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MedUni Wien-Studie: Beifuß und Ragweed reizen das Immunsystem kreuzweise

Kreuzallergie von Beifuß- und Ragweed Pollen untersucht - Impfstoff-Kandidat für Therapie entwickelt.

(Wien, 10-09-2012) Leidet man im Spätsommer unter Heuschnupfen, sind wahrscheinlich Ragweed oder Beifuß-Pollen dafür verantwortlich. Vielleicht auch beide, denn die Antikörper und Zellen des menschlichen Immunsystems können kaum zwischen den Allergenen unterscheiden, wie Beatrice Jahn-Schmid  von der Forschungsgruppe für Zelluläre Allergologie, Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien mit einem internationalen Team herausfand.

In einem kürzlich abgeschlossenen, vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt untersuchte sie die Kreuzallergie von Ragweed und Beifuß, zwei nahe verwandten Pflanzen aus der Familie der Korbblütler.

An einer allergischen Reaktion sind verschiedene Teile des Immunsystems beteiligt, die wichtigsten sind T-Helferzellen und IgE-Antikörper. Sie regen sogenannte Mastzellen an, die Histamine und andere Substanzen ausschütten und damit die Heuschnupfen-Symptome auslösen, erklärte Jahn-Schmid der APA. IgE-Antikörper schützen eigentlich vor Parasiten, wenden sich bei Allergien aber gegen den eigenen Körper.

In Regionen, wo Ragweed und Beifuß nebeneinander vorkommen, reagieren viele Patienten auf beide Pollenarten, so die Forscher. Von 60 Allergiepatienten, die sie untersuchten, waren achtzehn nur gegen Ragweed allergisch, vier nur gegen Beifuß, achtunddreißig hatten Antikörper gegen beide Allergene.

Die Hauptallergene von Beifuß und Ragweed kreuzreagieren sowohl bei den IgE-Antikörpern als auch bei den T-Helferzellen, fanden die Forscher heraus. Weil die Immunantwort auf das Ragweed-Allergen vielfältiger ist, wurden die Personen vermutlich zuerst auf Ragweed-Pollen sensibilisiert und die tränenden Augen und das heftige Niesen bei Beifuß ist eine Kreuzreaktion. Ist man aber vor allem Beifuß ausgesetzt, könnte es auch umgekehrt passieren, so die Forscher.

Gemeinsam mit dem Team von Fatima Ferreira von der Universität Salzburg entwickelte Jahn-Schmid Impfstoff-Kandidaten für Ragweed und Beifuß, mit denen das Immunsystem an die Pollen gewöhnt werden soll. Im Gegensatz zu den derzeitig erhältlichen Impfstoffen sind sie hypo-allergen, das heißt, sie lösen fast keine Immunreaktion aus. "IgE Antikörper können diesen Stoff praktisch nicht mehr binden und die Mastzellen reagieren nicht", sagte Jahn-Schmid. Die T-Zellen würden sehr wohl aktiviert und manche davon könnten die überschießende Immunantwort unterdrücken.