(Wien, 19-10-2015) Dagmar Bancher-Todesca und Bernhard Rössler von der MedUni Wien wurden von der Plattform Patientensicherheit mit dem Austrian Patient Safety Award in der Kategorie Simulation ausgezeichnet.
Die Medical Simulation and Emergency Management Research Group der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesie und Intensivmedizin der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie führt eine interdisziplinäres Teamtraining zur Versorgung von Müttern und Kindern während geburtshilflicher Notfallsituationen durch.
Zum Siegerprojekt
Kommt es während der Geburt zu Komplikationen, ist eine rasche, effiziente und professionelle Kooperation durch ein multidisziplinäres Team notwendig, um für Mutter und Kind ein bestmögliches Überleben sicherzustellen. Die Fähigkeiten, die für die Versorgung von kritischen Notfällen benötigt werden, lassen sich nicht ausschließlich aus Büchern oder im klinischen Alltag erlernen. Seit 2013 werden daher an der MedUni Wien realitätsnah am Simulator interdisziplinäre Trainings abgehalten. Diese werden als szenarienbasierte Simulation (z.B. Schulterdystokie, postpartale Blutung, Eklampsie) veranstaltet, um eine strukturierte Versorgung während eines Notfalls zu üben. Dies bietet die Grundlage für eine wesentliche Verhaltensoptimierung in der Routine und der gesteigerten PatientInnensicherheit im Notfall. Besonderes Augenmerk wird neben der Beherrschung der technischen Fertigkeiten auf die Zusammenarbeit im Team bzw. auf nicht-technische Fertigkeiten (Situationsbewusstsein, Taskmanagement, Entscheidungsfindung, Teamfähigkeit) gelegt.
Trainiert wird am lebensähnlichen Simulator einer schwangeren Patientin. Dieser ermöglicht Pathologien des Geburtsvorgangs zu üben. Der Simulator wird über eine Steuerungseinheit durch Simulationsexperten bedient. Die Reaktionen der Gebärenden werden kontinuierlich an die gesetzten Handlungen angepasst. Durch den Einsatz einer Videoanlage ist es möglich über die Lernziele im Debriefing gemeinsam zu reflektieren und positive Verhaltensänderungen zu festigen.
Die Personen
Dagmar Bancher-Todesca ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin der Universitätklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien/AKH Wien. Sie habilitierte sich im Jahr 2001.
Sie absolvierte Auslandsaufenthalte am Royal Free Hospital in London und als Senior Medical Advisor im Al Ain Hospital (Vereinigte Arabische Emirate). 2001 absolvierte sie den postgraduellen Hochschulkurs für medizinische Führungskräfte der Universität Salzburg.
Dagmar Bancher-Todesca ist Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Ihre klinischen und wissenschaftliche Schwerpunkte sind Risikoschwangerschaften und der Mutter-Kind-Pass.
So ist sie Mitglied der Facharbeitsgruppe zur Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes des Bundesministeriums für Gesundheit, Mitglied der Interdisziplinären Expertenkommission Mutter Kind Pass der Ärztekammer, war Mutter-Kind-Pass-Kommissionsmitglied des Obersten Sanitätsrates 2005-2010 und Vorsitzende dieser Kommission von 2006 bis 2010. Sie fungierte als Mitglied des Obersten Sanitätsrates des Gesundheitsministeriums (2008 bis 2013).
Bernhard Rössler ist Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie der MedUni Wien/AKH Wien. Er absolvierte eine Fellowship in Medical Simulation am Department of Anaesthesia des Sir Charles Gairdner Hospitals in Australien und besitzt einen Master of International Health der Universität Basel. Rössler habilitierte sich im Jahr 2014 und ist aktuell stellvertretender Bereichsleiter der Geburtshilflichen Anästhesie (9C). Seine wissenschaftliche Schwerpunkte sind Medizinische Simulation und Reanimation.
Die Plattform Patientensicherheit
Die Österreichische Plattform für Patientensicherheit (ANetPAS) wurde im November 2008 im Zuge des Projekts EUNetPAS (7. EU-Rahmenprogramm) und auf Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit gegründet. Ziel und Strategie dieses ExpertInnenforums ist die Etablierung und das Betreiben eines unabhängigen, dynamischen und konstruktiven Netzwerkes, dem die wesentlichen Einrichtungen und ExpertInnen des österreichischen Gesundheitssystems, die sich mit Patientensicherheit beschäftigen, angehören. Im Mittelpunkt des Netzwerks steht die Förderung der Patientensicherheit durch Forschung, Koordination von Projekten, Vernetzung und Information. Der Preis für Patientensicherheit unter dem Titel „Austrian Patient Safety Award“ (APSA) wird für innovative Leistungen zur Erhöhung von Patientensicherheit und Qualität in Gesundheitseinrichtungen vergeben. Ziel ist es, hervorragende Projekte der Öffentlichkeit zu präsentieren und damit für das Thema zu sensibilisieren.