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Birkenpollen- und Nahrungsmittel-Allergien: Hoffnung für 400.000 Österreicher

Die Birkenpollen-Allergie und damit verbundene Kreuzallergien zählen in Österreich zu den häufigsten allergischen Erkrankungen. Forscher der MedUni Wien sind den Ursachen auf der Spur und entwickeln hochwirksame neue Impfstoffe.

(Wien, 06-03-2012) Die Birkenpollen-Allergie und damit verbundene Kreuzallergien zählen in Österreich zu den häufigsten allergischen Erkrankungen. Forscher der MedUni Wien sind den Ursachen auf der Spur und entwickeln hochwirksame neue Impfstoffe.

Alleine in Österreich sind rund 400.000 Menschen von einer Birkenpollen-Allergie und damit verbundenen Nahrungsmittelallergien betroffen, insbesondere gegen Apfel, Pfirsich, Haselnuss, Karotten und Sellerie. 70 Prozent aller Birkenpollenallergiker leiden an solchen Kreuzallergien. Ein besonderes Problem: Die Nahrungsmittelallergie besteht bei den meisten Betroffenen (86 Prozent) ganzjährig, also nicht nur während der Pollensaison im Frühjahr.

Klinische Studie für neue, hochwirksame Impfstoffgeneration startet im Herbst
Barbara Bohle vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien steht nun vor dem Durchbruch für eine neue, wirksamere Generation an Impfstoffen: „Die bislang verwendeten Impfstoffe haben einen großen Nachteil. Sie wirken zwar gegen das Birkenpollen-Allergen, helfen aber nur selten bei Kreuzallergien.“ Für die neuen Impfstoffe will Bohle deshalb nur das reine Allergen – statt des konventionellen Proteingemisches – verwenden. „Davon versprechen wir uns auch für die Behandlung von Nahrungsmittelallergien einen Erfolg“, so Bohle. Im Herbst startet die Forscherin eine entsprechende klinische Studie, bei der Nahrungsmittelallergien erstmals mit dem entsprechenden Allergen behandelt werden. Bohle: „Konkret heißt das, dass wir zum Beispiel eine Apfelallergie mit dem Allergen des Apfels behandeln.“

Kreuzallergien: Der Apfel fällt nicht weit vom Birkenstamm
Wichtige Grundlagen für diesen neuen Therapieansatz stammen von Heimo Breiteneder vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien. Ihm gelang der Nachweis, dass das Birkenpollen-Allergen zu einer übergeordneten „Superfamilie“ von Molekülen mit gleicher Molekülstruktur gehört. Dazu Breiteneder: „Aufgrund der Evolution von einem gemeinsamen Vorläufer sind die heute rund 16.000 bekannten Vertreter dieses Molekültyps in Bakterien, Pflanzen und Tieren weit verbreitet. Allerdings wirken nur rund zehn davon als Allergen. Neben dem Birkenpollen-Allergen unter anderem auch das im Apfel enthaltene Allergen.“

Den Ursachen der Allergien auf der Spur
Breiteneder nimmt an, dass ein Vorläufer des Birkenpollen-Allergens „Bet v 1“ in früher Vorzeit für den Organismus eine Gefahr darstellte, auf die sofort reagiert werden musste. „Die Nahrungsmittelallergien sind sozusagen die Ausläufer dieses Mechanismus, der vom Birkenpollen-Allergen angeschalten wird.“ Breiteneder weiter: „Bestätigt sich diese Annahme, wäre das ein weiterer wesentlicher Schritt, um die Ursachen für das Entstehen von Allergien zu verstehen.“ Breiteneder ist übrigens ein Pionier der Allergenforschung, 1988 identifizierte er mit „Bet v 1“ erstmals ein Protein der Birkenpollen als Auslöser der Birkenpollenallergie, weltweit das erste pflanzliche Allergen auf molekularer Ebene.

„Allergie-Tag“ an der MedUni
Am Infotag zum Thema Allergie am 10. März 2012 an der MedUni Wien (Hörsaal Klinik am Südgarten) gibt es ab 10.00 Uhr spannende Vorträge rund um das Thema Allergie.
» Infotag zur Allergieforschung im MedUni Wien Kalender