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Blick ins Gehirn

Psychiatrische Erkrankungen können mit MRT und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sichtbar gemacht werden.

(Wien 13-06-2013) WissenschafterInnen der MedUni Wien und der Universität Wien suchen mittels Bildgebungsmethoden („Imaging“) nach Veränderungen im menschlichen Gehirn. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können neurobiologische Marker für psychiatrische Erkrankungen wie Depression, Alzheimer oder Angststörungen identifiziert werden. Das könnte helfen, diese Erkrankungen künftig gezielter und individueller behandeln und Risikogruppen früher einstufen zu können. 

„Lange Zeit hatte man gehofft, dass ForscherInnen wesentlichen Ursachen psychiatrischer Erkrankungen durch die Genetik auf die Spur kommen könnten“, sagt Rupert Lanzenberger von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien. „Jetzt aber zeigen neueste Forschungsergebnisse, dass die molekulare und funktionelle Bildgebung des Gehirns hier wesentliche Fortschritte in der Diagnostik und Prognose aufweisen können“.

Mittels Positronenemissionstomographie und so genannten Radioliganden – mit einem Radionuklid markierte Substanzen, die spezifisch und selektiv an Zielproteine binden – können die ForscherInnen quantitative neurochemische Veränderungen verschiedener Neurotransmittersysteme im lebenden Gehirn sichtbar machen. Darüber hinaus ermöglicht die funktionelle Magnetresonanztomographie die Messung der Aktivitätsmuster des Gehirns mit hoher räumlicher Auflösung.

Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Radiodiagnostik, Nuklearmedizin, Medizinphysik, Radiochemie und psychiatrischer Hirnforschung an der Medizinischen Universität Wien können hier die modernsten Bildgebungsmethoden für unsere PatientInnen eingesetzt werden, so Lanzenberger.

Ziel ist es, objektive Standardwerte und Biomarker zu ermitteln, die man bei psychiatrischen Erkrankungen den subjektiven Schilderungen der PatientInnen gegenüberstellen kann. Die sichtbar gemachten, neurochemischen und funktionellen Veränderungen im Gehirn lassen darauf hoffen, dass es möglich wird, Prognosen für künftige Therapien abzugeben, so Lanzenberger. Zugleich wäre es dann besser möglich, abzuschätzen, ob Menschen, in deren Familie bereits psychiatrische Erkrankungen ausgeprägt sind, einem erhöhten Risiko einer späteren Erkrankung ausgesetzt sind.

Strukturelle Veränderungen im menschlichen Gehirn finden übrigens laufend statt. Lanzenberger: „Auch nach einem alltäglichen Gespräch zwischen zwei Personen kommt es zu mikrostrukturellen und neurochemischen Änderungen.“

Gemeinsamer Forschungscluster mit der Universität Wien
Noch befindet sich der gemeinsame Forschungscluster mit der Universität Wien – er läuft unter dem Namen “Multimodal Neuroimaging in clinical Neurosciences: Assessment of neurobiological markers for psychiatric disorders“ – unter der Leitung von Lanzenberger (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) und Claus Lamm (Fakultät für Psychologie, Universität Wien) in der Forschungsphase, aber in zehn Jahren, so Wissenschafter, könnten diese modernen Bildgebungsmethoden Teil der klinischen Routine bei der Diagnostik und Therapie psychiatrischer Erkrankungen werden.

Der Forschungscluster „Psychiatrie/Psychologie & Imaging“ ist einer von sechs gemeinsamen Clustern der MedUni Wien mit der Universität Wien, die 2011 initiiert wurden.

Weitere Infos: http://forschungscluster.meduniwien.ac.at/.