Skip to main content English

Frauen altern mit mehr Beeinträchtigungen als Männer

(Wien, 12-12-2011) - Frauen haben bekanntlich eine höhere Lebenserwartung als Männer. Das "starke" Geschlecht wird aber mit weniger Erkrankungen, Behinderungen und anderen funktionalen Beeinträchtigungen alt: Zunehmender Stress und veränderte (schlechte) Lebensgewohnheiten bedingen bei Frauen heute mehr Herz-Kreislauferkrankungen und mehr psychische Erkrankungen wie Depressionen. Daraus ergibt sich ein klares Plädoyer für eine geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung, wie die MedUni Wien-Gender Medicine-Expertinnen Karin Gutiérrez-Lobos und Alexandra Kautzky-Willer am Montag auf einer Pressekonferenz betonten.

(Wien, 12-12-2011) - Frauen haben bekanntlich eine höhere Lebenserwartung als Männer. Das "starke" Geschlecht wird aber mit weniger Erkrankungen, Behinderungen und anderen funktionalen Beeinträchtigungen alt: Zunehmender Stress und veränderte (schlechte) Lebensgewohnheiten bedingen bei Frauen heute mehr Herz-Kreislauferkrankungen und mehr psychische Erkrankungen wie Depressionen. Daraus ergibt sich ein klares Plädoyer für eine geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung, wie die MedUni Wien-Gender Medicine-Expertinnen Karin Gutiérrez-Lobos und Alexandra Kautzky-Willer am Montag auf einer Pressekonferenz betonten.

Seit 2003 ist die Lebenserwartung von Frauen von 81,5 auf 83,2 Jahre gestiegen. Bei den Männern beträgt die Lebenserwartung aktuell 77,7 Jahre. „Frauen leben zwar länger, aber auch länger mit einer Beeinträchtigung. Männer werden gesünder alt“, sagte MedUni-Vizerektorin Karin Gutiérrez-Lobos auf der Pressekonferenz des Gesundheitsdienstleisters VAMED, der mit „La Pura“ in Gars am Kamp das erste Frauengesundheitszentrum in Österreich etabliert hat. 22,3 Prozent der Frauen werden mit Erkrankungen und Beeinträchtigungen alt, aber nur rund 18 Prozent der Männer. Das zeigen aktuelle Zahlen von Statistik Austria.

Mehr als „Bikini-Medizin“
Diese Zahlen sprechen ganz deutlich für eine geschlechterspezifische Gesundheitsversorgung, so Gutiérrez-Lobos. „Lange Zeit gab es nur die so genannte Bikini-Medizin. Alles, was unter dem Bikini versteckt war, wurde frauenspezifisch betrachtet, also etwa Brustkrebs und alles, was die Geschlechtsorgane betrifft.“ Zudem werde viel zu wenig auf psychosoziale Faktoren eingegangen: „Zum Beispiel hat Stress bei Frauen ganz andere Auswirkungen als bei Männern und gehört anders behandelt.“

Kautzky-Willer, erste Professorin für Gender Medicine in Österreich, betonte, dass Stress bei Frauen einer der Hauptauslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Erkrankungen wie Depressionen ist. „Und ganz im Widerspruch zur weitläufigen Meinung sind die Überlebenschancen für Frauen nach einem Herzinfarkt viel geringer als bei Männern.“ Daher gebe es noch viel Potenzial in der Prävention und Gesundheitsvorsorge bei Frauen – wie das zum Beispiel im Gesundheitszentrum „La Pura“ und mit medizinischer Beratung der MedUni angeboten werde. 

Wunsch nach mehr geschlechterspezifischer Information
Dass auch die Bevölkerung den Wunsch nach geschlechterspezifischer Medizin und Behandlung hat, zeigte eine am Montag präsentierte, von der VAMED in Auftrag gegebene Umfrage unter 500 ÖsterreicherInnen: 36 Prozent der Frauen gaben an, schon einmal das Gefühl gehabt zu haben, vom Arzt falsch oder nicht ausreichend behandelt zu werden, weil sie "nicht ernst" genommen wurden. Auch rund ein Viertel der Männer stimmte dieser Aussage zu.

Rund 50 Prozent der befragten Frauen erklärten in der Telefonumfrage des Marktforschungsinstitut GfK, dass sie nicht ausreichend über die unterschiedlichen Wirkungen von Medikamenten bei Männern und Frauen informiert worden seien. „Ein Problem, das nicht nur Frauen haben. Im Beipackzettel wird ja nicht unterschieden, ob es sich um Männer, Frauen oder Kinder handelt, die das Medikament einnehmen sollen. Das sollte unbedingt beachtet werden“, kritisierte Gutiérrez-Lobos.