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Geschlechtsspezifische Reaktionen auf Spenderherzen entdeckt

Im Rahmen des jährlichen Treffens der österreichischen Gesellschaft für Transplantation, Transfusion und Genetik wurde Dr.in Arezu Zejnab Aliabadi von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien für ihre Arbeit zum Thema „Gender-Effekt bei Herztransplantationen“ mit dem Young Investigator Award ausgezeichnet.

(Wien, 24-11-2010) Im Rahmen des jährlichen Treffens der österreichischen Gesellschaft für Transplantation, Transfusion und Genetik wurde Dr.in Arezu Zejnab Aliabadi von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien für ihre Arbeit zum Thema „Gender-Effekt bei Herztransplantationen“ mit dem Young Investigator Award ausgezeichnet.

Alljährlich findet der Kongress der österreichischen Gesellschaft für Transplantation, Transfusion und Genetik „Austrotransplant“ statt, bei dem zahlreiche nationale und internationale wissenschaftliche Arbeitsgruppen ihre aktuellen Forschungsergebnisse rund um das Thema Transplantation vorstellen und ExpertInnen aus dem In- und Ausland über den aktuellen Kenntnisstand aus den wichtigsten Bereichen der Transplantationsmedizin referieren.

Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde Dr.in Arezu Zejnab Aliabadi mit dem Young Investigator Award für ihre Arbeit zum Thema „Gender-Effekt bei Herztransplantationen“ ausgezeichnet. Aliabadi konnte in dieser Arbeit zeigen, welche Auswirkungen das Implantieren von Frauen- bzw. Männerherzen auf die jeweiligen Geschlechter bei der Abstoßungs- und Überlebensrate hat. Dieser Einfluss ist bis jetzt – teilweise auch mangels ausreichender Daten - nicht genau geklärt, Aliabadi konnte jedoch erstmals signifikante Ergebnisse präsentieren.

Hintergrund sind die bisher nicht gänzlich geklärten akuten und langfristigen Unterschiede bei Transplantation eines Spenderherzens des gleichen Geschlechts (Match) oder beispielsweise eines Männerherzens bei einer Patientin und umgekehrt (Mismatch). Aliabadi untersuchte dabei sowohl die Auswirkungen auf die Überlebensdauer als auch die Abstoßungsreaktionen der PatientInnen. Aufgrund dieser Untersuchungen kam sie zu folgenden Ergebnissen:

1) Frauen und Geschlechts-Mismatch PatientInnen haben signifikant höhere Abstoßungsraten.

2) Männer haben ein signifikant höheres Risiko für eine chronische Abstoßung (Graftvasculopathie – CAV). Mismatch PatientInnen haben einen Trend zu höherem Risiko.

3) Geschlecht oder Mismatch haben jedoch keine Auswirkung auf das Überleben nach der Transplantation.

4) Männer haben ein signifikant höheres Risiko an CAV zu sterben (unabhängig vom Spenderorgan).

5) Frauen mit männlichen Herzen sterben signifikant häufiger an später Abstoßung, während Männer mit weiblichen Herzen signifikant häufiger an Infektionen sterben.

Diese Ergebnisse werfen nun neue Fragen auf, denen auch Aliabadi in Ihrer Forschung in Zukunft nachgehen wird. So scheint es beispielsweise einen negativen immunologischen Effekt durch Geschlechts-Mismatch zu geben und dass Frauen ein höheres Risiko für Abstoßungen, jedoch ein niedrigeres für CAV haben, könnte durch bisher unbekannte protektive Mechanismen begründet sein. Aufgrund der Arbeit von Arezu Aliabadi können diese neuen Fragestellungen jetzt gezielt beforscht werden und in Zukunft dazu beitragen, die Erfolgsquote bei Herztransplantationen zu erhöhen.


Zur Person:
Dr.in Arezu Zejnab Aliabadi, geb. 1979, promovierte 2003 zur Doktorin der gesamten Heilkunde. Von 2004 bis 2006 war sie Transplant-Koordinatorin an der Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie der Universitätsklinik AKH und arbeitete in der postoperativen Betreuung von HTX-PatientInnen, assistierte bei diversen herzthoraxchirurgischen Operationen und führte Endomyokardbiopsien durch. 2006 bis 2008 war sie mit der Durchführung von klinischen Studien im Rahmen des HTX-Programmes an der Klinischen Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie beschäftigt, seither steht sie dort in der Fachausbildung für Herz-Thoraxchirurgie.
2007 wurde Aliabadi als erste Person weltweit zur OCS Spezialistin ausgebildet und ist seitdem als Mitglied des Vienna OCS (Organ Care System) Teams für Bedienung, Betreuung und Funktion des OCS zuständig.
Aliabadi hat bereits an acht internationalen Multicenter-Studien als Co-Investigator mitgewirkt, zahlreiche Vorträge bei nationalen und internationalen Kongressen gehalten und diverse Originalarbeiten in internationalen Fachjournalen veröffentlicht.
2004 erhielt sie erstmals den Young Investigator Award und 2008 den Poster Award der Middle East Society for Organ Transplantation. Aliabadi ist Mitglied des Arbeitskreises für Herztransplantationsbetreuung Österreich (zuständig für Wechselwirkungen von Immunsuppression), der Österreichischen Gesellschaft für Transplantation, Transfusion und Genetik sowie der International Society for Heart and Lung Transplantation.