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Lungentransplantation: CMV-Risiko besser messbar

ForscherInnen am Department für Virologie und an der klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien haben nachgewiesen, dass sich das Risiko für eine Zytomegalievirus-Erkrankung nach einer Lungentransplantation durch die Messung der Immunantwort besser bestimmen lässt.

(Wien, 22-06-2012) ForscherInnen am Department für Virologie und an der klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien haben nachgewiesen, dass sich das Risiko für eine Zytomegalievirus-Erkrankung nach einer Lungentransplantation durch die Messung  der Immunantwort  besser bestimmen lässt. „Mit einem standardisierten Bluttest können wir PatientInnen nach einer Lungentransplantation in Hochrisiko-Patienten und in eine weniger gefährdete Gruppe  einstufen“, sagt Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Department für Virologie.

Das Zytomegalie-Virus (CMV), das zur Gruppe der Herpesviren gehört, ist weltweit verbreitet. Die meisten Menschen infizieren sich unbemerkt. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 50 bis 70 Prozent aller Menschen mit CMV infiziert sind. Der Erreger bleibt lebenslang im Körper – zumeist bleibt das unbemerkt und ohne gravierende Folgen, ist aber eine schlummernde Gefahr. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, „erwacht“ das Virus und kann schwerwiegende Infektionen auslösen.
 
Bei einer Lungentransplantation ist dieses Risiko erhöht: Zum einen werden die Immunabwehr und das immunologische Gedächtnis durch Immunsuppressiva, die ein Abstoßen der fremden Lunge verhindern, unterdrückt, zum anderen können die PatientInnen durch die Spenderlunge mit CMV infiziert werden. Die Vermehrung des Virus wird im Anschluss an die Transplantation mit einer antiviralen prophylaktischen Therapie bekämpft, die allerdings mit Nebenwirkungen wie Nieren-Toxizität sowie mit der Entwicklung von Resistenzen gegen die Behandlung einhergeht.

T-Zell-Antwort als Parameter
Wenn die antivirale prophylaktische Therapie gestoppt wird, kann es zur Virämie kommen. Das heißt, die Viren sind im Blut nachweisbar und können in weiterer Folge zu einer Erkrankung führen. Bisher gab es allerdings keinen Test, der eine Prognose für den Ausbruch der Virämie zuließ. Das ist jetzt an der MedUni mit einem standardisierten Bluttest gelungen. Dabei ist eine Messung der T-Zell-Immunantwort kurz vor dem Ende der antiviralen Prophylaxe von besonderer prognostischer Bedeutung: „Kann zu diesem Zeitpunkt eine T-Zellantwort gegen das Virus nachgewiesen werden, dann ist das Risiko, später eine Zytomegalie-Viruserkrankung zu bekommen gering. Kann hingegen keine Antwort detektiert werden, dann besteht ein erhöhtes Risiko“, erklärt Lukas Weseslindtner vom Department für Virologie.

Die Ergebnisse der Studie, die im Top-Magazin „American Journal of Transplantation“ publiziert wurden, lassen, so Weseslindtner  zudem den Schluss zu, dass auch Empfänger von Herz- und Nierentransplantaten von diesem diagnostischen Test profitieren könnten, da dadurch eine individuelle Anpassung der antiviralen Behandlungsdauer ermöglicht wird. 

MedUni Wien als führendes Lungentransplantationszentrum
Die Medizinische Universität Wien gilt als eines der weltweit führenden Lungentransplantationszentren. Rund 100 Lungentransplantationen werden jährlich in der klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie im AKH Wien durchgeführt. Im Jahr 2011 gab es mit 110 Lungentransplantationen einen neuen Rekord.

Service: American Journal of Transplantation
„Prospective Analysis of Human Cytomegalovirus DNAemia and Specific CD8+ T-Cell Responses in Lung Transplant Recipients.“ L. Weseslindtner, H. Kerschner, D. Steinacher, R. Nachbagauer, M. Kundi, P. Jaksch, B. Simon, L. Hatos-Agyi, A. Scheed, W. Klepetko, E. Puchhammer-Stöckl. Am J Transplant. 2012 Apr 30. doi: 10.1111/j.1600-6143.2012.04076.x.