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Auf dem Weg zur personalisierten Therapie bei Diabetes mellitus

PONTIAC-Studie: Biomarker hilft, PatientInnen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse herauszufiltern

(Wien, 11-03-2016) 600.000 bis 800.000 ÖsterreicherInnen leiden an Diabetes mellitus. Mit Hilfe des Biomarkers NT-proBNP (ein herz-eigenes Hormon) lässt sich jene Gruppe herausfiltern, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse hat, obwohl das Herz scheinbar gesund ist. Dabei handelt es sich um etwa 40 Prozent aller Diabetiker. ForscherInnen der Universitätskliniken für Innere Medizin II und III der MedUni Wien haben in der PONTIAC I-Studie nachgewiesen, dass mit einer hochdosierten, personalisierten Therapie mit ACE-Hemmern und Betablockern das Risiko für kardiale Erkrankungen bei den Betroffenen deutlich – nämlich um 64 Prozent – gesenkt werden kann. Nun wollen die ForscherInnen der MedUni Wien diesen erfolgreichen Ansatz in der PONTIAC II-Studie auch auf eine allgemeine Population von PatientInnen mit Typ II-Diabetes ohne kardiale Erkrankungen ausdehnen. PONTIAC II wurde nun gestartet.

Bei PONTIAC I hatten insgesamt 300 anamnestisch herzgesunde PatientInnen mit Diabetes mellitus und erhöhten NT-proBNP Werten teilgenommen. Nun wird in der Folgestudie in zwei randomisierten Gruppen mit 2.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der präventive Effekt einer hochdosierten Therapie mit Renin-Angiotensin-System Antagonisten und Beta-Blockern mit der konventionellen Therapie verglichen. „Der primäre Endpunkt wird der Einfluss auf die Anzahl der ungeplanten Hospitalisierungen sowie der Todesfälle nach zwei Jahren sein“, erklären die Leiter der Studie, Raphael Wurm und Martin Hülsmann von der  Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien.
Mit PONTIAC II soll einerseits die PONTIAC I-Studie in ihren Ergebnissen bestätigt werden. Andererseits soll getestet werden, inwiefern sich der primärpräventive Effekt ausschließlich auf eine Risikopopulation, die sich durch ein erhöhtes NT-proBNP auszeichnet beschränkt. Sollte das gelingen wäre das der erste erfolgreiche Ansatz personalisierter Therapie bei Typ II Diabetes.


Augenklinik unterstützt mit Substudie

Die Studie wird auch von der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der MedUni Wien (Leitung: Ursula Schmidt-Erfurth) im Rahmen einer Substudie begleitet. Unter der Leitung von Sonja Prager wird hier der Zusammenhang  zwischen der diabetischen Retinopathie und der Überaktivierung kardiovaskulärer Hormone untersucht. Die geplante Arbeit wurde bereits durch das renommierte DOC-Stipendium der Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Auch aus diesen Ergebnissen könnten sich völlig neue Therapieansätze der Retinopathie entwickeln.

Derzeit erfolgt der Start der Studie in Österreich mit folgenden Zentren, welche zum größeren Teil auch bereits an PONTIAC teilgenommen haben:
•    Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel (Leitung: Anton Luger)
•    Krankenanstalt Rudolfstiftung 1. Medizinische Abteilung mit Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie (Leitung: Bernhard Ludvik)
•    KH Hietzing 3.Medizinische Abteilung mit Stoffwechselerkrankungen und Nephrologie (Leitung: Rudolf Prager)
•    Ambulatorium Süd der WGKK (Leitung: Helmut Brath),
•    KH der Barmherzigen Brüder Linz (Leitung: Martin Clodi).
Weitere internationale Zentren sind derzeit in Vorbereitung.

Roche Diagnostics unterstützt die Studie als Kooperationspartner.