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Bildung als Gesundheitsrisiko

Unter der Leitung von Ao.Univ. Prof. Dr. Gerald Haidinger, Zentrum für Public Health der MedUni Wien, konnte im Rahmen der internationalen ISAAC-Studie ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Neurodermitis und dem Bildungsniveau der Eltern nachgewiesen werden.

(Wien, 25-05-2010) Unter der Leitung von Ao.Univ. Prof. Dr. Gerald Haidinger, Zentrum für Public Health der MedUni Wien, konnte im Rahmen der internationalen ISAAC-Studie ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Neurodermitis und dem Bildungsniveau der Eltern nachgewiesen werden.

Im Zeitraum von 1995 bis 1997 beziehungsweise 2001 bis 2003 untersuchte Gerald Haidinger in einer Querschnittstudie mehr als 23.000 oberösterreichische Schulkinder. Dabei wurde ein auffallender Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und dem Auftreten von atopischen Ekzemen (Neurodermitis) festgestellt  - unabhängig vom Auftreten der Erkrankung bei den Eltern.

Im Verhältnis der beiden Studiendurchgänge zueinander wurde eine Steigerungsrate der Erkrankungen um mehr als zehn Prozent beobachtet. Unabhängig davon konnte gleichzeitig eine ähnliche Steigerung beim Bildungsniveau der Eltern festgestellt werden, wobei hier vor allem die Mütter eine entscheidende Rolle spielen. Mit der statistisch signifikanten Odds Ratio (Quotenverhältnis) zwischen 1.13 und 1.37 scheint die elterliche Bildung einen unabhängigen Risikofaktor für Neurodermitis darzustellen. Um diese Hypothese belegen zu können, sind jedoch weitere Studien, die sich mit dieser speziellen Thematik befassen, notwendig.

Prinzipiell scheinen zumindest zwei Faktoren relevant, eine solche Verbindung zwischen Bildungsstand und Erkrankung herzustellen. Zum einen könnte ein höheres Bildungsniveau auch eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Symptomen bei den Kindern nach sich ziehen, also einfach die Erkennungsrate bei gleichem Erkrankungsniveau positiv beeinflussen. Zum anderen könnte aber auch ein übertriebenes Hygieneverhalten in einer keimarmen Umgebung zu einer Änderung des Immunsystems und damit zu entsprechenden dermatologischen Reaktionen führen.

"Zusammenfassend ist zu sagen, dass wir die elterliche Bildung als unabhängigen Risikofaktor für Neurodermitis gefunden haben. Da es aber unmöglich ist, aus Querschnittstudien "Beweise" für solche Zusammenhänge zu bestätigen, müssen wir darauf warten, dass weitere Studien diesen Zusammenhang finden oder widerlegen. Aus Querschnittstudien können nämlich lediglich Hypothesen für eventuelle Zusammenhänge abgeleitet werden." erklärt Gerald Haidinger, Nationaler Koordinator der internationalen ISAAC-Studie, abschließend.

Für Herbst ist eine Wiederholung der Totalerhebung in sechs Bezirken der Steiermark geplant, die im Jahr 2006 an rund 10.000 6-7jährigen Kindern durchgeführt wurde. In diesen Bezirken werden wiederum die Eltern aller Kinder in den ersten und zweiten Volksschulklassen über Risikofaktoren für atopische Erkrankungen und das Auftreten dieser Erkrankungen bei ihren Kindern befragt.


Informationen zur Studie: Weber AS, Haidinger G. “The prevalence of atopic dermatitis in children is influenced by their parents' education: results of two cross-sectional studies conducted in Upper Austria”. Pediatr Allergy Immunol 2010 (im Rahmen der internationalen ISAAC-Studie "Asthma and Allergies in Childhood")

» ISAAC (International Study of Asthma and Allergies in Childhood) Studie: 1991 ins Leben gerufene, weltweite Studie zur Untersuchung von Asthma, Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut) und Ekzembildung bei Kindern. Ziel der Studie ist festzustellen, ob und wie stark diese Erkrankungen in den Industriestaaten bzw. den Entwicklungsländern zunehmen. Die Studie wird in rund 100 Ländern mit mehr als 2 Mio. Kindern durchgeführt.