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Aggressiver Lymphkrebs erfolgreich behandelt

MedUni Wien-Forscherteam behandelte einen schwerkranken Patienten mit einem spezifischen PDGFR-Inhibitor erfolgreich.

(Wien, 15-10-2012) ALCL (anaplastic large cell lymphoma) ist eine besonders aggressive Form von Lymphkrebs. Diese Krebs-Art tritt meist bei Kindern und Jugendlichen auf und ist bisher schwer zu behandeln. Jetzt ist es einer Gruppe um Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien gelungen, einen schwerkranken Patienten mit ALCL mit einem spezifischen PDGFR-Inhibitor zu behandeln. Kenner: „Innerhalb von nur zehn Tagen war der 27-jährige Patient tumorfrei, und führt seit mehr als 22 Monaten ein vollkommen normales Leben. Ohne diese Behandlung wäre der Patient vermutlich schon verstorben.“

Möglich wurde das durch ein sogenanntes Mausmodell, anhand dessen die Erkrankung durch eine genetische Modifikation in Mäusen nachgebildet wurde. Im Zuge der Forschungen wurde der Angriffspunkt für die nun erfolgreiche Behandlung mit einem bestehenden Wirkstoff identifiziert. „Der Erfolg ist ein hervorragendes Beispiel für translationelle Medizin, bei der PatientInnen unmittelbar von Forschungsergebnissen aus dem Labor profitieren“, meint Kenner.

Bekannt war bisher, dass bei PatientInnen mit dieser Art von Lymphkrebs ein bestimmter genetischer Defekt auftritt, der das Gen NPM-ALK (nucleophosmin-anaplastic lymphoma kinase) aktiviert. NPM-ALK wird schon länger mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht. Was dieses Gen bei der Krebsentstehung jedoch genau macht, war bisher unbekannt.

Die Studie, die sich in ein eine Serie von Publikationen des Klinischen Instituts für Pathologie der MedUni Wien im Top-Journal „Medicine Nature“ einreiht, zeigt, dass dieses Gen die Produktion zweier Transkriptionsfaktoren hervorruft, die ein bestimmtes Protein aktivieren., Es gelang den ForscherInnen, dieses Protein (PDGFRB/patelet derived growth factor receptor B) durch den bereits bekannten Wirkstoff Imatinib zu hemmen. Dadurch wird die Lebenserwartung der Betroffenen – nachgewiesen durch in-vivo-Versuche – deutlich erhöht.

Derzeit wird der Lymphkrebs ALCL üblicherweise mit Chemotherapie und Knochenmarkstranplantation behandelt, Aufgrund der Aggressivität der Erkrankung erleben aber viele PatientInnen nach anfänglichem Therapieerfolg einen lebensbedrohlichen Rückfall.

„Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass PatientInnen, die nicht mehr auf Chemotherapie ansprechen, von einer Behandlung mit Imatinib profitieren“, so Kenner. „Unser Patient hatte keine Behandlungsoptionen mehr und wäre wohl schon vor langer Zeit verstorben“, so Kenner. „Diese Behandlungsform könnte die Überlebensrate generell deutlich verbessern.“ Es wurden bereits weitere PatientInnen, die an aggressivem Lymphknotenkrebs mit aktiviertem PDGFRB leiden, mittels dieser Therapie in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik in Bologna erfolgreich behandelt.

Maßgeblich an der Studie beteiligt waren Daniela Laimer und Helmut Dolznig von der MedUni Wien, Karoline Kollmann und Veronika Sexl von der Vetmeduni Vienna, Paul W. Vesely von der MedUni Graz, sowie die Drug & Target Screening Unit des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien.

Service: Nature Medicine
„Identification of PDGFR blockade as a rational and highly effective therapy for NPM-ALK driven lymphomas”; Daniela Laimer, Helmut Dolznig, Karoline Kollmann, Paul W. Vesely, Michaela Schlederer, Olaf Merkel, Ana-Iris Schiefer, Melanie R. Hassler, Susi Heider, Lena Amenitsch, Christiane Thallinger, Philipp B. Staber, Ingrid Simonitsch-Klupp, Matthias Artaker, Sabine Lagger, Stefano Pileri, Pier Paolo Piccaluga, Peter Valent, Katia Messana, Indira Landra, Thomas Weichhart, Sylvia Knapp, Medhat Shehata, Maria Todaro, Veronika Sexl, Gerald Höfler, Roberto Piva, Enzo Medico, Bruce A. Riggeri, Mangeng Cheng, Robert Eferl, Gerda Egger, Josef M. Penninger, Ulrich Jaeger, Richard Moriggl, Giorgio Inghirami und Lukas Kenner.