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Hilfe für Afrika: MedUni Wien eröffnet Forschungszentrum an der Universität Jimma in Äthiopien

(Wien, 06-09-2011) Die Medizinische Universität Wien stattet bis Ende Oktober ein Forschungszentrum an der Augenklinik der Universität Jimma in Äthiopien mit Geräten und Know-how aus. Diese Kooperation resultiert aus dem Laura Bassi Projekt OCUVAC unter der Leitung von Talin Barisani am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Augenerkrankung Trachom, an der tausende Menschen in Afrika leiden und die zur Erblindung führen kann.

(Wien, 06-09-2011) Die Medizinische Universität Wien stattet bis Ende Oktober ein Forschungszentrum an der Augenklinik der Universität Jimma in Äthiopien mit Geräten und Know-how aus. Diese Kooperation resultiert aus dem Laura Bassi Projekt OCUVAC unter der Leitung von Talin Barisani am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Augenerkrankung Trachom, an der tausende Menschen in Afrika leiden und die zur Erblindung führen kann.

„Helfen, damit sich die Menschen dort selbst helfen können“, erklärt Talin Barisani die Intention des Forschungszentrums, das verbesserte Therapien und Diagnostik erlauben soll: „Der erste Schritt ist, eine Infektion, die zum Trachom führt, diagnostisch von einer anderen unterscheiden zu können.“

Jimma hat mit 37.000 Studierenden die zweitgrößte Universität Äthiopiens. Jimma liegt in einer Region, in der gehäuft Trachomerkrankungen auftreten. Trachom ist eine infektiöse, entzündliche Augenerkrankung, die zur Erblindung führen kann. Im 88-Millionen-Einwohner-Staat Äthiopien leiden rund zehn Millionen Menschen daran, 24,5 Prozent aller Fälle treten in der Region Jimma auf. Die Ursachen sind unter anderem mangelhafte Hygienezustände, Trockenheit und Armut. „Es ist natürlich nicht einfach, den Menschen, die ohnehin kein Wasser haben, zu erklären, dass es wichtig ist, Wasser zum Waschen der Kindergesichter zu verwenden“, sagt die Wissenschafterin.

„Ein Brunnen kostet sieben Ochsen“
In vielen Dörfern gibt es überhaupt keinen Brunnen und damit auch kein Wasser. Die Frauen müssen kilometerlange Fußmärsche auf sich nehmen, um zur nächsten Wasserstelle zu gelangen. Barisani: „Ein Brunnen kostet etwa sieben Ochsen. Das ist für den Einzelnen viel zu viel. Aber die Menschen kommen nicht auf die Idee, dass es vielleicht machbar wäre, wenn jeder einen Ochsen gibt, da das Konzept einer gemeinsamen Verantwortung in der traditionellen Gesellschaft nicht verankert ist. Gemeinsam mit unseren internationalen Partnern und NGOs versuchen wir, die Menschen dazu zu bringen, kleinere Bereiche anzustoßen und nachhaltig zu verändern.“

Auch im Forschungszentrum ist Nachhaltigkeit ein großes Ziel. Im Rahmen des Centers for Geographic Medicine will die MedUni Wien unterstützen und helfen, die Forschungstätigkeiten an der Abteilung zu etablieren, damit die besten MitarbeiterInnen gehalten werden können und ihnen die Möglichkeit gegeben wird, wissenschaftlich zu arbeiten und zu publizieren. „Denn meistens besteht die Gefahr, dass die besten WissenschafterInnen und Ärzte nach Europa abgeworben werden.“

Auf dem Weg zu einem bahnbrechenden Impfstoff
Die Zusammenarbeit mit Jimma resultiert aus einem wissenschaftlichen Projekt des Laura Bassi Programms (OCUVAC) an der MedUni Wien, das Teil des Centers für Geographic Medicine ist, mit dem Wirtschaftspartner BIRD-C, einem Biotechnologie-Unternehmen, welches sich mit der Entwicklung von Impfstoffen aus Bakterienhüllen befasst. Das MedUni Wien-Projekt wird vom österreichischen Wirtschaftsministerium über die FFG gefördert. OCUVAC läuft bereits seit über einem Jahr und an dessen Ende im Jahr 2017 soll ein revolutionärer Erfolg stehen: Ein Impfstoff gegen Trachom, der ohne Nadeln verabreicht und kostengünstig hergestellt werden kann und keine Kühlkette benötigt.

OCUVAC-Leiterin Barisani: „Die Idee ist, dass wir so genannte Bakterien-Ghosts verwenden, leere, nicht lebende Bakterienhüllen, deren Membranstrukturen aber noch intakt sind“. Bakterien-Ghosts sind bestens geeignet um spezifische Antigene verschiedener Krankheitserreger in den Hüllen zu verankern. Damit werden diese modifizierten Bakteriengeister zu Impfstoffkandidaten, die aufgrund ihres Ursprungs, ihrer optimalen Größe und Form, sowie der intakten Oberflächenstruktur von den Körper- und Immunzellen erkannt und aufgenommen werden.

Über das Center für Geographic Medicine 
Das Center für Geographic Medicine wurde 2009 an der MedUni Wien zur Optimierung von infektiologisch/tropenmedizinisch/präventivmedizinisch relevanten Forschungsvorhaben an verschiedenen Instituten und Kliniken gegründet. Ziele sind unter anderem die Bearbeitung von Fragen zu grenzenüberschreitenden Erkrankungen sowie die Implementierung von Know-how und Ressourcen für nachhaltige Strukturverbesserungen in Ländern, die nicht über den Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung und State-of-the-Art Forschung verfügen.

Infos: www.meduniwien.ac.at/geographic-medicine