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Malaria: Internationale Tagung der EDCTP in Wien

Wettlauf mit der Resistenzentwicklung gegen Medikamente.

Wien (APA) - Der Kampf gegen die Malaria als eine der gefährlichsten Krankheiten mit jährlich rund 660.000 Todesopfern und rund 220 Millionen Erkrankungsfällen ist mühsam. Erfolge stellen sich nur langsam ein. Ohne Spitzenforschung und eine Stärkung des Gesundheitswesens in den betroffenen Staaten der Dritten und Vierten Welt ist er nicht zu gewinnen, erklärte am Donnerstag der malische Experte Abdoulaye Djimde bei einer internationalen Fachtagung in Wien. Es gebe aber weiterhin Chancen, die Malaria zu eliminieren.

In der Bundeshauptstadt konferieren derzeit (19./20. September) auf Einladung der MedUni Wien und des Wissenschaftsministeriums Mitglieder der "Partnerschaft für klinische Forschung Europas und der Entwicklungsländer (EDCTP)", um über die anstehenden Projekte zur Bekämpfung der Tropenkrankheit zu diskutieren. Dabei geht es um die Entwicklung von Vakzinen, neue Malariamittel und neue Anwendungsformen alter Medikamente, Maßnahmen zur Kontrolle der die Parasiten übertragenden Moskitos und optimierte Verfahren zur Diagnostik.

Die Forschung zur Entwicklung von Malaria-Impfstoffen hat bisher viele Rückschläge erlitten. Djimde von der Universität Bamako: "Es gab zum Beispiel so viele Fehlschläge mit Vakzinen, weil die genetische Diversität der Plasmodien (jene Parasiten, welche von dem Anopheles-Mücken übertragen werden und krank machen, Anm.) so groß ist." Versuche mit einem Kandidatimpfstoff in Mali zeigten beispielsweise, dass die verwendete Vakzine nur zu drei bis zehn Prozent wirklich zu den Erregern "passte" und somit wenig effizient war. Hier könnten - so der Experte - aber Impfstoffe eine Lösung bieten, welche eine Immunreaktion gegen eine breite Palette der Plasmodien auslösen.

Nicht immer bedeuten aber erste Fehlschläge ein "Aus" für Vakzine. Der Experte: "Wenn eine Anwendungsform nicht funktioniert, gibt es vielleicht eine andere." So zum Beispiel gibt es ein Projekt, bei dem eine Immunisierung gegen die Malariaerreger - völlig atypisch - gar durch eine intravenöse Injektion möglich werden soll.

Bei den Malariamitteln befindet sich die Medizin in einem Wettlauf mit den Plasmodien, was die Entwicklung von Resistenzen gegen die derzeit wirksamsten Medikamente mit Artemisinin angeht. Djimde: "Diese Resistenzen gibt es bereits in Asien und in Lateinamerika. Sie entwickeln sich sehr schnell. Ich hätte gedacht, dass dieser Prozess langsamer vor sich geht. Aber auf der anderen Seite haben wir heute die Möglichkeiten, diesen Prozess genau zu verfolgen."

Eine neue und immer häufiger angewendete Strategie in Afrika ist eine Malariaprophylaxe nur zur Hauptzeit des Auftretens der Erkrankung in Regionen, wo die Häufigkeit saisonal stark schwankt. Eine Kombination der alten Wirkstoffe Sulfadoxin und Pyrimethamin, die Gefährdete drei oder vier Mal einnehmen können, schützt zu 80 Prozent vor einer Ansteckung. Das ist aber nur dort möglich, wo die Malaria eben stark saisonal auftritt, zum Beispiel in der Sahelzone.

Die größten Erfolge bei der Zurückdrängung der Malaria - mit einem Rückgang der Mortalität um 25 Prozent weltweit seit dem Jahr 2000 - erzielte man in den vergangenen Jahren in Afrika durch die breite Verteilung von mit Repellents imprägnierten Moskitonetzen in vielen der am meisten betroffenen Regionen. Doch dieser Effekt muss nicht anhalten. Der malische Experte: "Die Moskitos ändern ihr Verhalten. Sie stechen nicht mehr in Innenräumen in der Nacht, sondern zunehmend im Freien." Da benötige man wiederum andere Strategien. Im Endeffekt aber sei die Bekämpfung der Malaria allein nicht zu bewerkstelligen: "Wenn wir nicht das Gesundheitssystem in den betroffenen Staaten insgesamt stärken, werden wir unsere Ziele nicht erreichen."

Die MedUni Wien erforscht derzeit in einer Kooperation der Universität von Gondar in Äthiopien die Malaria tertiana, die durch Plasmodium vivax verursacht wird. Diese Plasmodien infizieren ausschließlich Menschen, die an der Oberfläche ihrer roten Blutkörperchen sogenannte Duffy-Proteine aufweisen. Diese Form der Malaria verursacht bei fehlender Behandlung häufig Rückfälle.

(Schluss) ww/km

APA0062    2013-09-20/09:00