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Eine neue Strategie im Kampf gegen Diabetes

Konsortium aus Universitäten, Firmen und Forschungsinstituten arbeitet an Heilung von Diabetes - MedUni Wien mit dabei

(Wien, 29-07-2015) Das von der Europäischen Kommission im Rahmen von Horizon 2020 geförderte Projekt nennt sich „ELASTISLET“ (Tailored Elastin-like Recombinamers as Advanced Systems for Cell Therapies in Diabetes Mellitus: a Synthetic Biology Approach towards a Bioeffective and Immunoisolated Biosimilar Islet/Cell Niche).

Das Ziel von ELASTISLET ist es, den Blutzuckerspiegel von DiabetikerInnen - ohne die sonst erforderliche tägliche Insulinspritze im Falle von Diabetes I - zu normalisieren.

Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die im Laufe der Zeit verschiedene Organe und Systeme wie Herz, Blutgefäße, Nieren, Nerven und Augen ernsthaft schädigen kann. Die absolute Zahl der DiabetikerInnen in Europa ist im Steigen begriffen und man rechnet mit 38 Millionen Erkrankten bis 2030, was die Gesundheitssysteme der Mitgliedsländer finanziell immer stärker belasten wird. Neueste Studien haben ergeben, dass die Gesamtkosten in Zusammenhang mit Diabetes I und II in Großbritannien, Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland zusammengenommen voraussichtlich 188 Milliarden Euro überschreiten werden. Daher ist es entscheidend, rasch neue Therapien zur Bekämpfung  zu entwickeln.
Das ELASTISLET-Projekt verfolgt einen innovativen Ansatz, mit dem die Abhängigkeit von extern zugeführtem Insulin und blutzuckersenkenden Mitteln aufgehoben werden soll, was sich positiv auf die Lebensqualität von  DiabetikerInnen auswirken kann.

Die Transplantation von gesunden Inselzellen führt zur wirksamen Wiederherstellung der Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse – diese Methode erfordert aber die Gabe von Immunsuppressiva und ist langfristig nicht effizient. ELASTISLET möchte eine  Verkapselung der insulinproduzierenden Inselzellen erreichen, um damit die Zellintegration und die normale Insulinproduktion zu verbessern. Zur Verkapselung soll ein „hochwertiges biologisch inspiriertes Material, das ein menschliches Elastin wie das im Bindegewebe vorkommende Protein nachahmt“ herangezogen werden, so der Koordinator des Projekts, José Carlos Rodríguez-Cabello von der Universidad de Valladolid (Spanien). Dadurch sollen immunologische Nebenwirkungen ausgeschlossen werden.

"Die MedUni Wien ist Projektpartner und untersucht in diesem Projekt die neuartigen immunologisch isolierten und biomimetischen Gerüste für die Inselzelltransplantation", erläutert Michelle Epstein, Leiterin des Experimental Allergy Lab des Fachbereichs Dermatologie. „Diese neuartige biotechnologisch hergestellte Beschichtung, die im Rahmen des Projekts entwickelt wird, soll gewährleisten, dass die implantierten Zellen überleben und funktionieren, ohne vom Immunsystem angegriffen zu werden“, führt Epstein weiter aus. Das - innovative Biopolymer auf Proteinbasis wird mit weiteren Spitzentechnologien kombiniert, um die Kapselbildung um die Inseln zu vervollständigen. Trotzdem soll die Insulindiffusion ermöglicht und der Zugang zur Blutversorgung und zu Nährstoffen gefördert werden.  Die so geschützten insulinproduzierenden Zellen sollen schließlich den Blutzuckerspiegel von Diabetikern regulieren helfen.

ELASTISLET möchte die komplette und physiologische Integration und Fusion der Kapseln mit dem umliegenden Gewebe erzielen.
Der bahnbrechende Charakter des Projekts liegt hauptsächlich in dem ehrgeizigen Ansatz, Implantate als quasi physiologische Barrieren zu konstruieren, die die derzeitigen Therapien für Diabetes funktionell erweitern können. Das multidisziplinäre Konsortium mit elf Partnern aus acht europäischen Ländern wird in den nächsten vier Jahren eng zusammenarbeiten, um der Volkskrankheit Diabetes mit einer neuartigen Strategie entgegenzutreten.