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Antimikrobielle Peptide schützen den Fötus

Erhöhte Produktion durch fötale Hautzellen. Wichtiger Mechanismus zum Schutz des ungeborenen Kindes.

(Wien, 09-05-2014) ForscherInnen der Medizinischen Universität Wien von der Universitätsklinik für Dermatologie konnten zeigen, dass fötale Hautzellen eine stark erhöhte Produktion von antimikrobiellen Peptiden aufweisen. Dies könnte ein wichtiger Mechanismus sein, der das noch nicht voll funktionsfähige Immunsystem des ungeborenen Kindes unterstützt.


Jeder Mensch trägt sie auf seiner Haut: Antimikrobielle Peptide. Das sind Abwehrstoffe, die den Körper effizient vor Infektionen schützen. Sie sind ein wichtiger Teil der angeborenen Immunabwehr. Manche von ihnen werden schon von gesunder Haut produziert, andere wiederum erst dann, wenn der Körper Gefahr wittert. Beim Erwachsenen gibt es zahlreiche Studien über ihre Produktion, Wirkung und Rolle in der Immunantwort. Bisher wusste man allerdings wenig über antimikrobielle Peptide im ungeborenen Kind und Neugeborenen. Forscher rund um Michael Mildner an der Forschungsabteilung für Biologie und Pathobiologie der Haut (www.skinbiology.at) haben daher in einer Studie fötale, neonatale und adulte Hautzellen daraufhin untersucht, ob es Unterschiede in der Produktion und Regulation dieser Proteine gibt.


Ungeborene Kinder haben „Schutzschild“
Es zeigte sich, dass Hautzellen vom ungeborenen Kind sehr viel mehr antimikrobielle Peptide produzieren als Hautzellen von Neugeborenen oder Erwachsenen. Insbesonders war die Produktion der Beta-Defensine 2 und 3, der S100-Proteine A7, A8 und A9 sowie von Cathelicidin stark erhöht. Untersuchungen in einem Hautmodell im Labor bestätigten diese Befunde und zeigten eindrucksvolle Unterschiede in der Menge antimikrobieller Peptide im Hautmodell bestehend aus fötalen Hautzellen.


Möglich wird die verstärkte Expression antimikrobieller Peptide durch das Enzym JMJD3. Dieses entfernt Methylgruppen am Histonkern des Erbgutes und wird in fötalen Hautzellen vermehrt produziert. Dadurch wird die Erbsubstanz leichter zugänglich gemacht und die Information für die Produktion antimikrobieller Peptide kann abgelesen werden. Experimente, in denen die Forscher die Expression von JMJD3 spezifisch blockierten, führten zu einer deutlichen Reduktion von antimikrobiellen Peptiden in den fötalen Zellen. 

 
Antimikrobielle Peptide, die durch diesen Mechanismus vermehrt in fötalen Hautzellen produziert werden, spielen eine besonders wichtige Rolle in der Infektabwehr des Ungeborenen, da in dieser Entwicklungsphase das spezifische Immunsystem noch nicht ausgebildet ist. Diese entwickelt sich erst in den ersten Lebensmonaten des Kindes vollständig.

„Ein nächster Forschungsschritt ist die Frage nach dem Auslöser des Herunterfahrens der erhöhten Produktion von antimikrobiellen Peptiden nach der Geburt“, sagt Michael Mildner, „wir gehen davon aus, dass eine Ausschüttung von Hormonen bei der Geburt dafür verantwortlich ist.“

Die vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte Studie, die in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Dermatologie in Peking durchgeführt wurde, erschien kürzlich im renommierten Journal of Investigative Dermatology.


Service:
Journal of Investigative Dermatology
Gschwandtner M, Zhong S, Tschachler A, Mlitz V, Karner S, Elbe-Bürger A, Mildner M. Fetal Human Keratinocytes Produce Large Amounts of Antimicrobial Peptides: Involvement of Histone-Methylation Processes. J Invest Dermatol. 2014 Apr 2. doi: 10.1038/jid.2014.165.

 

Exemplarisch ein antimikrobielles Peptid und der Unterschied in den verschiedenen Hautzellen: