Skip to main content English

Frauen rauchen "anders" als Männer – und leiden auch anders unter ihrer Sucht

Frauen rauchen aus anderen Gründen – und immer früher. Sie leiden auch anders unter ihrer Nikotinabhängigkeit.

(Wien 26-03-2013) Frauen beginnen aus anderen Gründen mit dem Rauchen als Männer – und immer früher. Frauen leiden auch anders unter ihrer Nikotinabhängigkeit und schaffen es schwerer, mit dem Rauchen aufzuhören. Unter diesen Aspekten ist eine Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten in der Prävention, Therapie und Nachsorge nötig, betont Andjela Bäwert von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie anlässlich der 7. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin, die am kommenden Freitag in Wien stattfindet.

„Frauen beginnen aus anderen Beweggründen mit dem Rauchen als Männer. Sie rauchen vermehrt in Stress-Situationen, während Männer eher in Gesellschaft Nikotin konsumieren, also wenn es ihnen gut geht. Ähnlich ist es übrigens bei Alkohol“, sagt Bäwert.

Weil bei Frauen  Nikotin schneller abgebaut wird, spüren sie den Nikotinentzug eher als Männer und reagieren darauf in vielen Fällen mit Dysphorie, Depressionen, Angsterkrankungen oder Schlafstörungen. „Frauen fällt es schwerer mit dem Rauchen aufzuhören, obwohl mehr Frauen, vor allem mittleren Alters, gerne Nichtraucherinnen wären. Auch die Rückfallrate ist bei Frauen höher.“ Auch, weil das Rauchen bei vielen Frauen mit einer Gewichtsregulation verbunden ist und die Betroffenen befürchten, nach dem Rauchstopp durch vermehrten Appetit  zuzunehmen. Bäwert:  „Viele Raucherinnen sagen sich ‚bevor ich etwas esse, rauche ich eine Zigarette‘.“

Der Grund, mit dem Rauchen weiterzumachen bzw. die Schwierigkeit, damit aufzuhören, ist in der Wirkung des dabei frei gesetzten Dopamins begründet. „Die Abhängigkeit ist relativ schnell erreicht, schon nach wenigen Zigaretten“, erklärt Bäwert. „Und je früher man mit dem Rauchen beginnt, desto eher wird man abhängig.“ Daher ist die Prävention schon in jungen Jahren enorm wichtig – vor allem, da immer mehr junge Frauen, insbesondere in Österreich, rauchen.

In Europa sind noch die rauchenden Männer in der Mehrheit. Noch. Rund 40 Prozent der männlichen Europäer rauchen täglich, jedoch nur 18,2 Prozent der Frauen. Bei den 15-jährigen ÖsterreicherInnen rauchen aber bereits mehr Mädchen als Burschen (21 Prozent bzw. 19 Prozent). Bäwert: „Die Tendenz zum Nikotinkonsum ist bei den Mädchen und Frauen klar steigend, bei den Männern und Burschen leicht sinkend.“

Erst-Raucher werden immer jünger
Als sinnvolle, präventive Maßnahme plädiert Bäwert für die Einführung eines generellen Rauchverbots – auch in Lokalen. „Einerseits wäre ein generelles Rauchverbot im Sinne einer präventiven Maßnahme zum Jugendschutz ein klares gesellschaftspolitisches Statement. Andererseits sinkt die Frequenz der Zigarettenkonsums automatisch, wenn man vor die Tür gehen muss. “ Denn immer mehr ÖsterreicherInnen fangen früh an: 1979 gaben 12,5 Prozent der Männer und 8,2 Prozent der Frauen an, vor dem vollendeten 15. Lebensjahr mit dem Rauchen begonnen zu haben, 1997 waren es bereits 19,4 Prozent der Männer und 15,2 Prozent der Frauen und 2007 bei beiden Geschlechtern rund 25 Prozent. Tendenz weiter steigend.

WHO: Eine Million Frauen sterben im Jahr 2020 an raucherspezifischen Erkrankungen
Die Folgen von jahrelangem Nikotinkonsum sind lebensbedrohlich. Damit verbunden sind bösartige Tumore in der Lunge, Mundhöhle, in der Bauchspeicheldrüse, im Magen oder in der Speiseröhre, Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkte, Schlaganfälle, chronische Bronchitis, erhöhte Thrombosegefahr oder fetale Schäden in der Schwangerschaft. Weltweit rauchen rund 1,3 Milliarden Menschen. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO werden im Jahr 2020 rund eine Million Frauen jährlich weltweit an raucherspezifischen Erkrankungen sterben.

Vorsicht bei E-Zigaretten
Zur Vorsicht rät die MedUni Wien-Expertin übrigens bei den als Alternative zu den Nikotin-Zigaretten oft genannten E-Zigaretten: „Es gibt kaum Untersuchungen dazu. Daher wissen wir derzeit noch nicht, ob sie nicht zumindest gleich schädlich sind.“