfung der Pandemie und bemüht sich gleichzeitig darum, für alle Krankheiten ein hochwertiges Therapieangebot zur Verfügung zu haben. Dazu braucht es Forschung, wie Bürgermeister Michael Ludwig unterstreicht: „Wien arbeitet jeden Tag mit ganzer Kraft an der Bekämpfung der COVID-19 Pandemie. Zugleich kümmern wir uns als Gesundheitsmetropole im Sinn einer umfassenden Versorgung um alle Krankheiten und unterstützen daher die wichtigen Förderaktivitäten des WWTF zur Präzisionsmedizin.“

Hintergrund
Der WWTF fördert mit dem Schwerpunkt „Life Sciences“ seit 2003 regelmäßig Projekte aus dem Bereich der medizinischen Forschung. Seit 2016 legt der WWTF einen Fokus auf „Präzisionsmedizin“ als eines der wichtigen medizinischen Zukunftsthemen. Insgesamt hat der WWTF bereits 12 Projekte mit einem Fördervolumen von 10,75 Millionen Euro unterstützt. Diese Initiative steht auch im Zusammenhang mit den Anstrengungen wichtiger Wiener Forschungseinrichtungen, Infrastruktur für Präzisionsmedizin zu schaffen. So wird an der Medizinischen Universität Wien dafür in den nächsten Jahren ein großes Forschungsgebäude errichtet, wie MedUni-Wien-Rektor Markus Müller erläutert:
„Präzisionsmedizin ist der wichtigste Trend der Medizin des 21. Jahrhunderts. Um dieser Entwicklung an unserem Medizinstandort gerecht zu werden, werden in den nächsten Jahren große Investitionen in Gebäude und Infrastruktur getätigt. Neben diesem Ausbau der Infrastruktur ist eine international wettbewerbsfähige, exzellente Finanzierung von Forschungsprojekten entscheidend. Der WWTF spielt hier für die Umsetzung zahlreicher, großer Projekte eine herausragende Rolle.“ Link zur WWTF-Website.

Zur Präzisionsmedizin
In der Präzisionsmedizin wird ein Ansatz zur Prävention und Behandlung von Krankheiten gewählt, der Unterschiede des individuellen Erbguts, des Umfelds und der Lebensweise jeder/s PatientIn in die klinische Bewertung miteinbezieht. Durch diesen zielgerichteten, personalisierten Ansatz können genauere Vorhersagen bzgl. Behandlungs- und/oder Präventionsstrategien getroffen werden. Dafür braucht es die Zusammenarbeit von Grundlagenforschung, Genetik, Klinik und Informatik. Die Präzisionsmedizin zielt darauf ab, Behandlungsschemata weg von „durchschnittlichen PatientInnen“ hin zum Individuum voranzutreiben. Präzisionsmedizin kann längerfristig Behandlungsstrategien liefern, die nicht nur effektiver sind, sondern auch die oftmals auftretenden Nebenwirkungen herkömmlicher Behandlungen reduzieren helfen.

Großes Interesse in der Community, Vergabe von 6,07 Millionen Euro
Das Interesse der „wissenschaftlichen Community“ war groß: Insgesamt sind 82 Kurzanträge beim WWTF eingelangt, 24 davon gingen in die Vollantragsphase. Der jetzige WWTF-Präsident und ehemalige Bürgermeister, Michael Häupl, unterstreicht die Dynamik in diesem Feld: „Warum Wissenschaft so wichtig ist, hat Corona gezeigt. Mit der Präzisionsmedizin unterstützt der WWTF das Zusammenwirken von Grundlagenforschung, Genanalysen, Rechenmodellen und klinischen Versuchen. Damit helfen wir, eine Community zu schaffen, die durch Forschung schwere Krankheiten zielgerichtet bekämpfen kann.“
Die geförderten Projekte beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Gebieten der medizinischen Forschung und reichen vom besseren Verständnis einzelner Krebsarten, über die Anwendung neuer Medikamente bis hin zum Einsatz und der Kombination neuer technologischer Verfahren. Die Qualität der Projekte kann sich sehen lassen, so WWTF-Geschäftsführer Michael Stampfer: „Unsere internationale Fachjury und die GutachterInnen sagen uns: ‚Ihr habt viele Weltklasse-Forschungsgruppen in Wien, die wichtige Beiträge für die Medizin der Zukunft leisten können.‘ Dies zu unterstützen ist dem WWTF eine wichtige Aufgabe.“ Jedes Projekt erhält knapp 900.000 € Förderung; die Projektlaufzeiten variieren zwischen drei und vier Jahren.

Die Projekte des WWTF-Life Sciences Call 2020 im Detail
Sechs Forschungsteams der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) und eine Gruppe am St. Anna Children's Cancer Research Institute (CCRI) wurden prämiert.

Drei Projekte zielen darauf ab, die Behandlung von Kindern – von Frühgeborenen bis hin zu Jugendlichen – zu verbessern.

  • Beim Ewing-Sarkom, ein Knochenkrebs, der vor allem bei Jugendlichen auftritt, versucht Eleni Tomazou (CCRI) mit ihren KollegInnen eine minimalinvasive Biopsie zu entwickeln, um Hochrisikopatient*innen identifizieren zu können
  • Lukas Wisgrill von der MedUni Wien untersucht mit seinem Team die einzigartigen Nasen-Mikrobiome von Frühgeborenen, um zu analysieren, wie die Anfälligkeit für Virusinfektionen beeinflusst werden kann.
  • Ebenfalls mit einem Fokus auf Frühgeborene soll die Forschung von Monika Resch (MedUni Wien) und ihrem Team eine genauere Diagnose von intraventrikulären Hirnblutungen ermöglichen, um den Weg für bessere klinische Eingriffe zu ebnen.

Zwei Projekte beschäftigen sich mit Krebs bei erwachsenen PatientInnen.

  • Adelheid Wöhrer (MedUni Wien) untersucht mit ihren KollegInnen, wie sterbende Zellen im Gehirn zu Tumorprogression beitragen können.
  • Georg Langs (MedUni Wien) und sein Team verwenden sowohl molekulare Analysen als auch Bildgebung, um eine Untergruppe von Brustkrebs-Patientinnen zu identifizieren, die auf eine kurative Operation verzichten können.

Nierenerkrankungen werden in diesen beiden geförderten Projekten genauer beleuchtet.

  • Das Projekt von Manfred Hecking (MedUni Wien) und KollegInnen zielt darauf ab, eine automatisierte Therapie bei Hämodialyse zu entwickeln.
  • Für PatientInnen, die auf eine Nierentransplantation warten, soll die Forschung von Rainer Oberbauer (MedUni Wien) und Team eine individualisierte Risikoabschätzung auf Basis seltener genetischer Varianten ermöglichen.

Adelheid Wöhrer: Alterungsprozesse beim Glioblastom

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