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Filme mit Happy End haben positive Wirkung auf Menschen mit suizidalen Tendenzen

ForscherInnen des Instituts für Sozialmedizin der MedUni Wien konnten erstmals nachweisen, dass suizidgefährdete Personen von der filmischen Darstellung einer bewältigten Krise profitieren.

(Wien, 30-04-2015) ForscherInnen des Instituts für Sozialmedizin der MedUni Wien konnten in einer nun im Top-Journal „The British Journal of Psychiatry“ veröffentlichten Studie erstmals nachweisen, dass suizidgefährdete Personen von der filmischen Darstellung einer bewältigten Krise profitieren.

Die Wissenschafter der MedUni Wien untersuchten dabei die Wirkung von drei Filmen, die auf die Darstellung einer suizidalen Krise fokussierten, hinsichtlich des Ausgangs der Geschichte aber variierten. Im Film der ersten ProbandInnen-Gruppe – insgesamt waren 95 erwachsene Personen in der Studie involviert – beging die Protagonistin am Ende Suizid, im zweiten Film wurde die suizidale Krise zwar bewältigt, allerdings verstarb der Hauptdarsteller eines natürlichen Todes. Und im dritten Film wurde die Krise bewältigt und es kam zum Happy End.

„Bei Personen, die vor der Filmvorführung eine eher höhere suizidale Tendenz hatten, kam es bei dem Film mit dem glücklichen Ende zu einer deutlichen Senkung des Suizidrisikos, insbesondere einer Verbesserung der Lebenszufriedenheit“, sagt der Medienpsychologe Benedikt Till vom Institut für Sozialmedizin der MedUni Wien. Gleichzeitig kam es in der Gruppe mit erhöhten suizidalen Tendenzen aber zu einem Anstieg dieser Tendenzen, wenn der Film mit dem Suizid endet. Till: „Und dieser Effekt war umso größer, je mehr sich die Zuseher mit dem Hauptdarsteller identifizierten. Die Studie hat insgesamt wichtige neue Ergebnisse für das Verständnis, wie suizidale Inhalte in Medien wirken.“

Die Ergebnisse erweitern auch bereits in früheren Arbeiten gewonnenen Erkenntnisse der Arbeitsgruppe an der MedUni Wien rund um Thomas Niederkrotenthaler zum Thema „Papageno-Effekt“ wider, basierend auf Papagenos bewältigter suizidalen Krisen in Mozarts Zauberflöte: Papageno beschäftigt sich darin intensiv mit Suizidplänen und –vorbereitungen, als er den Verlust seiner geliebten Papagena befürchtet, er wird jedoch in letzter Minute durch die „drei Knaben“ davon überzeugt, dass er die Kraft hat, Papagena für sich zu gewinnen. „Mediale Beiträge zur Bewältigung von Krisen und Krankheit sowie Umgang damit können Alternativen zum Suizid auch aus persönlicher Sicht von Betroffenen aufzeigen, und so einen wertvolllen Suizidpräventionsbeitrag leisten“, so Thomas Niederkrotenthaler vom Institut für Sozialmedizin der MedUni Wien.

Service: The British Journal of Psychiatry
„Determining the effects of films with suicidal content: a laboratory experiment.” B. Till, M. Strauss, G. Sonneck, T. Niederkrotenthaler. BJP, April 23, 2015, doi:10.1192/bjp.bp.114.152827.

Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien

Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Die vorliegende Arbeit fällt inhaltlich in den Themenbereich des Clusters für medizinische Neurowissenschaften.