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Cholesterinsenker dürften Thromboserisiko bei KrebspatientInnen senken

Medikamentöse Vorsorgemaßnahme könnte häufig auftretende, gefährliche venöse Thromboembolien verhindern

Wien (23-07-2015) - Mit einer relativ einfachen medikamentösen Vorsorgemaßnahme könnten eventuell bei Krebspatienten häufig auftretende, gefährliche venöse Thromboembolien verhindert werden. Experten von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie des Wiener AKH und der MedUni Wien haben Hinweise dafür gesammelt, dass die klassischen Cholesterinsenker ("Statine") einen solchen Effekt haben.

Im Rahmen von Karzinomerkrankungen kommt es auch zu potenziell gefährlichen Veränderungen in der Blutgerinnung. Das Blut neigt vermehrt zu Bildung von Thromben. In manchen Fällen treten tiefe Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien erst im Rahmen von diagnostizierten Krebserkrankungen auf, manchmal stellen sich auch das erste Zeichen einer bösartigen Erkrankung dar. Vor allem Pulmonalembolien können zu einer tödlichen Gefahr werden. Thrombosen stellen die zweithäufigste Todesursache bei Krebspatienten dar.

In der wissenschaftlichen Zeitschrift "Thrombosis Research" ist jetzt eine Studie mit Erstautor Felix Lötsch (AKH/MedUni Wien) erschienen. Es handelte sich um eine Untersuchung, in die 1.434 Patienten mit neu diagnostizierter Krebserkrankung oder mit einem neu diagnostiziertem Rückfall nach einer Erstbehandlung aufgenommen wurde. Sie wurden zwei Jahre lang beobachtet. Ausgangspunkt war die bereits belegte Tatsache, dass Nicht-Krebskranke, wenn sie solche Cholesterinsenker einnehmen, ein geringeres Thromboembolie-Risiko als Personen ohne die Medikamente haben. Ob das auch auf Krebspatienten zutrifft, das wollten die Wissenschafter mit der Untersuchung klären.

Bei Aufnahme in die Studie schluckten 170 Krebspatienten (11,9 Prozent) ein Statin zur Cholesterinsenkung. 96 der Erkrankten nahmen regelmäßig Simvastatin, 48 hingegen die Substanz Atorvastatin. Die Hauptergebnisse: Innerhalb eines Jahres erlitten 2,94 Prozent der Karzinompatienten eine Thrombose, wenn sie auch einen Cholesterinsenker einnahmen, innerhalb von zwei Jahren 3,54 Prozent. Unter den Patienten, welche keine Statine einnahmen, lag die Häufigkeit von diagnostizierten thromboembolischen Ereignissen innerhalb eines Jahres bei 7,13 Prozent, im Zeitraum von 24 Monaten bei 8,13 Prozent.

"Diese Beobachtungsstudie deutet auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und einem geringen Risiko für venöse Thromboembolien hin", schrieben die Autoren. Ob man bei Krebspatienten mit den Cholesterinsenkern aktiv eine medikamentöse Thrombose-Prophylaxe erfolgreich durchführen kann, muss aber erst in entsprechenden weiteren klinischen Studien gezeigt werden.

Die Wiener Wissenschafter betreiben seit mehr als zehn Jahren die sogenannte "Vienna Cancer and Thrombosis Study" (CATS). In deren Rahmen soll der Zusammenhang zwischen Krebs und solchen Blutgerinnungsstörungen aufgeklärt werden. Vor zwei Jahren ergab sich aus den Forschungen beispielsweise, dass Krebspatienten mit Krampfadern noch einmal ein doppelt so hohes Thromboembolie-Risiko im Vergleich zu Karzinomkranken ohne Krampfadern aufweisen.