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Impfung gegen Rotaviren schützt Österreichs Babys

80 Prozent weniger Aufnahmen ins Spital - MedUni Wien-WissenschafterInnen analysieren Virustypen.

(Wien, 29-10-2013) - Rotaviren sind eine häufige Ursache schwerer Durchfallerkrankungen bei Kindern. Oft ist eine Spitalsaufnahme notwendig. Die in Österreich 2007/2008 etablierte kostenlose Rotavirus-Impfung für Babys reduziert die Zahl dieser Krankenhausaufenthalte um rund 80 Prozent. Das berichten jetzt Wissenschafter vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.

Maria Paulke-Kolrinek und Herwig Kollaritsch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien haben vor kurzem in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Vaccine" über die Erfolge berichtet. Vor Einführung der Impfung in Österreich wurden pro Jahr rund 5.000 Krankenhausaufnahmen von Kindern wegen solcher Infektionen registriert.

"Durch die Aufnahme der Rotavirus- Impfung ins allgemeine Kinderimpfprogramm konnte in Österreich jedoch diese Erkrankung stark zurückgedrängt werden. (...) Die Hospitalisierungen von Kindern mit Rotavirus-Gastroenteritis konnten in der geimpften Population um mehr als 80 Prozent gesenkt werden. In der Gruppe der Kinder unter einem Jahr konnten die Rotavirus-bedingten Hospitalisierungen von 2.100 Fällen vor Einführung der Impfung auf 350 pro 100.000 Kinder im Jahr gesenkt werden", schrieb jetzt Stephan Aberle in der Virusepidemiologischen Information.

Interessant ist dabei, dass die Zahl der Rotavirus-Infektionen in Österreich auch insgesamt - also nicht nur bei den immunisierten Kindern - zurückgeht. Aberle: "Zusätzlich wurde aber auch eine Reduktion der Fälle in der ungeimpften Population gefunden, die auf einen protektiven Herden-Effekt der Impfung deutet." Das bedeutet, dass die hohe Durchimpfungsrate zu einer geringeren Zirkulation der Krankheitserreger führt.

In Österreich stehen derzeit zwei Lebend-Schluckimpfstoffe als Prophylaxe zu Verfügung, Rotarix (GlaxoSmithKlein) und RotaTeq (Sanofi Pasteur MSD), die beide abgeschwächte Rotaviren enthalten. Der Impfstoff ist für Kinder von der siebenten Lebenswoche bis zum vollendeten sechsten Lebensmonat zugelassen. Der Experte: "Die Impfung sowie auch eine durchgemachte Infektion schützen nur teilweise vor einer Folgeinfektion, reduzieren aber die Schwere der Erkrankung, wobei durch die Impfung und in der Folge durch wiederholte Rotavirus-Infektionen mit verschiedenen Typen des Rotavirus in den ersten Lebensjahren ein robuster Schutz vor einer Rotaviruserkrankung aufgebaut wird."

Das Department für Virologie der MedUni Wien ist seit dem Jahr 2010 Teil des EuroRotaNet, ein Netzwerk von Wissenschafter, das die Evolution der Viren untersucht, die ständig Mutationen unterliegen. Dabei soll gezeigt werden, welche Genotypen der Erreger wo vorkommen, wie sich das Bild eventuell verändert.

Die Rotaviren können in mehrere Gruppen (A bis G) unterteilt werden, wobei die Gruppe A für 90 Prozent der beim Menschen auftretenden Infektionen verantwortlich ist. Durch zwei Oberflächenproteine werden die Erreger noch weiter in sogenannte G-und P-Sero- bzw. -Genotypen unterteilt. Ein interessantes Ergebnis dieser Arbeiten: In Europa machen Rotaviren vom Typ G1P 49 Prozent der Erkrankungen aus. In Österreich sind es nur 15 Prozent. Die meisten der Erkrankungen (74 Prozent) werden durch den Typ G2P hervorgerufen. Offenbar ist es durch die Impfung zwar zu einer Verschiebung des Erregerspektrums gekommen. Der Impfstoff aber wirkt trotzdem.