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Genschalter zur Bildung von Körperfett entdeckt

MedUni Wien Wissenschafter stellten zusammen mit KollegInnen des IMBA und der Uni Salzburg neue molekulargenetische Erkenntnisse über die Entstehung von Übergewicht beim Menschen vor. Sie konnten einen molekularen "Schalter" für Übergewicht identifizieren. Die Arbeit wurde im renommierten amerikanischen Fachjournal "Cell" publiziert.

(Wien, 12-01-2010) MedUni Wien Wissenschafter stellten zusammen mit KollegInnen des IMBA und der Uni Salzburg neue molekular-genetische Erkenntnisse über die Entstehung von Übergewicht beim Menschen vor. Sie konnten einen molekularen "Schalter" für Übergewicht identifizieren. Die Arbeit wurde im renommierten amerikanischen Fachjournal "Cell" publiziert.
 
Mäuse wie Menschen haben braunes und weißes Fettgewebe. Braunes spielt etwa bei Neugeborenen eine wichtige Rolle, weil es ein Regulator für die Körpertemperatur ist. Es sitzt im Nackenbereich, verbrennt Fett und schafft Wärme. Das weiße Fettgewebe befindet sich überall im Körper, in Maßen ist es wichtig als Nahrungsspeicher, als Energiespeicher, als "Polster". Im Übermaß macht es krank. Etwa, wenn es sich als viszerales Fett im Bauchbereich ansiedelt und Diabetes auslöst.
 
Im Rahmen des WWTF-geförderten Projektes „From Flies to Humans - Novel Approaches for Obesity and Diabetes“, in dem Gene, die mit Übergewicht und Fettstoffwechsel in Verbindung zu bringen sind, erforscht werden, studierte Harald Esterbauer vom Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik der MedUni Wien genveränderte Mäuse, bei denen das Hedgehog-Signal (ein Schalter für den Fettstoffwechsel) ausschließlich in den Fettzellen überaktiv ist. Dabei stellte er fest, dass die Aktivierung des Hedgehog-Signalweges zu einem fast vollständigen Verlust an weißem Fettgewebe führt. „Interessanterweise ist das braune Fettgewebe in diesem Modell nicht davon betroffen. Dadurch kommt es auch nicht zu einer Insulinresistenz und sonstigen Stoffwechselstörungen, die sonst typischerweise bei Lipodystrophien anzutreffen sind“, so Esterbauer.
 
Laufende Studien von PhD-Studentinnen in Esterbauers Arbeitsgruppe sollen die Mechanismen nun im Detail aufklären. Martina Bayer versucht mittels Massenspektrometrie die molekularen Vorgänge näher zu entschlüsseln. Sabine Amann arbeitet an der Wirkung des Hedgehog-Signalweges in reifen Fettzellen. Sie konnte soeben zeigen, dass diese nach Aktivierung vermehrt Glukose verbrennen. In einem weiteren laufenden Projekt ist es Jelena Todoric (Assistenzärztin in Ausbildung zur Labormedizinerin) erstmals gelungen zu zeigen, dass zahlreiche pro-inflammatorische Zytokine und Liganden mit der Aktivierbarkeit des Hedgehog-Signals interferieren. Auch ist es ihr gelungen, die beschriebene Unterdrückung der Fettzellbildung durch Hedgehog mittels Gabe diverser im Fettgewebe bei Entzündung vorkommenden Substanzen aufzuheben. Esterbauer zu diesen Beobachtungen: „Wenn derzeit auch noch sehr spekulativ, so könnte es sein, dass ein wenig Entzündung im Fettgewebe für die Bildung von zusätzlichen Fettzellen wichtig sein könnte.“

Bild: Wildtyp (oben) und genetisch veränderte Maus (unten). Bei der genveränderten Maus wurde das Sufu-Gen im Fettgewebe blockiert, das hedgehog-Signal dadurch verstärkt (Abbildung: Pospisilik, IMBA)