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Kardiologenkongress: Individuelle Therapie hilft Stent-Patienten

Studie der MedUni Wien bei europäischem Kongress in München präsentiert.

(München/Wien, 27-08-2012) Eine individuell abgestimmte, die Funktion der Blutplättchen und somit die Blutgerinnung hemmende Behandlung nach einer Stent-Implantation verbessert die Prognose von Patienten, die eines der dabei eingesetzten Medikamente (Clopidogrel) nicht ausreichend ansprechen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Kardiologen der MedUni Wien, die jetzt beim europäischen Kongress der Herzspezialisten in München präsentiert wurde.

Das Hauptergebnis: Wird bei Nichtansprechen von Patienten die Clopidogrel-Dosis bis zu vier Mal am Tag verabreicht bzw. werden Patienten auf einen anderen Blutplättchenhemmer (Prasugrel) umgestellt, so reduziert sich das Risiko von Verschlüssen in den Gefäßstützen (Stent-Thrombosen) um das 7,9-fache. In der Gruppe der individualisierten Therapie erlitten nur 0,2 Prozent der Patienten eine Stent-Thrombose, in der Gruppe der nicht individualisierten Therapie 1,9 Prozent. Darüber hinaus konnte das Risiko eines akuten Koronarsyndroms (Instabile Angina pectoris, Herzinfarkt) mit individualisierter Anti-Plättchen Therapie gesenkt werden: Null Prozent gegenüber 2,5 Prozent, berichtete Joalanta Siller-Matula (MedUni) auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC), bei dem bis 29. August 30.000 aktive Teilnehmer aus mehr als 150 Ländern zusammen kommen.

"Die MADONNA-Studie unterstreicht die Bedeutung der Thrombozyten-Aggregationsmessung (Messung der Aktivität der Blutplättchen, Anm.) bei Patienten mit Stent-Implantation (zur Aufdehnung und zum Offenhalten von zuvor verengten Blutkranzgefäßen, Anm.) unter Clopidogrel-Therapie und deutet darauf hin, dass die Überwachung der Wirksamkeit von Plättchenhemmern mit anschließender Therapieoptimierung in der gleichen Weise eingesetzt werden konnte, wie die Kontrolle der Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten, blutfettsenkenden Medikamenten und sogar Antidiabetika", so Erstautorin Jolanta Siller-Matula.

Vorangegangen Messungen haben ergeben, dass bis zu 30 Prozent aller mit Clopidrogel behandelten Patienten nicht die erwünschte Hemmung der Blutplättchenaggregation erreichen. Das Phänomen ist vor allem dadurch bedingt, dass manche Patienten aufgrund von genetischer Veranlagung den Wirkstoff unterschiedlich schnell abbauen. Durch diese Hemmung der Blutgerinnung wird das Risiko für die Entstehung eines Blutgerinnsels reduziert. Zahlreiche Studien haben einen eindeutigen Zusammenhang zwischen unzureichender Plättchenhemmung mit Clopidrogel und der Prognose des Patienten gezeigt, der stärkste Zusammenhang ergab sich für kurzfristige Ereignisse wie Stent-Thrombosen.

In der MADONNA-Studie (Multiple electrode Aggregometry in patients receiving Dual antiplatelet therapy to guide treatment with Novel platelet Antagonists) wurden 798 Patienten untersucht und je nach ihrem Ansprechen auf die Behandlung zwei Gruppen zugeordnet: individualisierte Therapie oder nicht individualisierte Therapie. In der Gruppe der nicht individualisierten Therapie wurde die bisherige Behandlung nicht verändert, in der Gruppe der individualisierten Therapie erhielten die Nicht-Ansprecher bis zu vier Aufsättigungsdosen von Clopidrogel oder Prasugel.