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Lucie Strecker erhält FWF Senior-postdoc für Kunst

Künstlerische Leiterin von ‚Arts in Medicine’ am Zentrum für Public Health erarbeitet Neuinterpretation von „Biofakten“

(Wien, 13-01-2016) Lucie Strecker, künstlerische Leiterin des Programms ‚Arts in Medicine’ am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, erhält ein über vier Jahre laufendes, mit 340.000 Euro dotiertes Elise Richter-PEEK (Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste) für ihr Projekt „Zur Performativität des Biofakts“.

Die Senior-postdoc-Anstellung wird für hervorragend qualifizierte und künstlerisch-wissenschaftlich tätige Frauen vergeben, die eine Universitätslaufbahn anstreben. Ziel des Elise Richter-PEEK-Programms ist es, den Frauenanteil an Hochschulprofessorinnen zu erhöhen.

Lucie Streckers Senior-postdoc-Vorhaben mit dem Titel „Zur Performativität des Biofakts“ beschäftigt sich mit der künstlerischen Neuinterpretation von synthetisch entstandenen Biofakten (Geweben, Klonen, Hybriden). Der Begriff des Biofaktes (aus Bios und Artefakt) wurde von der Philosophin und Biologin Nicole C. Karafyllis eingeführt, um zu veranschaulichen, dass Lebewesen durch die Methoden der Biotechnik sowohl Anteile von Leben wie von Technik/Kultur zeigen können. Konstruierte Artefakte fielen als Technik bislang in den Bereich der Gegenstände, während die Lebewesen zum Bereich der Natur gehörten. Biofakte markieren damit einen neuen ontologischen, medizinischen und künstlerischen Zwischenbereich. Karafyllis stellt damit in Frage, ob das Phänomen Wachstum als eindeutige Differenz der Natur zu Technik und Kunst gesehen werden soll.

Lucie Strecker wird am Beispiel von eigens im Rahmen des Programms „Arts in Medicine“ am Zentrum für Public Health (Programmleiter: Klaus Spiess) entwickelten Modell-Biofakten den Begriff mit künstlerischen und performativen Methoden erweitern und hierfür postfeministische Theorien von Karen Barad und Jane Bennett sowie posthumanistische Theorien einbeziehen.  
Längerfristig ist zu erwarten, dass ein erweiterter Biofakt-Begriff zu einem differenzierteren Bild von technologisch-medizinischen Interventionen in der Öffentlichkeit wie für PatientInnen führt.

Lucie Strecker setzt damit die bestehenden transgenetischen Performance Projekte am ZPH fort, die zuletzt einen Ars Electronica Preis erhielten und in einem Feature im Horizon Magazine der Europaean Commission unter ‚Science in Society’ dargestellt wurden. Das Projekt wird gemeinsam mit der Art and Science Abteilung (Leiter: Virgil Widrich) der Universität für Angewandte Kunst durchgeführt, die die kunstbezogene Forschungsinfrastruktur zur Verfügung stellt.

Zur Person
Lucie Strecker, geboren 1977, absolvierte ein Studium der Freien Kunst an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und in Regie am Max Reinhardt Seminar der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Sie ist Fellow der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften der Universität der Künste Berlin. Seit 2011 zeigt sie transdisziplinäre Performances im Bereich Kunst und Medizin, u. a. am Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Tanzquartier Wien; erhielt Preise u. a. von Performing Science Gießen und publizierte u. a. in Lancet Psychiatry und in Performance Research.  



» Feature mit einer Arbeit des Programms ‚Arts in Medicine’ in Horizon,  The EU Research&Innovation Magazine ‚When Science meets Art’

» Kommende Gruppenausstellung des Programms ‚Arts in Medicine’ am Beall Center for Art and Technology der University of California Irvine

» ExpertInnen des Zentrums für Public Health realisieren interaktive Performances

» Zum bewilligten Forschungsprojekt auf der FWF-Website

» Art and Science an der Universität für Angewandte Kunst