Skip to main content English

Herzstillstand am Tennisplatz: Überlebensrate bis zu 80 Prozent

(Wien, 14-06-2011) - Menschen, die auf dem Tennisplatz einen Herzstillstand erleiden, haben eine größere Chance zu überleben. Eine Untersuchung der MedUni Wien hat gezeigt, dass die Überlebensrate auf dem Court 80 Prozent hoch ist. Wenn sich so ein Zwischenfall woanders ereignet, liegt die Rate bei lediglich zehn Prozent, so Studienleiter Peter Stratil.

Über die Gründe kann nur spekuliert werden: Die 80 Prozent dürften deshalb überlebt haben, da der Herzstillstand von Zeugen beobachtet wurde und sofort erste Reanimationsmaßnahmen gesetzt wurden bzw. die Rettung verständigt worden ist. Die Chance, dass ein Arzt in der Nähe ist, ist größer.

Die Idee zur Studie hatte Stratil von der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien, als er auf dem Tennisplatz einen Spieler, der mit plötzlichem Herstillstand zusammenbrach, erfolgreich reanimiert hat. Der Mediziner nahm die Erkenntnisse zum Anlass, gemeinsam mit einem Kollegen eine entsprechende Erhebung durchzuführen.

Stratil und sein Team hat in Folge jene Fälle untersucht, die zwischen 1993 und 2010 einen solchen Herzstillstand am Tennisplatz erlitten haben. Dabei untersuchte er insgesamt 27 Fälle, 96 Prozent von ihnen waren Männer, das Durchschnittsalter betrug 58 Jahre. Über die Hälfte (52 Prozent) der Betroffenen hatte kardiovaskuläre Risikofaktoren. In 17 Fällen (63 Prozent) wurde eine Herz-Lungen-Reanimation durchgeführt, mit der durchschnittlich nach einer Minute begonnen wurde. In drei Fällen wurde ein Defibrillator angewandt.

Stratil ist überzeugt: Rund 80 Prozent überlebten, weil ihnen rasch von Zeugen geholfen wurde. Der Mediziner sieht Handlungsbedarf: "Auch Personen mit erhöhtem Infarktrisiko haben gute Überlebenschancen, wenn sie sich in Gesellschaft befinden und Anwesende schnell reagieren können. Allerdings bedingt das zumindest grundlegende Kenntnisse der Reanimation, wie richtige Beatmung und Herzmassage."

Besonders auf Sportplätzen sollte das Personal entsprechend geschult sein, idealerweise auch im Umgang mit einem Defibrillator. Dieses Gerät sollte inzwischen an Sportstätten ebenfalls Standard sein, zumindest dort, wo auch regelmäßig Menschen im Alter von 50 Jahren aufwärts Sport betreiben, meinte Stratil. "Unter diesen Voraussetzungen könnte der Tod durch Herzstillstand bei sportlichen Aktivitäten auf ein Minimum reduziert werden."

Von einem Herzstillstand sind nicht nur Personen betroffen, die eine bekannte koronare Herzkrankheit oder kardiale Risikofaktoren aufweisen, sondern auch sportlich aktive Menschen, die bis dahin keine bekannte Vorerkrankungen des Herzkreislaufsystems besitzen. "Es besteht eine paradoxe Beziehung zwischen sportlicher Betätigung und koronarer Herzkrankheit. Zum einen besitzt körperliche Aktivität einen hohen Stellenwert in der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen, zum anderen beeinflusst exzessive körperliche Anstrengung die Hämodynamik der Koronargefäße und die Aktivierung der Thrombozyten, und wirkt damit als Auslöser akuter kardiovaskulärer Ereignisse", erklärte der Mediziner.

Die Studie wird in der kommenden Ausgabe von "Resuscitation", dem offiziellen Journal des "European Resuscitation Council" erscheinen.