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Frauen und Männer sind unterschiedlich organisiert

Frauen und Männer "netzwerken" anders. Studie am Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der MedUni Wien.

(Wien, 08-02-2013) – Frauen und Männer sind in ihren Netzwerken grundsätzlich unterschiedlich organisiert. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie am Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der MedUni Wien unter der Leitung von Stefan Thurner und Michael Szell: „Frauen-Netzwerke sind stabiler und sorgen für Halt in der Gesellschaft, Männer-Netzwerke sind ausgefaserter, dafür funktioniert in ihnen der Informationsfluss effizienter“, erklärt Thurner. Untersucht wurde das soziale Verhalten von mehr als 400.000 Menschen, die am Onlinespiel „Pardus“ (www.pardus.at) teilnehmen.

Pardus ist ein Multiplayer Online Game, das den TeilnehmerInnen die Möglichkeit bietet, ein ‚second life‘ zu leben. Mehrere Millionen Interaktionen wurden dabei ausgewertet: Handlungen wie Kommunikation, Freundschaften schließen und beenden, Handel von Gütern, aber auch das „Pflegen“ von Feindschaften inklusive Angriffen. Diese Interaktionen wurden von den ForscherInnen in ein „Alphabet“ gegossen, „ähnlich wie man vor 15 Jahren den genetischen Code der DNA entschlüsselt hat“, sagt Thurner.

Die Ergebnisse geben, so der MedUni-Forscher, Jahrtausende alte soziale, evolutionäre Strukturen wieder: „Die Frauen halten das soziale Gefüge generell zusammen“. Frauen schließen auch viel schneller Freundschaften – die dann länger Bestand haben. Thurner: „Außerdem ist es den Frauen wichtig, dass ihre Freunde/Innen untereinander ebenfalls befreundet sind. Darauf legen Männer viel weniger Wert.“  

Bei den Männern dauert die Annahme einer Freundschaftsanfrage viel länger, das Netzwerk ist weit verzweigt und nicht so stabil wie bei Frauen. Dafür ist der Informationsfluss in einem Männer-Netzwerk etwas schneller. Umgelegt auf die Realität hieße das zum Beispiel, dass Männer in kürzerer Zeit davon wissen, dass einer der anderen Netzwerker einen Job sucht.

Am schnellsten ist übrigens die Akzeptanz einer Freundschaftsanfrage, wenn eine Frau einen Mann kontaktiert – und das, obwohl es in dem Spiel kein Ziel ist, eine Familie zu gründen, eine Beziehung einzugehen, oder seinen Avatar fortpflanzen zu lassen.

Männer reagieren aggressiver, Frauen sind ökonomischer
Gegenteilig verläuft das Verhalten bei Feindschaften: „Wenn eine Frau von einer anderen zur Feindin erklärt wird, ignoriert sie das vielfach. Männer dagegen reagieren auf Feindschaftserklärungen prompt und deklarieren den anderen ebenso zum Feind. Die Aggressionsschwelle ist bei den Männern niedriger.“

Ein weiteres Ergebnis der Studie, die jetzt im renommierten Magazin „Scientific Reports“ publiziert wurde, ist, dass Frauen im Schnitt weniger Risiko eingehen und dadurch wirtschaftlich erfolgreicher sind als Männer.

Service: Scientific Reports
How women organize social networks different from men.” Michael Szell, Stefan Thurner. Scientific Report 3, Article number: 1214. doi:10.1038/srep01214.