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MedUni Wien Metastudie: Höhere Überlebenschance ohne Mund-zu-Mund Beatmung

Medizinern der MedUni Wien ist in einer Studie der Nachweis gelungen, dass in bestimmten Fällen von akutem Herzstillstand Wiederbelebungsversuche ohne Beatmung eine höhere Erfolgschance aufweisen. Diese aufsehenerregende Studie wurde auch im renommierten Fachmagazin The Lancet veröffentlicht.

(Wien, 15-10-2010) Medizinern der MedUni Wien ist in einer Studie der Nachweis gelungen, dass in bestimmten Fällen von akutem Herzstillstand Wiederbe-lebungsversuche ohne Beatmung eine höhere Erfolgschance aufweisen. Diese aufsehenerregende Studie wurde auch im renommierten Fachmagazin The Lancet veröffentlicht.

Schon seit längerer Zeit versuchen Mediziner herauszufinden, ob nach einem akuten Herzstillstand die von Laien durchgeführten Wiederbelebungsversuche mittels Anleitung durch die Notrufzentrale besser mit oder ohne Mund-zu-Mund Beatmung durchgeführt werden sollten. Auch drei dazu kürzlich veröffentlichte Studien konnten keine signifikanten Unterschiede aufzeigen.

Dr. Michael Hüpfl, Dr. Harald F. Selig und Ao.Univ. Prof. Dr. Peter Nagele von der Universitätsklinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der MedUni Wien stellten bei diesen Studien fest, dass möglicherweise die Probandenzahl zu gering war, um ein signifikantes Ergebnis zu erhalten. Daher fassten sie drei Studien zu einer Metastudie zusammen. Dadurch konnte in einem aufwändigen statistischen Verfahren nachgewiesen werden, dass es doch einen erheblichen Unterschied gab und damit eine Erfolgsquote ohne Beatmung um ca. 22% höher lag.

Diese Studie zeigt dies bei erwachsenen PatientInnen mit akutem Herzstillstand außerhalb einer medizinischen Einrichtung auf, die von Laien mittels einer telefonischen Anleitung durch die Notrufzentrale wiederbelebt werden konnten. Die Mediziner gehen davon aus, dass in diesem Fall noch genügend Sauerstoff im System vorhanden ist. Daher ist eine Mund-zu-Mund Beatmung z.B. bei Fällen von Herzstillstand durch einen Unfall oder nach dem Ertrinken nach wie vor durchzuführen, ebenso und vor allem bei Kindern, die häufig aufgrund von Sauerstoffmangel einen Herzstillstand erleiden.

„Damit haben die Leitstellendisponenten bei den Notrufzentralen nun endlich eine klare Entscheidungsgrundlage, welche Anleitung zur Wiederbelebung zu geben ist, wenn eindeutig geklärt werden kann, dass der akute Herzstillstand eines Erwachsenen ohne äußere Einwirkung erfolgt ist.“ kommentiert Hüpfl das Ergebnis der Studie.


» Publikation in The Lancet:
Chest-compression-only versus standard cardiopulmonary resuscitation: a meta-analysis
Michael Hüpfl, Harald F Selig, Peter Nagele


Zu den Personen:
Ao.Univ. Prof. Dr. Peter Nagele, geb. 1971, promovierte 1995, schloss 2004 seine Ausbildung zum Notarzt ab und habilitierte 2005 im Fach Anästhesiologie und Intensivmedizin und ist seitdem auch als Ao.Univ. Professor auf diesem Gebiet tätig.
Nagele lebt derzeit in den USA und ist dort an der Washington University School of Medicine als Leiter des Department of Anesthesiology tätig, wo er auch den MSc in Clinical Investigation (2009) und Genetic Epidemiology (2010) absolvierte.
Neben seiner Lehrtätigkeit an der MedUni Wien (Klinische Ausbildung, Dissertationen etc.) widmet er sich bei seiner Forschungsarbeit unter anderem der Pharmakogenomik und „Personalized Medicine“ sowie den kardiovaskolären Komplikationen innerhalb der Perioperativen Outcome-Forschung.
Nagele erhielt bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, ist als Reviewer bei diversen Fachjournalen tätig und hat selbst bereits eine Vielzahl an Publikationen veröffentlicht. Außerdem ist er Mitglied diverser Fachgesellschaften und seit 2008 Präsident der Austrian Scientist and Scholars in North America (ASCINA).

Dr. Harald F. Selig, geb. 1984, promovierte 2009 an der MedUni Wien und absolviert zur Zeit das Doktoratsstudium der angewandten medizinischen Wissenschaften. Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit waren 2007 bis 2009 „Pädiatrische Notfälle in der Luftrettung“, worüber er auch seine Diplomarbeit verfasste, aktuell beschäftigt er sich mit dem Thema „Skin substitutes in deep dermal burns“.

Dr. Michael Hüpfl, geb. 1965, absolvierte bis 1991 sein Medizinstudium an der MedUni Wien und 2001 den Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin. Er ist in vielen Bereichen der Flugrettung tätig, u.a. als Chefarzt der St. John Ambulance Vienna und als Vorsitzender des Edicational Subcomitee des European Trauma Course. In diesem Rahmen hält er auch diverse Vorträge und ist mit der Aus- und Weiterbildung befasst.