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„Impf-Lücken“ begünstigen das Comeback von Masern, Keuchhusten & Co.

Regelmäßige Impfpass-Kontrolle und Auffrischungs-impfungen ratsam.

(Wien 18-04-2013) „Es gibt immer mehr Impflücken, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei  Erwachsenen. Das begünstigt die Wiederkehr von Infektionskrankheiten wie etwa Masern oder Keuchhusten“, sagt Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien und Vorsitzende des österreichischen Impfgremiums, anlässlich der bevorstehenden Woche der Immunisierung. Sie rät generell dazu, den eigenen Impfpass regelmäßig zu kontrollieren und sich impfen bzw. auffrischen zulassen.

2009 gab es bereits 30.000 Masern-Fälle in Europa, 2011 waren es knapp 36.000. Auch wenn heuer die Fallzahlen etwas zurückgegangen sind, so sind es mit mehr als 8.000 gemeldeten Fällen deutlich zu viele, so die Expertin für Vakzinologie: „In Österreich waren es 120 Fälle 2011, 2012 zum Glück nur 30 Fälle.“ Dabei war es das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass die Welt im Jahr 2010 masernfrei ist. Dieses Ziel wurde weit verfehlt. Vor allem in Europa. Nun wird 2015 angepeilt.

Der Grund für das Comeback von Masern & Co., vor allem aber seit einigen Jahren bei Keuchhusten (Pertussis): Immer größer werdende Impflücken durch mangelnde Impf-Disziplin, auch ausgelöst durch die hohe Wirksamkeit der Impfungen: „Masern und Keuchhusten sind in der Öffentlichkeit kein Thema mehr, weil lange Zeit alle geschützt waren. Viele Eltern glauben, dass es diese Erkrankungen nicht mehr gibt und lassen ihre Kinder nicht mehr impfen.“ Im Fall von Pertussis ist vielen nicht bewusst, dass dies keine Kinderkrankheit ist, sondern in jedem Alter auftreten kann. Im Jahr 2011 gab es mit 3.455 Fällen in Österreich einen Anstieg von weit über 300 Prozent gegenüber den durchschnittlichen Fallzahlen der Jahre 2000 bis 2010, dabei waren nicht nur Kleinkinder, sondern auch Erwachsene betroffen.

Wiedermann-Schmidt: „Nimmt die Zahl der Ungeschützten immer mehr zu, kommt es zum Comeback dieser Krankheiten. Es gibt eine ganze Generation, der, im Fall von Masern, die schützende zweite Teil-Impfung fehlt.“
Im österreichischen Impfplan sind zwei Masern-Impfungen im zweiten Lebensjahr vorgesehen (ab dem 11. Lebensmonat, nach frühesten vier Wochen die zweite Impfung), noch vor zehn Jahren war die erste Teilimpfung im 2. Lebensjahr, die zweite im Schulalter vorgesehen. „Darauf wurde sehr oft vergessen“, so die Impf-Expertin. Bei fehlender Impfung ist eine „Nachimpfung“ in jedem Alter zu empfehlen.

„Denn jeder Fall ist einer zu viel, weil es dagegen ein wirksame Impfung gibt. Masern ist wie Keuchhusten eine Erkrankung, die man leicht verhindern kann.“ Bei der kombinierten Impfung gegen Masern, Röteln und Mumps ist der dadurch erreichte Schutz (bei zwei Impfungen) sehr hoch und liegt über 90 Prozent.
Eine noch größere Impflücke tut sich aktuell bei der Influenza auf, nur rund sieben Prozent der Bevölkerung sind davor geschützt.

Wiedermann-Schmidt: „Jeder sollte sich impfen lassen, denn jeder, der ungeschützt ist, ist ein potenzieller Krankheitsherd und Krankheitsüberträger. Das gilt für jede Art von Erregern, die von Mensch zu Mensch übertragen werden können.“ Impfen ist nichts Unnatürliches oder Gefährliches, betont sie, ganz im Gegenteil. „Mit dem Impfen gelingt es uns, unser Immunsystem bis zum Alterungsprozess „auf Trab zu halten und so die Abwehrprozesse zu stärken und die Verbreitung von Erregern einzudämmen.“ 

Höheres Risiko für Kinder, Jugendliche, chronisch Kranke – und MigrantInnen
Eine Gruppierung, die ebenfalls eine generell schlechte Durchimpfungsrate in Österreich aufweist, sind Menschen mit Migrations-Hintergrund, und da oft Frauen, betont Wiedermann-Schmidt. Eine Umfrage hat ergeben, dass zum Beispiel rund 70 Prozent der ÖsterreicherInnen gegen Tetanus geimpft sind, aber nur 40 Prozent der MigrantInnen. Bei Hepatitis B lautet das Verhältnis 30 zu 15 Prozent. Es sei anzunehmen, dass dieses Verhältnis auch bei anderen Impfungen gegeben sei. Eine aktuelle Studie soll nun exakt die Risikogruppen in der Bevölkerung definieren helfen und Impfprogramme anstoßen. Für Wiedermann-Schmidt ist schon jetzt klar: „Es gibt eine steigende Anzahl von gefährdeten Personen. Abgesehen von Kindern und Jugendlichen sind das vor allem chronisch Kranke und Immungeschwächte, aber auch Personen mit Migrationshintergrund und sozial benachteiligte Personen.“

Zum Thema „Migration – epidemiologische, soziokulturelle und medizinische Aspekte“ findet unter der Leitung von Wiedermann-Schmidt und Maria Kletchka-Pulker am Donnerstag, 25. April (9 – 18 Uhr, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien) auch ein Symposium statt, das unter anderem diesen Themenbereich im Detail behandelt.

Impf-Aktionstage an der MedUni Wien
Die MedUni Wien übernimmt in Sachen Impfung auch für Ihre MitarbeiterInnen Verantwortung und veranstaltet im Rahmen der Immunisierungswoche am 22. und 23. April sowie am 6./7. Mai 2013 Impf-Aktionstage für die Kombinations-Impfungen Masern/Mumps/Röteln sowie Diphterie/Tetanus/Keuchhusten. Motto: „Frisch dich auf!“.

Anmeldungen: isptm-impfungen@meduniwien.ac.at