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Michael Trauner: Forschungsschwerpunkt Gallensäuren und deren therapeutische Nutzung

Am 9. Juni 2011 hielt Michael Trauner seine Antrittsvorlesung mit dem Fokus auf Gallensäureneffekte. Neben Gallensteinen und Gallenwegserkrankungen haben Gallensäuren auch auf Volkserkrankungen wie Fettleber, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose großen Einfluss.

(Wien, 09-06-2011) Am 9. Juni 2011 hielt Michael Trauner seine Antrittsvorlesung mit dem Fokus auf Gallensäuren-effekte. Neben Gallensteinen und Gallenwegs-erkrankungen haben Gallensäuren auch auf Volkserkrankungen wie Fettleber, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen  und Arteriosklerose großen Einfluss.

Die Erforschung der Mechanismen und die therapeutische Nutzung von Gallensäuren stehen im Zentrum der Forschungen von Michael Trauner, Professor für Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung der Gastroenterologie und Hepatologie an der MedUni Wien und Leiter der damit verbundenen Klinischen Abteilung am AKH Wien.

In den Mittelpunkt seiner Antrittsvorlesung stellte Trauner die Bedeutung von Gallensäuren als Signalmolekül in der Gastroenterologie und Hepatologie, sowie in Nachbarfächern der Inneren Medizin und Chirurgie. Gallensäuren dienen nicht nur der Absonderung des Gallensekrets und der Fettverdauung, sondern haben auch hormonähnliche Wirkungen, insbesondere um den Fett- und Glukosestoffwechsel in der Leber zu regulieren. Weiters haben sie entzündungs- und immunmodulierende Effekte. Diese könnten für chronisch entzündliche Darmerkrankungen, entzündliche und neoplastische Lebererkrankungen, aber auch in der Rheumatologie und Intensivmedizin (Blutvergiftung/Sepsis) von Bedeutung sein. Vor allem auf Volkserkrankungen wie Diabetes, Fettleber und Arteriosklerose haben die Stoffwechselwirkungen von Gallensäuren großen Einfluss. 

Therapeutisch könnten Gallensäureneffekte durch chemische Modifikationen und Weiterentwicklungen der Moleküle besser genutzt werden, wie Trauner ausführte. Neben Gallenwegserkrankungen stellt vor allem die Fettlebererkankung als die häufigste Lebererkrankung des 21. Jahhunderts ein wichtiges Anwendungsgebiet für Gallensäuren als Medikament dar. Am Beispiel des in seiner Arbeitsgruppe konzipierten Wirkstoffs nor-Ursodeoxycholsäure zeigte er, wie eine Gallensäure erfolgreich zu einem Medikament entwickelt werden kann. Von Trauner geleitete Phase-II-Studien mit nor-Ursodeoxycholsäure zur Therapie der primär sklerosierenden Cholangitis – einer derzeit unbehandelbaren Lebererkankung – und Fettleber stehen unmittelbar bevor.

Den „Physician Scientist“ sieht Trauner als zentrale Drehscheibe in der Medikamentenentwicklung für „orphan diseases“, zu denen cholestatische Lebererkankungen wie die primär sklerosierende Cholangitis zählen, und für „orphan approaches“, also unkonventionelle, mechanistisch-motivierte und forschungsgetriebene Zugänge zu Erkrankungen. Das für diese „Kernkompetenz der universitären patientennahen Forschung“ erforderliche Umfeld sieht Trauner an der MedUni Wien international hervorragend positioniert. Weiters betonte er, dass sich gerade metabolische und cholestatische Lebererkankungen ausgezeichnet als Forschungs- und Anwendungsgebiet einer modernen molekularen Medizin – mit dem Ziel einer individualisierten Diagnostik, Prognosestellung und Therapie – eignen.
Trauner verwies in seiner Vorlesung auch auf die historische Tradition der MedUni Wien in der Cholestase und Gallensäurenforschung im Sinne des translationalen Geistes von Hans Popper als einem der bedeutendsten geistigen Väter der modernen Hepatologie. Auf Popper gehen zahlreiche moderne Konzepte und Begriffe der Hepatologie zurück. In Errinnerung an den Forscher, Arzt und Menschen Hans Popper und seine Wiener Wurzeln hat Trauner eine Internationale „Hans Popper Lecture“ ins Leben gerufen, die erstmals am 29. September 2011 in Wien abgehalten wird.

Am 10. Juni 2011 findet ein international hochkarätig besetztes Symposium mit WegbegleiterInnen, MentorInnen und KollegInnen Trauners zum Thema cholestatischer und metabolischer Lebererkrankungen im Billrothhaus (1090 Wien, Frankgasse 8) statt, um über neueste Entwicklungen und pathogenetische Konzepte zu informieren.

Zur Person:
Univ. Prof. Dr. Michael Trauner, geb. 1964 in Linz, promovierte 1991 an der Karl-Franzens-Universität Graz, wo er anschließend an der dortigen Universitätsklinik zum Facharzt für Innere Medizin ausgebildet wurde und die Zusatz-Facharztausbildung in Gastroenterologie und Hepatologie absolvierte. Nach der Rückkehr von einer mehrjährigen Forschungstätigkeit an der Yale University School of Medicine (USA) baute Trauner eine international renommierte Forschungsgruppe auf dem Gebiet der cholestatischen und metabolischen Lebererkrankungen zur Erforschung der Krankheitsmechanismen und Therapie von Ikterus (Gelbsucht) und Fettleber auf. Die Forschungsergebnisse wurden in führenden Fachzeitschriften publiziert und fanden international große Beachtung.

Von 2005 bis 2010  hatte Trauner die Professur für das Fachgebiet Innere Medizin mit dem Schwerpunkt für Klinische und Molekulare Hepatologie an der Medizinischen Universität Graz inne und war stellvertretender Leiter der dortigen Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie. Am 1. Juni 2010 übernahm Trauner an der MedUni Wien die Professur für Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung der Gastroenterologie und Hepatologie und die Leitung der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie der Universitätsklinik für Innere Medizin.

» Internationales Symposium
"Cholestatic and metabolic liver diseases: from basic science to clinical practice", Freitag, 10. Juni 2011, 8 - 18 Uhr
Gesellschaft der Ärzte | Frankgasse 8 | 1090 Wien


» Bildergalerie der Antrittsvorlesung