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10 Jahre RNA-Netzwerk: BioforscherInnen ziehen Erfolgsbilanz

Zehn Jahre lang forschten WissenschafterInnen der Max F. Perutz Laboratories im Rahmen des vom FWF geförderten Spezialforschungsbereichs "Modulators of RNA. Fate and Function". Die beispielgebende überuniversitäre Zusammenarbeit hat reichlich Früchte getragen.

(Wien, 08-02-2011) Zehn Jahre lang forschten Wissen-schafterInnen der Max F. Perutz  Laboratories im Rahmen des vom FWF geförderten Spezialforschungs-bereichs "Modu-lators of RNA. Fate and Function". Die beispielgebende überuniversitäre Zusammenarbeit hat reichlich Früchte getragen.

Zu den spannendsten Themen der Molekularbiologie zählt die Erforschung der Ribonukleinsäure (RNA) als steuerndes und regulierendes Element einer Vielzahl von Prozessen der Zelle. Zehn Jahre lang forschten WissenschafterInnen der Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der  Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien im Rahmen des vom FWF geförderten Spezialforschungsbereichs "Modulators of RNA. Fate and Function", und die beispielgebende überuniversitäre Zusammenarbeit hat reichlich Früchte getragen. Die WissenschafterInnen ziehen eine höchst erfolgreiche Bilanz, mit der sie Wien zu einem internationalen Hotspot der RNA-Forschung gemacht haben.

Rund zehn Millionen Euro investierte der FWF in den vergangenen Jahren in den Spezialforschungsbereich (SFB) "Modulators of RNA. Fate and Function". Den wissenschaftlichen Erfolg belegen 130 Publikationen, zwölf internationale Kooperationsprojekte und fünf Patente. "Der SFB hat entscheidend zur Aufwertung des Forschungsfeldes RNA-Biologie am Vienna Biocenter beigetragen", sagt Udo Bläsi, Sprecher des SFB und Professor für Molekulare Mikrobiologie an der Universität Wien. Renée Schroeder, stellvertretende Sprecherin und Professorin für RNA-Biochemie ebendort: "Auf dem Gebiet hat sich unheimlich viel getan. Das überraschendste Ergebnis unserer Arbeiten war die unglaubliche Anzahl an regulatorischen RNAs und ihre vielfältigen Funktionen, die wir in den vergangenen Jahren identifizieren konnten."

Mehr als die "kleine Schwester der DNA"
Ribonukleinsäure (RNA) ist der DNA – der Trägerin unserer Erbinformationen – sehr ähnlich. Lange Zeit wurde sie lediglich als "Arbeitskopie" bei der Herstellung von Proteinen betrachtet. Erst die Forschungsarbeiten der vergangenen Jahre zeigten, dass die RNA in Form vieler verschiedener nicht-kodierender RNAs als steuerndes und regulierendes Element an einer Vielzahl an zellulären Prozessen beteiligt ist.

Temperatur-Sensoren und "Anstandsdamen"
Regulatorische RNAs steuern die Herstellung von Proteinen in der Zelle in Abhängigkeit von den Umweltbedingungen. Wie eine Sensorsteuerung bewirken sie beispielsweise, dass bei höheren Temperaturen andere Proteine gebildet werden als bei niedrigen. Die RNAs ermöglichen dadurch, dass Lebewesen auf Umweltbedingungen reagieren und sich anpassen können. Hauptthema der ForscherInnen war die Wechselwirkung zwischen Proteinen und der RNA. Insbesondere die sogenannten RNA-Chaperone standen im Zentrum der Untersuchungen. Chaperone sind Proteine, die den RNA-Molekülen "helfen", sich richtig zu falten. Die korrekte Faltung der RNA ist entscheidend für ihre Funktion; aufgrund ihrer Größe und Komplexität neigt sie häufig dazu, sich "falsch" zu falten. Die Chaperone helfen ihnen dabei auf den richtigen Weg zurück – daher auch der aus dem Englischen entlehnte Name Chaperone, übersetzt "Anstandsdame".

Spitzenforschung und Nachwuchsförderung
Insgesamt 13 Forschungsgruppen waren am FWF-Spezialforschungsbereich beteiligt – elf an den MFPL und je eine am Institut für Molekulare Pathologie und am Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Akademie der Wissenschaften. Auch bei der Ausbildung des Forschungsnachwuchses wurde viel bewegt: So hat der SFB insgesamt 45 DiplomandInnen, 50 DoktorandInnen, zwei UniversitätsdozentInnen und zwei neue Professuren hervorgebracht. Zudem fungierte er als Wegbereiter für das Doktoratskolleg "RNA-Biologie", das 2007 als erstes fokussiertes PhD-Programm an den MFPL unter der Federführung von Andrea Barta, Professorin an der Abteilung für Molekulare Biologie der MedUni Wien, etabliert wurde.

Weites Feld für künftige Forschung
Durch die exzellente Forschung konnten neue ausgezeichnete WissenschafterInnen an das Vienna Biocenter geholt werden. Gemeinsam mit bereits etablierten Gruppen werden sie ab Frühjahr 2011 im Rahmen des kürzlich vom FWF bewilligten SFB "RNA regulation of the trancriptome" unter der Leitung von Renée Schröder weiterhin an den vielseitigen Molekülen forschen: "Wenn uns die Forschung der vergangenen zehn Jahre eines gezeigt hat, dann dass es noch viele ungeklärte Fragen bei regulatorischen RNAs gibt!"


» Max F. Perutz Laboratories
Die Max F. Perutz Laboratories sind ein 2005 gegründetes Joint-Venture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien am Campus Vienna Biocenter. An den MFPL forschen über 60 Arbeitsgruppen im Bereich Molekularbiologie. Seit 2007 leitet der Biochemiker Graham Warren das Institut.