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MedUni Wien internationale Spitze bei Erforschung von Hirntumoren

(Wien, 10-06-2010) Tumoren im menschlichen Gehirn sind durch die unmittelbare Nähe zu lebenswichtigen Funktionsarealen besonders schwierig zu behandeln. Bei der Erforschung neuer Diagnoseverfahren und Therapieansätze, der Epidemiologie und deren Umsetzung in die klinische Praxis sind die SpezialistInnen der MedUni Wien sehr gefragt, wie am Welthirntumortag und dem größten internationalen Onkologiekongress ASCO wieder eindrucksvoll unterstrichen wurde.

In Österreich werden pro Jahr etwa 1700 primäre Gehirntumore neu diagnostiziert. Der am häufigsten auftretende primäre Hirntumor bei Erwachsenen ist das Glioblastom, für das im Jahr 2005 unter Mitarbeit der MedUni Wien eine weltweit angewendete Standardtherapie etabliert werden konnte. Durch Einführung dieser gut verträglichen Therapie konnte der Anteil an PatientInnen, die zwei Jahre nach der Diagnosestellung noch leben, von 10% auf 26% erhöht werden. Diese Therapie gilt für 18-65-jährige und besteht aus einer Operation des maximal entfernbaren Tumorgewebes sowie einer anschließenden sechswöchigen kombinierten Strahlen- und Chemotherapie gefolgt von einer Chemotherapie über sechs Monate. Die Chemotherapie erfolgt in Tablettenform, die im Regelfall eine ambulante Therapie erlaubt.
Allerdings ist diese Behandlung für rund die Hälfte der PatientInnen, die im Durchschnitt älter als 60 Jahre ist, noch nicht ausreichend erforscht, da diese Altersgruppe in den meisten Studien bisher nicht eingeschlossen war.

Beim ASCO wurde nun eine Studie unter Mitwirkung von Univ. Prof.in Dr.in Christine Marosi, Universitätsklinik für Innere Medizin I, und Univ. Prof.in Dr.in Karin Dieckmann, Universitätsklinik für Strahlentherapie, präsentiert, die zeigt, dass in der Altersgruppe über 60 Jahren eine weniger belastende zweiwöchige Strahlentherapie oder alleinige Chemotherapie nicht schlechter ist als eine lange Strahlentherapie. Daher ist für ältere PatientInnen die belastende lange Strahlentherapie über sechs Wochen nicht mehr notwendig. Diese neuesten Studienergebnisse sind daher hochrelevant für die tägliche neuroonkologische Praxis.

Zwei weitere Studien an der MedUni Wien befassen sich zurzeit mit der Möglichkeit einer Impfung gegen Hirntumor sowie der Antiangiogenese, also der Hemmung der Gefäßneubildung durch Medikamente, wodurch die Tumorversorgung mit Nährstoffen unterbunden wird. Dieses Verfahren scheint bei bösartigen Hirntumoren sehr wirksam zu sein und könnte zu einer weiteren Zunahme von „Langzeitüberlebenden“ führen.

Internationales Top-Niveau bei Diagnose, Therapie, und Forschung
Der hohe Stellenwert österreichischer Forschung ist eng mit dem Umfeld gekoppelt, das die MedUni Wien bietet. Es sind hier Diagnose-, Therapie- und Forschungsverfahren auf internationalem Top-Niveau möglich.

Ein aktueller Forschungsschwerpunkt bei Hirntumoren ist die Untersuchung der Wirkung antiangiogener Medikamente mittels des 7Tesla Hochfeld-MR Tomographen, welcher einzigartig hochaufgelöste Bilder der Tumoren und ihrer Gefäßversorgung liefert. Erste Ergebnisse dieser Untersuchungen werden am 10.06.2010 im Rahmen des 7 Tesla Symposiums durch Univ. Prof. Dr. Siegfried Trattnig, Professor für Hochfeld MR Forschung, und Priv. Doz. Dr. Matthias Preusser von der Universitätsklinik für Innere Medizin I präsentiert. Im November dieses Jahres folgt die Präsentation der Forschungsergebnisse auf internationaler Bühne auf dem renommierten Kongress der European Association of Neurooncology (EANO).

Im epidemiologischen Bereich koordinieren ExpertInnen der MedUni Wien das Österreichische Hirntumorregister und das von der EU geförderte internationale Projekt „MOBIKIDS“, welches das Hirntumorrisiko bei Kindern durch Handynutzung erforscht.
Therapeutisch findet man unter anderem eine besondere neurochirurgische Expertise an der MedUni Wien/AKH Wien, indem Operationsplanung mittels multimodaler Bildgebung, Fluoreszenz-gesteuerte Hirnoperation und intraoperative neurophysiologische Überwachung zur Maximierung der Operationssicherheit routinemäßig angewendet werden.
Bei spezieller Tumorlage erfolgen auch Wachoperationen, bei der PatientInnen mit eröffneter Schädeldecke aufgeweckt werden und während der Gehirnoperation sprechen oder motorische Aufträge ausführen. Somit weiß der Neurochirurg, welche Teile er entfernen kann, ohne die PatientInnen zu schädigen.