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Gen-Test bestimmt Brustkrebs-Rückfallrisiko

ABCSG-Studie in Brüssel präsentiert; Mögliche Langzeitnutzen für Betroffene.

(Brüssel/Wien, 02-05-2013) - Brustkrebs kann heimtückisch sein. Ein bestimmter Prozentsatz der Patientinnen erkrankt auch noch fünf bis zehn Jahre nach der Erstbehandlung mit erfolgreicher Operation und medikamentöser Nachbehandlung an einem Rückfall in der Form von Metastasen. WissenschafterInnen der österreichischen Brustkrebs- und Dickdarmkrebs-Studiengruppe (ABCSG) haben jetzt mit einem genetischen Test (PAM50) eine Möglichkeit untersucht, das Risiko solcher Patientinnen genauer zu bestimmen. Die Studie wurde am Donnerstag bei der IMPAKT-Brustkrebs-Konferenz der europäischen Onkologengesellschaft ESMO in Brüssel präsentiert.
 
Bei der wissenschaftlichen Arbeit ging es um Patientinnen mit hormonabhängigem Brustkrebs, die häufigste Form von Mammakarzinomen. Dabei ist das Tumorwachstum wesentlich vom körpereigenen Östrogen bestimmt. Das ist auch der Grund, warum diese Patientinnen oft eine jahrelange Antihormontherapie bekommen. Das soll eben die Rückfälle verhindern.

Michael Gnant, Präsident der österreichischen ABCSG-Studiengruppe von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien am AKH: "Die neuen Daten zeigen, dass wir näher an eine bessere individuelle Risikovorhersage für Frauen mit dieser Form von Brustkrebs herankommen. Trotz aller Fortschritte, die wir in der Behandlung dieses häufigsten Subtyps von Mammakarzinomen gemacht haben, entwickelten manche Patientinnen auch noch viele Jahre nach der ursprünglichen Diagnose Metastasen. Man kann die antihormonelle Therapie verlängern, um das zu verhindern. Aber das bedeutet auch erhebliche Nebenwirkungen und Kosten für die Gesellschaft (...)."
 
Die Wissenschafter untersuchten Prognose-Genauigkeit des sogenannten PAM50-Gentests. Dabei wird der Expressions-Grad von insgesamt 58 verschiedenen Genen in Tumor-Gewebeproben untersucht und daraus ein Risiko-Score berechnet. Der Test wurde ursprünglich in den USA entwickelt.
 
Im Rahmen der Studie wurden Gewebeproben von 1.478 Brustkrebspatientinnen analysiert, die zwischen 1996 und 2009 an einer großen klinischen Studie der ABCSG (ABCSG-8) teilgenommen hatten. Das Hauptergebnis: Bei einem niedrigen PAM50-Wert, waren 98,7 Prozent der Patientinnen auch fünf bis zehn Jahre nach der Erstdiagnose frei von Rückfällen. Bei einem hohen Wert waren es nur 91,5 Prozent.
 
Gnant, der auch federführend beim Comprehensive Cancer Center (CCC) am Wiener AKH tätig ist: "Es macht einen riesigen Unterschied, ob eine Patientin ein Rückfallrisiko von 1,3 oder 8,5 Prozent im Zeitraum von fünf bis zehn Jahren nach der Diagnose hat. Das ist mehr als das sechsfache Risiko." Das könnte eventuell in der Zukunft als Marker dafür dienen, ob Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs eine längere antihormonelle Therapie benötigen oder nicht.
 
In einer anderen Studie, die in Brüssel präsentiert wurde, konnten Mario Campone vom Krebsforschungsinstitut in Nantes in Frankreich und seine Co-Autoren zeigen, dass durch die Kombination des sogenannten mTOR-Hemmers Everolimus mit dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab bei einigen Patientinnen auch eine bereits aufgetretene Resistenz von Tumoren gegen den monoklonalen Antikörper durchbrochen werden kann.
 
Die Studie zeige den Wert solcher Kombinationstherapien, kommentierte der Koordinator des CCC der MedUni Wien und des AKH in Wien, der Onkologe Christoph Zielinski. In Zukunft könnten mit einer Kombination von zwei oder mehreren Medikamenten der zielgerichteten Krebstherapie möglicherweise bessere Ergebnisse erzielt werden.