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5 Jahre „Soziale Kompetenz“: Haus der Barmherzigkeit

(v.l.n.r) Karin Gutiérrez-Lobos (Vizerektorin Medizinische Universität Wien), Julia Halilovic (Medizinstudentin), Eva Wallner (Medizinstudentin) Christoph Gisinger (Institutsdirektor Haus der Barmherzigkeit). Vorne: Bewohner Friedrich Kornfeind.
Studierende werden für empathischen und wertschätzenden Umgang mit PatientInnen sensibilisiert

(Wien 07-10-2014) Das Haus der Barmherzigkeit vermittelt allen angehenden Wiener MedizinerInnen im Auftrag der Medizinischen Universität Wien Fähigkeiten im Bereich Soziale Kompetenz – und das mit großem Erfolg. Im Rahmen der gleichnamigen Lehrveranstaltung haben bereits 3.600 Medizinstudierende erste Erfahrungen im direkten Kontakt zu Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen gesammelt. Ziel des Programms ist es, die Studierenden früh für einen empathischen und wertschätzenden Umgang mit PatientInnen zu sensibilisieren.

Vor wenigen Tagen startete im Haus der Barmherzigkeit die Lehrveranstaltung „Soziale Kompetenz“ in ihr sechstes Jahr. In den kommenden Wochen werden rund 750 angehende ÄrztInnen den Krankenhausbetrieb gleich in ihrem ersten Semester in der Praxis kennenlernen – vorerst allerdings abseits jeder medizinischen oder pflegerischen Verantwortung. Ziel der Lehrveranstaltung, die sich in mehrere Teile gliedert, ist es, den Studierenden möglichst früh grundlegende Kompetenzen im Umgang mit PatientInnen zu vermitteln. Das Kernstück bildet dabei die Praktikumsphase, in der jeder Studierende fünf Tage lang auf den Stationen eines Pflegekrankenhauses oder in den Wohngemeinschaften einer Behinderteneinrichtung Zeit mit pflegebedürftigen Personen verbringt.

Sensibilisierung steht im Mittelpunkt

Weitere wichtige Aspekte von sozialer Kompetenz sind die Sensibilisierung der angehenden ÄrztInnen auf die geschlechtsspezifischen, sozialen und kulturellen Faktoren von Gesundheit und die Vorbereitung der Studierenden auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team. „Damit die Studierenden möglichst viele Perspektiven kennenlernen, bringen sich bei uns neben der Medizin auch die Bereiche Pflege und Therapie in die Ausbildung ein. Auf diese Interdisziplinarität sind wir besonders stolz“, erklärt Lehrgangsleiter und Institutsdirektor Christoph Gisinger bei einer Pressekonferenz am 7. Oktober im Haus der Barmherzigkeit. Aktuell sind 30 MitarbeiterInnen aus verschiedenen Bereichen des Haus der Barmherzigkeit im Rahmen der Veranstaltung als ReferentInnen tätig, weitere 60 MitarbeiterInnen aus dem Bereich Pflege begleiten die Studierenden durch das Praktikum.

Eine Lehrveranstaltung mit Klasse – trotz Masse
„Ziel ist es, die Studierenden für eine adäquate Kommunikation, für Empathie und Wertschätzung im Umgang mit PatientInnen sowie für professionelles Verhalten im interdisziplinären Team zu sensibilisieren“„ erklärt Karin Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin für Lehre, Gender & Diversity der MedUni Wien, „schließlich sollen die eigene Rollenreflexion angeregt und geschlechtsspezifische, soziale und kulturelle Determinanten von Gesundheit und Krankheit bewusst gemacht werden.“
Um trotz der großen Teilnehmerzahl von rund 750 Studierenden jährlich eine individuelle Betreuung  zu ermöglichen, werden die Teilnehmer mittels einer ausgeklügelten Logistik auf 21 Stationen und 12 Wohngemeinschaften verteilt. So ist garantiert, dass sich in der Praktikumsphase nie mehr als drei Studierende gleichzeitig auf einer Station befinden. „Dieser Spagat zwischen Massenveranstaltung und individueller Begleitung stellt sicher, dass jeder Studierende ausreichend Zeit für den direkten Kontakt mit den Patienten hat. Gleichzeitig verhindern wir so, dass unsere Patienten durch eine zu große Zahl an wechselnden Personen überfordert werden“, so Gisinger. Seminare und Reflexionsrunden finden in Kleingruppen mit rund zehn TeilnehmerInnen statt. „Die Kooperation mit dem Haus der Barmherzigkeit ist in dieser Hinsicht ein besonders wertvolles Projekt. Mit großem Engagement und fundiertem Wissen werden unsere StudienanfängerInnen auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Das Feedback der Studierenden ist hervorragend“, erzählt Gutiérrez-Lobos.

Das Line-Element „Soziale Kompetenz“ findet einmal jährlich im Wintersemester statt und zählt in Wien zu den Pflichtlehrveranstaltungen für Medizinstudierende.