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ForscherInnen der MedUni Wien beim ESC Kongress 2015 stark vertreten

Mehrere kardiologische Studien beim größten Kardiologiekongress in London präsentiert

(Wien, 28-08-2015) Die ForscherInnen der Medizinischen Universität sind beim weltgrößten Kongress der KardiologInnen (ESC Congress) von 30. August bis 3. September 2015 in London mit Studienpräsentationen stark vertreten.


Die europäische kardiologische Gesellschaft ESC repräsentiert mehr als 87.000 KardiologInnen europaweit, der jährliche Kongress ist einer der gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und organisatorischen Höhepunkte. Der ESC Congress 2015 von 29. August bis 2. September in London ist die größte europäische kardiovaskuläre Veranstaltung mit fast 33.000 TeilnehmerInnen. Seit Jahren ist die kardiovaskuläre Forschung der MedUni Wien bei den ESC-Kongressen erfolgreich vertreten, mit Präsentationen,Teaching Sitzungen, beim Erstellen von europäischen Leitlinien, sowie mit Auszeichnungen. Preisen und Arbeitsgruppen.

Folgende Studien der MedUni Wien werden in London präsentiert:

Harnmenge sagt das Überleben bei Herz-PatientInnen mit mechanischer Kreislaufunterstützungs-Therapie voraus
Bei PatientInnen, bei denen nach einer Herz-Operation aufgrund einer instabilen Herz-Kreislauf-Situation eine maschinelle Kreislaufunterstützung mittels ECMO-Therapie (Extracorporale Membranoxygenierung) eingesetzt wird, ist die 24-Stunden-Harnmenge ein idealer Marker für die individuelle Risikobewertung. Studien-Erstautor Georg Goliasch, Kardiologe an der MedUni Wien: „Eine Abnahme der Harnproduktion als Ausdruck einer gestörten Nierendurchblutung ist ein sensitiver Indikator für eine Mangelversorgung des Gewebes. Die 24-Stunden-Harnmenge scheint ein idealer Marker für die Risikostratifizierung bei ECMO-Patienten zu sein, der kostengünstig, zeiteffizient und einfach zu messen ist.“


Studie: Urinary output predicts survival in patients undergoing extracorporeal membrane oxygenation following cardiovascular surgery; G. Goliasch, C. Roth, L. Schrutka, C. Binder, MP. Winter, G. Heinz, IM. Lang, G. Maurer, A. Niessner, K. Distelmaier

PatientInnen mit kombinierter Form von Lungenhochdruck haben signifikant schlechtere Prognose – Hoffnung auf spezifische Therapien
PatientInnen mit einer kombinierten prä- und post-kapillären Form des Lungenhochdruckes (combined pre-and post-capillary pulmonary hypertension, Cpc-PH) zeigen eine signifikant schlechtere Funktion der rechten Herzkammer (Rechtsventrikelfunktion) und haben eine signifikant schlechtere Prognose als solche mit isoliert post-kapillärem Lungenhochdruck (Ipc-PH).
Die Studie identifizierte einen hämodynamischen Parameter, der es erlaubt, präziser Cpc-PH von einer isoliert post-kapillären PH zu unterscheiden. Kardiologe Mario Gerges, Erstautor der Studie: “Cpc-PH könnte ein Ziel für PH-spezifische Therapien darstellen. Das Ausmaß des praktischen Nutzens unserer Daten im Hinblick auf den Einsatz von PH-spezifischen Medikamenten in dieser Patientengruppe wird sich nach den Ergebnissen laufender Studien zeigen, die speziell Patienten mit Cpc-PH untersuchen.“


Studie: Combined pre-and postcapillary pulmonary hypertension in chronic heart failure: epidemiology, right ventricular function and survival; M. Gerges, C. Gerges, AM. Pistritto, MB. Lang, P. Trip, J. Jakowitsch, T. Binder, IM. Lang

Remnant-Cholesterin ist neuer Risikomarker für Herz-Kreislauf-Ereignisse – einfache Berechnung bietet PatientInnen unmittelbaren Nutzen
Das so genannte Remnant Cholesterin kann als neuer Risikomarker Herz-Kreislaufereignisse sehr gut voraussagen. Es wird berechnet, indem vom Gesamtcholesterin-Wert der LDL-Cholesterin-Wert und der HDL-Cholesterin-Wert abgezogen werden – was übrig bleibt, ist das Remnant Cholesterin. Die wichtigsten Faktoren, die zu einer Erhöhung des Remnant-Cholesterins beitragen, sind Adipositas, Diabetes und Alkoholkonsum. Eine multizentrische Studie untersuchte den Einfluss von Remnant-Cholesterin bei jungen HerzinfarktpatientInnen (unter 40). „Es zeigte sich, dass das Remnant-Cholesterin im Durchschnitt zirka doppelt so hoch war wie bei den gesunden Personen der Kontrollgruppe“, so Georg Goliasch, Kardiologe an der MedUni Wien. „Aufgrund dieser starken Assoziation und der Einfachheit der Bestimmung könnte Remnant-Cholesterin ein solider neuer Risikomarker für eine junge Patientenpopulation sein und dabei helfen, Hochrisikopatienten frühzeitig zu identifizieren.“

Studie: Premature myocardial infarction is strongly associated with increased levels of remnant cholesterol; G. Goliasch, F. Wiesbauer, H. Blessberger, S. Demyanets, J. Wojta, K. Huber, G. Maurer, M. Schillinger, W. Speidl

Genetische Variationen des Vitamin K Epoxid Reduktase-Gens erhöhen Blutdruck und sollen Risikoeinschätzung verbessern
Genetische Variationen im VKOR-Gen („Vitamin K Epoxid Reduktase“) verändern die Gefäßwände und verringern deren Dehnbarkeit, was eine Ursache für erhöhte Blutdruckwerte sein kann. Außerdem stellen diese genetischen Variationen im VKOR-Gen neue prognostische Marker für kardiovaskuläre Erkrankungen dar. Diese aktuellen Studienergebnisse berichtet Adelheid Panzenböck (MedUni Wien).
Studien haben gezeigt, dass genetische Variationen im VKOR-Gen die Effektivität des Blutgerinnungs-Hemmers Warfarin, eines „Vitamin-K-Antagonisten“ reduzieren oder verstärken können. Allerdings seien, so Panzenböck, „noch weitere Studien notwendig, um die mechanistischen Hintergründe für diese Veränderungen zu untersuchen und um festzustellen, ob sich die Analyse der genetischen Variationen im VKOR-Gen in Zukunft nicht nur für die Feststellung der Effektivität von Warfarin, sondern auch zur Risikoeinschätzung bei erhöhtem Blutdruck eignet.“


Studie: The VKORC1 (-1639) G>A promoter polymorphism is associated with elevated systemic arterial blood pressure; A. Panzenboeck, C. Gerges, S. Zehetmayer, G. Endler, V. Leibetseder, T R. Bader, C. Mannhalter, I M. Lang

PatientInnen ohne Milz: Blutplättchen-Überaktivität erhöht Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko
Bei Menschen, deren Milz operativ entfernt wurde (Splenektomie), treten wesentlich häufiger als bisher angenommen kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungeninfarkt, tiefe Beinvenenthrombosen sowie Todesfälle auf. Tests an splenektomierten PatientInnen zeigten eine Thrombozyten-Überaktivität, die die Häufung von thrombotischen Ereignissen (Gefäßverschlüssen) erklären könnte. Der Kardiologe Mario Gerges (MedUni Wien), Erstautor der Studie: “Das Ausmaß des praktischen Nutzens unserer Daten im Hinblick auf den Einsatz von spezifischen Medikamenten zur Reduktion und Prophylaxe thrombotischer Ereignissen nach Splenektomie ist noch unklar. Weitere Analysen zur Identifizierung zellulärer Abläufe, die Herz-Kreislaufereignisse erklären könnten, sind derzeit geplant.“ In Österreich wird etwa 3,8 pro 100.000 Menschen die Milz entfernt.


Studie: Platelets are permanently activated after splenectomy; M. Gerges, C. Gerges, MK. Frey, S. Panzer, IM. Lang

Koronare-Herzkrankheit: Bewegungsmangel fördert körpereigene Substanzen, die die Sanierung von Blutgefäßen behindern
Endostatin (ES) ist ein gegen die Neubildung von Blutgefäßen gerichteter (anti-angiogener) Faktor, der bei Menschen mit Koronarer Herzkrankheit (KHK) und Diabetes erhöht ist. Dieser lässt sich durch körperliche Aktivität reduzieren. „Unsere Daten unterstützen die Hypothese, dass körperliche Aktivität durch Verminderung der Endostatin-Level einen deutlichen pro-angiogenen Effekt hat und somit zur Blutgefäß-Neubildung (Kollateralisierung) beitragen und unter Umständen auch von therapeutischem Nutzen sein kann", so Erstautor Michael Sponder, Assistenzarzt an der MedUni Wien. Sportliche ProbandInnen hatten um bis zu 30 Prozent niedrigere ES-Level als unsportliche, unabhängig von den klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren Geschlecht, Diabetes mellitus und Adipositas.
Die Forscher untersuchten auch den Einfluss von Bewegung auf Osteopontin (OPN). Auch hier zeigte sich ein schrittweiser Abfall abhängig vom Grad der körperlichen Aktivität. Sportliche PatientInnen hatten bis zu 25 Prozent geringere OPN-Level als unsportliche. Osteopontin wird nicht zu den klassischen pro-angiogenen Faktoren gezählt, dürfte jedoch eine Art „survival factor" für verschiedenen Zelltypen sein und angiogenes Potenzial besitzen.


Studie: Physical inactivity increases endostatin and osteopontin in patients with coronary artery disease; M. Sponder, MFS. Fritzer-Szekeres, RM. Marculescu, BL. Litschauer, JSJ. Strametz-Juranek

Fibroblast growth factor 23 ist ein unabhängiger und spezifischer Prädiktor für Sterblichkeit in PatientInnen mit Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Funktion
Fibroblast growth factor 23 (FGF-23) ist ein von Osteozyten sezerniertes Hormon, das eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Phosphat- und Vitamin-D-Haushaltes spielt. Erhöhte FGF-23 Werte, wie sie unter anderem bei PatientInnen mit eingeschränkter Nierenfunktion auftreten, bewirken zudem ein übermäßiges Wachstum von Herzmuskelzellen und führen zu einer fortschreitenden Einschränkung der Pumpleistung des Herzens. FGF-23 wurde in 980 HerzinsuffienzpatientInnen gemessen, davon 511 PatientInnen mit Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Funktion (HfrEF) und 469 mit Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Funktion (HFpEF). FGF-23 zeigte sich hierbei als starker und eigenständiger Prädiktor für Sterblichkeit in der PatientInnengruppe mit HFrEF, während dies nicht der Fall war für die Gruppe mit HFpEF war. Darüber hinaus zeigte sich eine verbesserte prognostische Einschätzung von PatientInnen mittels FGF-23 additiv zur Messung von NT-proBNP als fest etablierten Biomarker in HerzinsuffizienzpatientInnen. Diese Ergebnisse wurden weiters in einer zweiten Kohorte mit 320 PatientInnen mit fortgeschrittener HFrEF bestätigt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass FGF-23 mit einer erhöhten Mortalitätswahrscheinlichkeit in PatientInnen mit HFrEF vergesellschaftet ist, während dies für PatientInnen mit HFpEF nicht zutrifft. Dies unterstreicht weiters die Hypothese, dass HFrEF und HFpEF zwei eigenständige Entitäten darstellen, welche unterschiedlichen pathophysiologischen Prozessen folgen.

 

Studie: Fibroblast growth factor 23 is an independent and specific predictor of mortality in patients with heart failure and reduced ejection fraction; Lorenz Koller, Marcus Kleber, Vincent Brandenburg, Georg Goliasch, Hubert Scharnagl, Tanja Grammer, Andeas Tomaschitz, Martin Hülsmann, Winfried Maerz, Alexander Niessner

Apolipoprotein J aber nicht High-Density Lipoprotein ist ein unabhängiger Prädiktor für Mortalität in PatientInnen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz

Die beim ESC 2015 in London präsentierte Studie untersuchte den prädiktiven Wert des multifunktionellen Glykoproteins Apolipoprotein J, auch bekannt als Clusterin, in 346 PatientInnen mit fortgeschrittener systolischer Herzinsuffizienz (median 75 Jahre, 66% männlich). Während einer Nachbeobachtungszeit von 4,9 Jahren verstarben 55,9% der PatientInnen. Apolipoprotein J war ein signifikanter inverser Prädiktor der Mortalität. Diese Assoziation blieb auch nach multivariater Adjustierung für andere wichtige Risikofaktoren in der Herzinsuffizienz. Apolipoprotein J wird im Plasma als Subfraktion von High-density Lipoprotein (HDL) transportiert, welches in der präsentierten Studie  selbst kein signifikanter Mortalitätsprädiktor war. Die Ergebnisse der Studie implizieren eine mögliche Rolle von Apolipoprotein J in der komplexen mutifaktoriellen Pathogenese der Herzinsuffizienz. Ein potentieller protektiver Effekt von Apolipoprotein J könnte sich von seinen antiapoptotischen, antiatherogenen, zytoprotektiven und antiinflammatorischen Eigenschaften ableiten.

 

Studie: Apolipoprotein J but not high-density lipoprotein is an independent predictor of mortality in patients with advanced heart failure; Bernhard Richter; Lorenz Koller; Mira Brekalo, Gerlinde Zorn; Gerald Maurer, Kurt Huber, Richard Pacher; Johann Wojta; Martin Hülsmann, Alexander Niessner

 

Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Kardiovaskuläre Medizin ist einer von fünf Forschungsclustern an der MedUni Wien. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte gesetzt. Die weiteren vier Cluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie.


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